Bad Berleburg. Früher war die Stadt eines der bedeutendsten Heilbäder. Heute hat der Stellenwert abgenommen. Jetzt prüft die Bezirksregierung das Bad.

Wer hätte das gedacht? Bad Berleburg war einmal der zweitgrößte Kurort der jungen Bundesrepublik. Den Grundstein dafür legte der 1951 gegründete Kneipp-Verein, aus dem später die Wittgensteiner Kurgesellschaft und dann die Kuranstalt (WKA) wurde. 1967 stellten die Stadtväter den Antrag auf einen Bad-Titel, der 1971 verliehen wurde.

Aber das ist lange her, und die Geschichte des Heilbades ist voller Höhen und Tiefen. Die besten Jahre hatte das Residenzstädtchen in den 1970 und 1980er Jahren. Das Kreiskrankenhaus, das Kriegsblindenheim, die Klinik Wittgenstein des Johanneswerkes und die vier Kliniken der Wittgensteiner Kuranstalt rundeten das Angebot ab. Das Klischee „Morgens Fango, abends Tango“ galt auch in Berleburg. In der Gastronomie herrschte zumindest bis kurz vor 22.30 Uhr oft Hochstimmung. Dann mussten die Kurgäste und Kurschatten wieder in ihre Kliniken und Unterkünfte zurück. Hinzu kamen Konzerte und Tanzveranstaltungen.

Bilder aus dem Heilbad Berleburg

Postkarte vom Kneipp-Heilbad Bad Berleburg
Postkarte vom Kneipp-Heilbad Bad Berleburg © WR Berleburg | unbekannt
Martha Schrage früher Kurdirektorin Bad Berleburg
Martha Schrage früher Kurdirektorin Bad Berleburg © Christoph Vetter | Christoph Vetter
Im Jahr 1964 sah das spätere Gebäude der Baumrainklinik noch so aus. Im Laufe der Jahre wurde die Klinik erweitert und das Gebäude vergrößert.
Im Jahr 1964 sah das spätere Gebäude der Baumrainklinik noch so aus. Im Laufe der Jahre wurde die Klinik erweitert und das Gebäude vergrößert. © Baumrainklinik | Baumrainklinik
Fachkliniken in Bad Berleburg Baumrainklinik Fachkliniken in Bad Berleburg
Fachkliniken in Bad Berleburg Baumrainklinik Fachkliniken in Bad Berleburg © Jansen | Jansen
Werden in der Baumrainklinik Bad Berleburg demnächst mehr Begleitpersonen als Patienten sein? Die kardiologische Abteilung soll mittelfristig geschlossen und die der Gehör geschädigten Patienten in die Rothaarklinik (früher HKK) umziehen.
Werden in der Baumrainklinik Bad Berleburg demnächst mehr Begleitpersonen als Patienten sein? Die kardiologische Abteilung soll mittelfristig geschlossen und die der Gehör geschädigten Patienten in die Rothaarklinik (früher HKK) umziehen. © WP
Neue Zimmer für Helios-Mitarbeiter in Bad Berleburg -- Motiv: Im A-Haus der Baumrainklinik am Lerchenweg in Bad Berleburg Kernstadt entstehen neue Zimmer für Helios-Mitarbeiter vor Ort, die ihren familiären Lebensmittelpunkt nicht in Wittgenstein haben. Dafür laufen im Hause zur Zeit die Renovierungsarbeiten. Der örtliche Malerfachbetrieb Althaus ist im Einsatz.
Neue Zimmer für Helios-Mitarbeiter in Bad Berleburg -- Motiv: Im A-Haus der Baumrainklinik am Lerchenweg in Bad Berleburg Kernstadt entstehen neue Zimmer für Helios-Mitarbeiter vor Ort, die ihren familiären Lebensmittelpunkt nicht in Wittgenstein haben. Dafür laufen im Hause zur Zeit die Renovierungsarbeiten. Der örtliche Malerfachbetrieb Althaus ist im Einsatz. © WP
Die AHG hat das ehemalige Kriegsblindenkurheim in Bad berleburg gekauft, um dort eine Klinik für Suchtkranke Menschen einzurichten
Die AHG hat das ehemalige Kriegsblindenkurheim in Bad berleburg gekauft, um dort eine Klinik für Suchtkranke Menschen einzurichten © WR | WOLF, Andreas
Das Ev. Johanneswerk zieht mit Seniorenbetreuung in die ehemalige, leerstehende Suchtklinik am Sähling. Dort hat die AHG eine Etage an die Bielefelder verpachtet.
Das Ev. Johanneswerk zieht mit Seniorenbetreuung in die ehemalige, leerstehende Suchtklinik am Sähling. Dort hat die AHG eine Etage an die Bielefelder verpachtet. © WP
Wittgenstein gestern und heute - Kneipp-Sanatorium (Außenansicht) +++Quelle: Stadtarchiv Bad Berleburg+++
Wittgenstein gestern und heute - Kneipp-Sanatorium (Außenansicht) +++Quelle: Stadtarchiv Bad Berleburg+++ © WP
In der Bad Berleburger Odebornklinik, einer der Wittgensteiner Kliniken der Helios GmbH gibt es Probleme. Die bislang am besten ausgelastete Klinik hat nach patientenbeschwerden offenbar ihren Vertrag mit dem Beleger AOK verloren.
In der Bad Berleburger Odebornklinik, einer der Wittgensteiner Kliniken der Helios GmbH gibt es Probleme. Die bislang am besten ausgelastete Klinik hat nach patientenbeschwerden offenbar ihren Vertrag mit dem Beleger AOK verloren. © WR | Dickel, Lars-Peter
Wittgenstein gestern und heute - Odebornklinik (Außenansicht) +++Quelle: Stadtarchiv Bad Berleburg+++
Wittgenstein gestern und heute - Odebornklinik (Außenansicht) +++Quelle: Stadtarchiv Bad Berleburg+++ © WP
Odebornklinik
Odebornklinik © WP
Reha-Klinik Rehaklinik Bad Berleburg Haupteingang
Die Reha-Klinik Bad Berleburg mit seinen zahlreichen Gebäuden erstreckt sich über ein großes Gelände, Am Schloßpark 11. Unter diesem Dach sind Baumrainklinik - Odebornklinik - Rothaarklinik zusammengefasst.
Reha-Klinik Rehaklinik Bad Berleburg Haupteingang Die Reha-Klinik Bad Berleburg mit seinen zahlreichen Gebäuden erstreckt sich über ein großes Gelände, Am Schloßpark 11. Unter diesem Dach sind Baumrainklinik - Odebornklinik - Rothaarklinik zusammengefasst. © Wittgenstein | Eberhard Demtröder
Fa. Ejot zieht mit Vertriebssparte ins ehemalige Kurhaus in Bad Berleburg um
Fa. Ejot zieht mit Vertriebssparte ins ehemalige Kurhaus in Bad Berleburg um © WP
Alte Aufnahme Gymnastik am Kurhaus in Bad Berleburg
Alte Aufnahme Gymnastik am Kurhaus in Bad Berleburg © WP | Christoph Vetter
Vamed Klinik Bad Berleburg
Vamed Klinik Bad Berleburg © WP | Ramona Richter
Klinik Wittgenstein bietet Workshop zu Lebensbüchern an
Klinik Wittgenstein bietet Workshop zu Lebensbüchern an © WR | Dickel, Lars-Peter
Verwaltungsgebäude der Wittgensteiner Kliniken AG (WKA) in Bad Berleburg am Herrengarten. Die WKA ist eine Tochter des Gesundheitskonzerns Fresenius.
Verwaltungsgebäude der Wittgensteiner Kliniken AG (WKA) in Bad Berleburg am Herrengarten. Die WKA ist eine Tochter des Gesundheitskonzerns Fresenius. © WR | WR Bad Berleburg
Dr. Dr. hc Hans-Hermann Leimbachehemaliger Vorstandsvorsitzender der Wittgensteiner Kliniken AG
Dr. Dr. hc Hans-Hermann Leimbachehemaliger Vorstandsvorsitzender der Wittgensteiner Kliniken AG © WP | Berleburg Privat
Die Herz Kreislauf Klinik soll geschlossen werden.WP Bad Berleburg
Die Herz Kreislauf Klinik soll geschlossen werden.WP Bad Berleburg © WP | Christoph Vetter
Herz-Kreislauf-Klinik Bad BerleburgDr. Melz bei einer Untersuchung
Herz-Kreislauf-Klinik Bad BerleburgDr. Melz bei einer Untersuchung © WP | Berleburg Privat
Spontan haben gestern Abend um 19 Uhr die mitarbeiter gegen die geplante Schließung der Herz Kreislauf Klinik in Bad Berleburg demonstriert. Manche hoffen, dass die Planungen doch noch geändert werden könnten.
Spontan haben gestern Abend um 19 Uhr die mitarbeiter gegen die geplante Schließung der Herz Kreislauf Klinik in Bad Berleburg demonstriert. Manche hoffen, dass die Planungen doch noch geändert werden könnten. © WP | peter kehrle
Die Verwaltungsleiterin der Rothaarklinik Elke Schäfer und Bauleiter Siggi Bultmann auf der Baustelle in der Herz-Kreislauf-Klinik.
Die Verwaltungsleiterin der Rothaarklinik Elke Schäfer und Bauleiter Siggi Bultmann auf der Baustelle in der Herz-Kreislauf-Klinik. © WP | Lars-Peter Dickel +491722730338
Die Rotharklinik des Helios Konzerns zieht um. In der früheren Herz-Kreislauf-Klinik findet sie ein neues zu Hause.
Die Rotharklinik des Helios Konzerns zieht um. In der früheren Herz-Kreislauf-Klinik findet sie ein neues zu Hause. © WP | Lars-Peter Dickel +491722730338
Die Rotharklinik des Helios Konzerns zieht um. In der früheren Herz-Kreislauf-Klinik findet sie ein neues zu Hause.
Die Rotharklinik des Helios Konzerns zieht um. In der früheren Herz-Kreislauf-Klinik findet sie ein neues zu Hause. © WP | Lars-Peter Dickel +491722730338
Die Rotharklinik des Helios Konzerns zieht um. In der früheren Herz-Kreislauf-Klinik findet sie ein neues zu Hause.
Die Rotharklinik des Helios Konzerns zieht um. In der früheren Herz-Kreislauf-Klinik findet sie ein neues zu Hause. © WP | Lars-Peter Dickel +491722730338
Die Klinik am Spielacker wurde im Jahr 1975 eröffnet, um die nach Bad Berleburg kommenden Kurgäste in malerischer Umgebung unterzubringen.
Die Klinik am Spielacker wurde im Jahr 1975 eröffnet, um die nach Bad Berleburg kommenden Kurgäste in malerischer Umgebung unterzubringen. © WP | Lars-Peter Dickel
Rundgang durchs Klinik-Gelände - vorbei an den renovierten Orten wie Schwimmbad, Spielfeld, Physiotherapie
Rundgang durchs Klinik-Gelände - vorbei an den renovierten Orten wie Schwimmbad, Spielfeld, Physiotherapie © WP
Wittgenstein gestern und heute - Klinik Wittgenstein (Vorderansicht) +++Quelle: Stadtarchiv Bad Berleburg+++
Wittgenstein gestern und heute - Klinik Wittgenstein (Vorderansicht) +++Quelle: Stadtarchiv Bad Berleburg+++ © WP
Wittgenstein gestern und heute - Klinik Wittgenstein(2) +++Quelle: Stadtarchiv Bad Berleburg+++
Wittgenstein gestern und heute - Klinik Wittgenstein(2) +++Quelle: Stadtarchiv Bad Berleburg+++ © WP
Klinik Wittgenstein
Klinik Wittgenstein © WP | Klinik Wittgenstein/Ev.Johanneswerk
Rolf Schmerer leitete an, Melina Jabir und Melina Grebe setzten die Tipps des Referenten zum Wassertreten direkt im Tretbecken an der Espequelle in Bad Berleburg um.
Rolf Schmerer leitete an, Melina Jabir und Melina Grebe setzten die Tipps des Referenten zum Wassertreten direkt im Tretbecken an der Espequelle in Bad Berleburg um. © Stadt Bad Berleburg | Klaus-Peter Kappest
Katrin Karger bietet Anfang August auf dem Bad Berleburger Schützenplatz einen kostenlosen Kurs zum Vinyasa-Yoga-Flow an.
Katrin Karger bietet Anfang August auf dem Bad Berleburger Schützenplatz einen kostenlosen Kurs zum Vinyasa-Yoga-Flow an. © Stadt Bad Berleburg | Marlies Ardischoll
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Inzwischen ist Berleburg kein „Kurort“ im eigentlichen Sinne mehr. Die medizinische Rehabilitation hat den Kneipp-Kuren wirtschaftlich den Rang abgelaufen und längst hat die Industrie die Gesundheitsbranche als größten Beschäftigungszweig abgelöst.

Alle zehn Jahre wird nachgeschaut

Trotzdem ist der Zusatz „Bad“ vor dem Ortsnamen Berleburg nach wie vor ein wichtiges Prädikat. Insgesamt 40 Kommunen oder Ortsteile in Südwestfalen tragen Bad-Titel oder Kurort-Prädikate. Allerdings können sich weder Bad Berleburg noch Bad Laasphe und die anderen 38 Titelträger auf dem einmal verliehenen Prädikat ausruhen. Die Bezirksregierung Arnsberg überprüft als „Kurorte-TÜV“ alle zehn Jahre, ob die Voraussetzungen erfüllt werden. Bad Berleburg ist in 2024 wieder an der Reihe. Und das erfolgt nach klaren Regeln: „Die zu überprüfenden Anerkennungsvoraussetzungen für staatlich anerkannte Kurorte ergeben sich zum einen aus dem Gesetz über Kurorte im Land Nordrhein-Westfalen“, erklärt Ursula Kissel von der Bezirksregierung. Die letzte Überprüfung fand übrigens 2012 statt. Vom Zehn-Jahres-Turnus wurde diesmal abgewichen.

Die Vorbereitungen für die Überprüfung finden in Abstimmung zwischen der Stadt Bad Berleburg, den Kliniken sowie der BLB-Tourismus GmbH statt
Manuel Spies

In Bad Berleburg laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: „Wir haben das entsprechende Luftgutachten über die Gesundheitsagentur NRW in Auftrag gegeben. Die Vorbereitungen für die Überprüfung finden in Abstimmung zwischen der Stadt Bad Berleburg, den Kliniken sowie der BLB-Tourismus GmbH statt“, berichtet Kämmerer und Fachbereichsleiter Innere Verwaltung Stadt Bad Berleburg, Manuel Spies.

Für die Bad Berleburger Stadtverwaltung ist die Überprüfung nichts Neues und hat auch einen längeren Vorlauf, bei dem die Bezirksregierung hilft: „Die Überprüfung erfolgt in der Regel anhand einer Checkliste, die die Bezirksregierung Arnsberg im Vorfeld zur Verfügung stellt. Grundlage für alle weiteren Schritte ist das Vorliegen eines Luftqualitätsgutachtens nebst bioklimatischer Beurteilung des Kurortes. Die Installation der Messgeräte ist erfolgt und die Messungen haben Mitte Februar begonnen. Der Messzeitraum ist vorgeschrieben und auf sechs Monate angesetzt. Die Re-Prädikatisierung ist nach Vorliegen der Ergebnisse möglich“, erläutert Spies.

Auf dem Hinweisschild zum Tretbecken im Bullerbach prangt noch das Markenzeichen der Wittgensteiner Kuranstalt, der Berleburger Bär mit der Gießkanne.
Auf dem Hinweisschild zum Tretbecken im Bullerbach prangt noch das Markenzeichen der Wittgensteiner Kuranstalt, der Berleburger Bär mit der Gießkanne. © Berleburg | Lars-Peter Dickel

Klima und Kurbetrieb sind Kriterien

Das Klima ist aber nur ein Kriterium. Gesundheitsangebote mit wissenschaftlich anerkannten Therapien oder Kuranwendungen sind nötig, sowie Bademediziner. In Bad Berleburg übernimmt diese Aufgabe der Erndtebrücker Allgemeinmediziner Dr. Oliver Haas.

Zwar kann der Kurortsstatuts widerrufen werden, wenn die Anerkennungsvoraussetzungen fehlen, wie Ursula Kissel von der Bezirksregierung erklärt. Aber es gibt auch eine Nachbesserungsfrist. „Sofern bei der Überprüfung fehlende Anerkennungsvoraussetzungen festgestellt werden, ist es möglich, deren Nachweis innerhalb einer bestimmten Frist nachzufordern“, berichtet Kissel.

Nur eines aber kommt wohl nicht zurück: Die große Zeit der Heilbäder, „Morgens Fango, abends Tango“.

Postkarte vom Kneipp-Heilbad Bad Berleburg
Postkarte vom Kneipp-Heilbad Bad Berleburg © WR Berleburg | unbekannt

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