Bad Berleburg. Einer der größte Schandflecke soll bald Gesichte sein. Bürgermeister Bernd Fuhrmann erläutert erste Ideen für das neue Stadtquartier.
Die Nachricht ist gut: Die Stadt Bad Berleburg kann eines der größten Probleme der Stadtentwicklung endlich in Eigenregie lösen. Immobilienbesitzer Dieter Gawron und die Stadt Bad Berleburg haben sich nach einem fast acht Jahre währenden Tauziehen geeinigt. Die Stadt kann das Gebäude kaufen, es abreißen und überplanen.
„Über den Kaufpreis haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart“, sagt Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann auf Nachfrage der Redaktion. Allerdings freut sich der Verwaltungschef über das hervorragende Entwicklungspotenzial für die Kernstadt. Im Gespräch mit der Redaktion äußert er die Idee eines „zukunftsfähigen Quartiers, das Digitalisierung und Nachhaltigkeit verbindet und Elemente des urbanen Raumes mit denen des ländlichen verknüpft“.
Dem Kauf war ein langer Rechtsstreit um das Vorkaufsrecht der Stadt vorausgegangen, bei dem sich die Stadt durchsetzen konnte. Aber auch der Investor konnte bei dem Kaufpreis etwas mehr Geld durchsetzen, heißt es.
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Im Rathaus aber kommentierte man diesen Tag in einer Pressemitteilung als „großen Meilenstein in der nachhaltigen Stadtentwicklung“. Gegenüber dieser Zeitung erläuterte Fuhrmann einige Eckpunkte der Entwicklung. Parallel zum nun folgenden Abriss starten Planungen, die auf mehreren Grundlagen fußen. Es gebe die Ergebnisse des Architekturwettbewerbes mit Studierenden der Uni Siegen und Professorin Hildegard Schröteler von Brandt und es gebe die Untersuchungen zu Einzelhandelsstrukturen von Prof. Hannah Schramm-Klein. „Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum und ein lebendiges Stadtquartier mit Aufenthaltsqualität.“ Fuhrmann stellt Bezüge zum neuen Bürgerhaus und zur „Odebornarena“ am Marktplatz her. Neben Wohnraum und Geschäften gebe es auch Bedarf für ein Hotel. „Das kann ich mir sehr gut vorstellen“, so Fuhrmann. Die genaue Gestaltung soll dann unter Beteiligung der Menschen aus der Stadt der Dörfer erfolgen. Im Zuge des gesamten Projektes soll die Holz-Agenda der Stadt Bad Berleburg umfassend zum Tragen kommen. „Wir wollen damit modellhaft zeigen, was mit dem Baustoff Holz möglich ist. Auf einem vergleichsweise kompakten Areal haben wir die Chance, vielfältige Möglichkeiten abzubilden“, erklärte Bernd Fuhrmann. Vieles ist im Fluss, vieles ist denkbar, aber eines ist auch klar. Der Lebensmittel-Discounter Lidl wird sich an seinem bestehenden Standort erweitern und nicht auf das neue Areal ziehen.
Leerstand und Verfall über die Jahre in Fotos festgehalten
Abriss ist finanziert
„Alle Voraussetzungen sind geschaffen. Gemeinsam haben wir lange auf diesen Moment hingearbeitet, um aus dem Schandfleck ein neues Areal für alle Menschen zu gestalten“, wird Fuhrmann in der Pressemitteilung zitiert. Der Bürgermeister bedankte sich bei der Verwaltung und der Politik und nannte eine ganz wichtige Weichenstellung: Bereits im Sommer 2021 hatte das damalige NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung eine entsprechende Förderung in Höhe von 1,43 Millionen Euro bewilligt, um die Abrisskosten zu finanzieren. Die Summe stammt aus dem Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte in Nordrhein-Westfalen 2021. „Der Zuwendungsbescheid hat uns damals nachhaltig vorangebracht – jetzt ist uns der Durchbruch mit dem Kauf des Areals gelungen. Daher möchte ich auch Ministerin Ina Scharrenbach ausdrücklich für die konstruktive und zielführende Zusammenarbeit danken – und freue mich bereits auf die weitere Zusammenarbeit“, betonte Bernd Fuhrmann und erläutert die nächsten Schritte. Es ist geplant, bis zum tatsächlichen Abriss des Parkhauses die unteren beiden Etagen weiterhin zum Parken zur Verfügung zu stellen. „Wir sind uns der Verantwortung, die damit einhergeht, bewusst. Daher haben wir auch direkt nach Vertragsabschluss damit begonnen, das gesamte Gelände zu sichern. Wir müssen und werden unserer Verkehrssicherungspflicht als neue Eigentümerin nachkommen“, betonte Fuhrmann.
Gebäude nicht betreten
Zugleich appellierte der Bürgermeister der Stadt Bad Berleburg an alle Menschen, die Schrottimmobilie in der Schulstraße nicht zu betreten: „Das gesamte Gebäude ist baufällig, daher können wir keinen Zutritt gestatten. Wir möchten nicht, dass Menschen darin zu Schaden kommen – die Gefahr beim Betreten ist groß. Die Sicherheit aller Menschen ist unser wichtigstes Anliegen.“