Bad Berleburg. Es ist das größte Projekt der Stadt Bad Berleburg: Der Abriss des Eins-A-Komplex beginnt. Jetzt gibt es erste Details zum Baufortgang.

Auf diesen Tag haben viele Menschen in Bad Berleburg gewartet. „Wir haben lange gemeinsam auf diesen Moment hingearbeitet“, sagt auch Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann, als er einen „Meilenstein nachhaltiger Stadtentwicklung“ vorstellt. Es ist so weit. Nach einem neun Jahre andauernden Streit um ein Filetgrundstück der Bad Berleburger Stadtentwicklung kann der marode Eins-A-Komplex endlich abgerissen werden.

Am Donnerstag fiel bei einem Termin auf der Baustelle der offizielle Startschuss für die Arbeiten, die im Hintergrund bereits seit ein paar Tagen laufen. Mit dabei waren Vertreter der Politik, der Stadtverwaltung, des Architekturbüros Eickler und des Abbruchunternehmens Hagedorn und Jens Steinhoff, der als Projektmanager den Blick bereits in die Zukunft des Areals wirft.

Es ist mit das größte Projekt, dass wir als Stadt anpacken.
Bernd Fuhrmann - Bürgermeister

„Es ist mit das größte Projekt, das wir als Stadt anpacken“, macht Fuhrmann deutlich und reiht den Eins-A als „wesentlichsten Baustein“ in einen seit Jahren laufenden Prozess um die Revitalisierung der Bad Berleburger Innenstadt ein. Parallel läuft gerade die Erneuerung des Rathauskomplexes und der Odebornarena und abgeschlossen wurde der Umbau des Goetheplatzes. Dass Quartierplanung für eine leblose Einzelhandelsbrache lange gedauert hat, lag auch an Rechtsstreitigkeiten, die Fuhrmann jetzt aber nur noch am Rande erwähnt. Viel wichtiger ist es dem Bürgermeister, Danke zu sagen und herauszustellen, wie Verwaltung und Politik an einem Strang gezogen hätten, um an diesen Punkt zu kommen. „Vor wenigen Wochen war noch nicht klar, dass wir diesen Container an dieser Stelle aufstellen.“ Und, das ergänzt Kämmerer Manuel Spies: „Vor wenigen Wochen war auch noch nicht klar, dass wir Eigentümer dieses Grundstücks sind.“

Das Modell aus der Planungszeit des Eins-A-Komplexes aus den 1980er Jahren steht im Baustellen-Treff.
Das Modell aus der Planungszeit des Eins-A-Komplexes aus den 1980er Jahren steht im Baustellen-Treff. © WP | Nora Denker

Tatsächlich hängt alles an einer Fördergeldspitze aus Düsseldorf und von der Bezirksregierung in Arnsberg ab. 1,43 Millionen Euro für die Entwicklung solcher Innenstadtflächen hatte NRW-Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) nicht nur 2021 zugesagt, sondern sich auch für eine Verlängerung der Abrufdauer des Geldes starkgemacht. Nur so habe man das Areal vom Vorbesitzer erwerben können und den Abriss in die Wege leiten können. „Wir haben eine Menge dicke Bretter bohren müssen“, berichtet Fuhrmann. Möglich war das aber auch nur, weil die Fraktionen im Stadtrat mitgemacht haben, denn der politische Druck sei groß gewesen, weil aus der Bevölkerung immer wieder die Frage kam: „Was passiert denn jetzt mit den Eins-A?“.

Sebastian Watermann vom Abbruchunternehmen Hagedorn aus Gütersloh erläutert den Verlauf des Abrisses.
Sebastian Watermann vom Abbruchunternehmen Hagedorn aus Gütersloh erläutert den Verlauf des Abrisses. © WP | Lars-Peter Dickel

Abbrucharbeiten

Zunächst einmal wird er jetzt abgerissen. Bis August muss die Fläche geräumt sein, erläutert der Bürgermeister. Und Kämmerer Manuel Spies nennt Eckdaten dieses Projekts. Der Baukörper aus den ehemaligen Ladenlokalen, Gastronomie und Wohnungen steht auf rund 7000 Quadratmetern Fläche. Allein die 4500 Quadratmeter Einzelhandelsfläche sind die größte zusammenhängende Handelsfläche der Region. Die soll nun einer Freifläche weichen.

„Wir sind schon mitten im Prozess“, berichtet Manuel Spies und übergibt an Sebastian Watermann als Bauleiter des Gütersloher Spezialunternehmens Hagedorn. Das wird in den nächsten Monaten 54.000 Kubikmeter umbauten Raum entkernen, nach einzelnen Baustoffen sortieren, recyclen oder fachgerecht entsorgen, um anschließend 20.000 Tonnen nach Ersatzbaustoffverordnung unbedenklichen Bauschutt wieder in die Fläche einzubauen. Die Herausforderungen sind die Nähe zur Schulstraße, zu Bebauung auf Nachbargrundstücken und der Bahnlinie. Beginnen werde man mit dem Parkhaus, von dort aus arbeiteten sich die Abbruchbagger nach Norden vor. Als Letztes fallen die Fassaden an der Schulstraße, sehr wahrscheinlich aber ohne Straßensperrungen. Auch der Bahnverkehr werde nicht beeinträchtigt. Auf der Baustelle werden drei Bagger, ein großer Radlader und eine Brecheranlage betrieben. Gearbeitet werde zwischen 7 und 18 Uhr an den Wochentagen. Laut werde es voraussichtlich aber erst, wenn die Bodenplatten gemeißelt werden.

Parkplatzsituation

Für Bad Berleburger Bürger, vor allem Anwohner, die Fragen haben, wird ein Baustellentreff im Containerturm eingerichtet. Donnerstags ab 16 Uhr könnten Interessierte dort vorbeikommen und auch in dieser Zeit von der Besucherterrasse einen Blick auf die Abbrucharbeiten werfen.

Schon bald sollen zunächst 30 und nach Abbruch des Parkhauses wieder 100 Stellplätze im Bereich des früheren Parkhauses angeboten werden.

Zukunft

Die Zukunft des Areals ist noch nicht in Stein gemeißelt. Als Projektmanager ist Jens Steinhoff dafür verantwortlich, der seit 2010 Projekte der Stadt- und Dorfentwicklung in Bad Berleburg betreut hat. „Es ist schon eine Menge diskutiert worden“, erinnert er an Untersuchungen der Uni Siegen zur Zentrenentwicklung oder den Architekturwettbewerb. Wohnen, Gastronomie und ein Hotel gehörten zu den Favoriten. Allerdings ist die Zukunft noch nicht festgelegt: „Wir wollen schauen, welche Möglichkeiten da sind“, sagt Steinhoff. „Die Welt hat sich weitergedreht“, macht auch der Beigeordnete Volker Sonneborn klar, dass sich in den fünf Jahren seit dem Architekturwettbewerb Bedarfe verändert haben. Nur eines aber bleibt: „Es ist zwischen den beiden Kreiseln eine Eins-A-Lage“. Und Baudezernent Christoph Koch lenkt den Blick weg von Entwürfen der Vergangenheit: „Der Schandfleck verschwindet, der uns zuletzt auch mit der Verkehrssicherungspflicht viel Arbeit gemacht hat. Und beim Blick auf die freie Fläche entstehen ja auch Ideen.“

Jens Steinhoff will „die Ideen aus der Bevölkerung mitnehmen“. Aktuell wird an einem Zeitplan für die Entwicklung gearbeitet. Eine seriöse Prognose, wann die Fläche wieder bebaut werden wird, kann aber noch keiner geben. Aber auch Bürgermeister Fuhrmann gibt das Versprechen ab, dass die Öffentlichkeit mitgenommen wird, und sich einbringen kann.

Auf der Dachterrasse des Bürocontainer-Turms haben sich Stadtverwaltung, Politik, Architekt und Abbruchunternehmen für ein Gruppenbild vor der Kulisse der Handelsbrache aufgestellt. Der Eins-A-Komplex wird bis August abgerissen.
Auf der Dachterrasse des Bürocontainer-Turms haben sich Stadtverwaltung, Politik, Architekt und Abbruchunternehmen für ein Gruppenbild vor der Kulisse der Handelsbrache aufgestellt. Der Eins-A-Komplex wird bis August abgerissen. © WP | Lars-Peter Dickel

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