Wittgenstein. In den Wittgensteiner Kommunen ist die Lage bei Leerständen unterschiedlich, ebenso wie die Rezepte gegen ungenutzte Gewerbeflächen.
In ganz Deutschland wird gerade über leerstehende Flächen in Städten und Regionen berichtet. Sogar in von Wohnungsknappheit stark betroffenen Metropolen wie Berlin, gibt es immer noch Leerstand. Besonders in den Fokus geraten aktuell Büroflächen und Ladenlokale.
Kaum Leerstand bei Wohnflächen
„Mit Blick auf das städtische Eigentum steht aber fest, dass derzeit faktisch keine Wohnungen leer stehen“, heißt es von der Stadt Bad Berleburg zur Leerstandssituation von Wohnraum in städtischem Besitz. 2019 wurde der Leerstand von den „Integrierten Stadtentwicklungskonzepten“ (INSEK) auf vier Prozent beziffert und ist laut der Stadt seitdem auch nicht gestiegen. Aktuelle Zahlen gibt es jedoch nicht. Zur gesamten Leerstandsquote können sich weder die Stadt Bad Laasphe noch die Stadt Bad Berleburg oder die Gemeinde Erndtebrück äußern. Das liege in den Kommunen daran, dass sich viele Gebäude in Privatbesitz befinden. „Solche Listen werden in Bad Laasphe nicht geführt“, meint Jens Gesper, Pressesprecher der Stadt Bad Laasphe. In Erndtebrück werde „keine offizielle Statistik geführt“, weil „kein signifikanter struktureller Leerstand vorliegt“. Im Bereich der Büroflächen werde „in verschiedenen Fällen sogar Bedarf signalisiert.“
Offiziell wenig Leerstand in Berleburg
Beim Gang durch die Kernorte fallen Passanten trotzdem leere Ladenlokale und heruntergekommene Gebäude auf. Durch eine Leerstanderhebung des „Zentrenmanagements“ sei man aber im Jahr 2023 auf eine Quote von nur etwa fünf Prozent Leerstand in der Bad Berleburger Innenstadt gekommen, das Eins-A-Gebäude ausgenommen. Im Vergleich zu einer Erhebung aus dem Jahr 2019 habe die Leerstandsquote in diesem Bereich zwar abgenommen, das Ergebnis wird aber durch die Ausnahme des Eins-A-Komplexes verfälscht. Karsten Wolter, Vorsitzender des Vereins Markt und Tourismus Bad Berleburg sagt trotzdem: „Aktuell sind nahezu alle Ladenlokale besetzt“.
Insgesamt keine Leerstandzunahme
Auch wenn immer mal wieder Ladenflächen geräumt werden müssen und so das Gefühl entstehen kann, der Leerstand würde zunehmen, sagt Pressesprecher Timo Karl über Bad Berleburg: „Nach unserer Beobachtung gibt es keine signifikante Zu- oder Abnahme im Zuge der Gesamtentwicklung.“ Trotz Fluktuationen, scheint der Leerstand also nicht zuzunehmen.
Aus einem aktuellen Bericht des Zentrenmanagements der Industrie- und Handelskammer geht aber hervor, dass „eine Betroffenheit insbesondere des stationären innenstädtischen Einzelhandels durch Rahmenbedingungen wie Online-Einkauf und Pandemie gegeben ist“. Allerdings verweist die Stadt Bad Berleburg ausdrücklich darauf, dass in der Innenstadt keine strukturelle Leerstandsgefährdung vorliege. Karsten Wolter weist ebenfalls auf eine „konstante Belegung“ bei Laden-, Büro- und Gewerbeflächen hin.
Auch in Erndtebrück sei im Bereich der Ladenlokale kein struktureller Leerstand erkennbar und bei einzelnen Geschäftsräumungen werde „häufig auch in angemessenere Zeit Nachnutzungen gefunden“. In Bad Laasphe sagt man, man könne die aktuelle Situation gar nicht einschätzen, da sich fast alle Gebäude in der Innenstadt in privatem Besitz befinden.
Wie geht man mit Leerständen um?
In Bad Berleburg versuche man, durch den Austausch mit den Immobilienbesitzern, ein „positives Leerstandsmanagement“ zu erreichen. Seit 2022 gebe es dafür das „Zentrenmanagement Innenstadt“, welches das Leerstandsmanagement koordiniere und noch bis mindestens 2026 vom Land gefördert wird. Pressesprecherin Nathalie Treude aus Erndtebrück sagt: „Die Gemeinde führt kein aktives Leerstandmanagement durch, unterstützt jedoch nach Möglichkeit Vermieter und potenzielle Mieter und stellt gegebenenfalls die notwendigen Kontakte her.“
Leerstände „als Chance für positive Veränderungen“
Eine Problemlage sieht die Stadt Bad Berleburg in den aktuell leerstehenden Gebäuden nicht, sondern vielmehr eine „Chance für positive Veränderung“. Es werde geprüft, wie man aktuell leerstehende Flächen für „soziale, gemeinnützige oder gewerbliche Zwecke“ nutzen könne. Gemeinsam mit lokalen Unternehmen arbeite man aktiv an innovativen Lösungen zur Umgestaltung von ungenutzten Gebäuden.
In Bad Laasphe gibt es noch keine konkreten Bestrebungen, gegen den Leerstand in der Innenstadt anzugehen. Allerdings soll mit dem „Einzelhandelskonzept“ aktuell geklärt werden, wie sich die Bedarfslage gestaltet. „Dann hat man eine Möglichkeit darüber nachzudenken, was gebraucht wird“, weist Pressesprecher Jens Gesper auf die kommende Laaspher Ratssitzung hin, bei der die Ergebnisse der Bedarfsprüfung für das Einzelhandelskonzept besprochen werden sollen. Im Zuge dessen könne dann auch über den Umgang mit Leerständen diskutiert werden.