Experten prüfen, ob Bad Berleburg den Status als Bad behält
•
Lesezeit: 4 Minuten
Bad Berleburg. Früher war die Stadt eines der bedeutendsten Heilbäder. Heute hat der Stellenwert abgenommen. Jetzt prüft die Bezirksregierung das Bad.
Wer hätte das gedacht? Bad Berleburg war einmal der zweitgrößte Kurort der jungen Bundesrepublik. Den Grundstein dafür legte der 1951 gegründete Kneipp-Verein, aus dem später die Wittgensteiner Kurgesellschaft und dann die Kuranstalt (WKA) wurde. 1967 stellten die Stadtväter den Antrag auf einen Bad-Titel, der 1971 verliehen wurde.
Aber das ist lange her, und die Geschichte des Heilbades ist voller Höhen und Tiefen. Die besten Jahre hatte das Residenzstädtchen in den 1970 und 1980er Jahren. Das Kreiskrankenhaus, das Kriegsblindenheim, die Klinik Wittgenstein des Johanneswerkes und die vier Kliniken der Wittgensteiner Kuranstalt rundeten das Angebot ab. Das Klischee „Morgens Fango, abends Tango“ galt auch in Berleburg. In der Gastronomie herrschte zumindest bis kurz vor 22.30 Uhr oft Hochstimmung. Dann mussten die Kurgäste und Kurschatten wieder in ihre Kliniken und Unterkünfte zurück. Hinzu kamen Konzerte und Tanzveranstaltungen.
Bilder aus dem Heilbad Berleburg
1/33
Inzwischen ist Berleburg kein „Kurort“ im eigentlichen Sinne mehr. Die medizinische Rehabilitation hat den Kneipp-Kuren wirtschaftlich den Rang abgelaufen und längst hat die Industrie die Gesundheitsbranche als größten Beschäftigungszweig abgelöst.
Alle zehn Jahre wird nachgeschaut
Trotzdem ist der Zusatz „Bad“ vor dem Ortsnamen Berleburg nach wie vor ein wichtiges Prädikat. Insgesamt 40 Kommunen oder Ortsteile in Südwestfalen tragen Bad-Titel oder Kurort-Prädikate. Allerdings können sich weder Bad Berleburg noch Bad Laasphe und die anderen 38 Titelträger auf dem einmal verliehenen Prädikat ausruhen. Die Bezirksregierung Arnsberg überprüft als „Kurorte-TÜV“ alle zehn Jahre, ob die Voraussetzungen erfüllt werden. Bad Berleburg ist in 2024 wieder an der Reihe. Und das erfolgt nach klaren Regeln: „Die zu überprüfenden Anerkennungsvoraussetzungen für staatlich anerkannte Kurorte ergeben sich zum einen aus dem Gesetz über Kurorte im Land Nordrhein-Westfalen“, erklärt Ursula Kissel von der Bezirksregierung. Die letzte Überprüfung fand übrigens 2012 statt. Vom Zehn-Jahres-Turnus wurde diesmal abgewichen.
Die Vorbereitungen für die Überprüfung finden in Abstimmung zwischen der Stadt Bad Berleburg, den Kliniken sowie der BLB-Tourismus GmbH statt
Manuel Spies
In Bad Berleburg laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: „Wir haben das entsprechende Luftgutachten über die Gesundheitsagentur NRW in Auftrag gegeben. Die Vorbereitungen für die Überprüfung finden in Abstimmung zwischen der Stadt Bad Berleburg, den Kliniken sowie der BLB-Tourismus GmbH statt“, berichtet Kämmerer und Fachbereichsleiter Innere Verwaltung Stadt Bad Berleburg, Manuel Spies.
Für die Bad Berleburger Stadtverwaltung ist die Überprüfung nichts Neues und hat auch einen längeren Vorlauf, bei dem die Bezirksregierung hilft: „Die Überprüfung erfolgt in der Regel anhand einer Checkliste, die die Bezirksregierung Arnsberg im Vorfeld zur Verfügung stellt. Grundlage für alle weiteren Schritte ist das Vorliegen eines Luftqualitätsgutachtens nebst bioklimatischer Beurteilung des Kurortes. Die Installation der Messgeräte ist erfolgt und die Messungen haben Mitte Februar begonnen. Der Messzeitraum ist vorgeschrieben und auf sechs Monate angesetzt. Die Re-Prädikatisierung ist nach Vorliegen der Ergebnisse möglich“, erläutert Spies.
Klima und Kurbetrieb sind Kriterien
Das Klima ist aber nur ein Kriterium. Gesundheitsangebote mit wissenschaftlich anerkannten Therapien oder Kuranwendungen sind nötig, sowie Bademediziner. In Bad Berleburg übernimmt diese Aufgabe der Erndtebrücker Allgemeinmediziner Dr. Oliver Haas.
Zwar kann der Kurortsstatuts widerrufen werden, wenn die Anerkennungsvoraussetzungen fehlen, wie Ursula Kissel von der Bezirksregierung erklärt. Aber es gibt auch eine Nachbesserungsfrist. „Sofern bei der Überprüfung fehlende Anerkennungsvoraussetzungen festgestellt werden, ist es möglich, deren Nachweis innerhalb einer bestimmten Frist nachzufordern“, berichtet Kissel.
Nur eines aber kommt wohl nicht zurück: Die große Zeit der Heilbäder, „Morgens Fango, abends Tango“.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.