Bad Berleburg. Hans-Hermann Leimbach ist tot. Als Geschäftsführer der Wittgensteiner Kliniken hat er die Stadt als Gesundheitsstandort geprägt. Ein Nachruf.
Die traurige Nachricht kommt überraschend. Für viele Weggefährten aus Bad Berleburg ist sie auch ein Schock: Dr. Hans-Hermann Leimbach ist tot. Der Unternehmer starb nach Informationen dieser Zeitung am Dienstag, 7. März, in einem Krankenhaus in Windhuk/Namibia nach kurzer schwerer Krankheit. Leimbach wurde 77 Jahre alt. Untrennbar mit seinem Namen ist der Aufstieg Bad Berleburgs vom Kurort in der Provinz zum medizinische Rehabilitationszentrum mit mehreren Fachkliniken und zum Sitz einer der erfolgreichsten privaten Klinikträger Deutschlands verbunden.
Das sagt Bad Berleburgs Bürgermeister
Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann reagierte betroffen auf die Nachricht vom Tode Leimbachs „Dr. Hans-Hermann Leimbach gilt als Wegbereiter, der Bad Berleburg als Gesundheitsstandort über die Grenzen der Region hinaus bekannt gemacht hat. Durch sein weitsichtiges, unternehmerisches Wirken haben die Kliniken selbst in schwierigen Zeiten durch innovative Ansätze und Neuausrichtungen erfolgreich am Markt bestanden. Damit haben sie für viele Bad Berleburger Familien über Jahrzehnte hinweg sichere Arbeitsplätze geboten. Wir verlieren mit Dr. Hans Hermann Leimbach eine Persönlichkeit, der wir viel zu verdanken haben. Sein Wirken für unsere Stadt der Dörfer hat ebenso Bestand über seinen Tod hinaus wie sein soziales Engagement für Bildung und Unterstützung von Waisenkindern in Afrika – ein wichtiges Signal für Zusammenhalt und Gemeinschaft an uns alle.“
Auch Elmar Knoche, Geschäftsführer der Vamed-Klinik nimmt Anteil: „Hans-Hermann Leimbach war eine der prägenden Persönlichkeiten Bad Berleburgs: Er hat die ehemalige WKA zu einem der bekanntesten Anbieter moderner Rehamedizin entwickelt und mir vor 25 Jahren eine berufliche Heimat gegeben. Sein unternehmerischer Weitblick, sein strategisches Geschick und sein sozialer, stets umsichtiger Führungsstil haben meinen eigenen Werdegang geprägt und ich möchte die vielen Jahre, die er für mich ein Mentor war, nicht missen. Sein plötzlicher Tod hat mich tief erschüttert und mein Mitgefühl gilt insbesondere seiner Familie.“
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Erfolgreiches Wirken
Hans-Hermann Leimbach setzte das Werk der Gründer Martha Schrage und Wilhelm Stark fort. Die hatten 1952 eine private Kneipp-Kur-Gesellschaft – die Wittgensteiner Kuranstalt GmbH – gegründet. Die Entwicklung lief fast 30 Jahre positiv. Dann kam die erste große Krise: Leimbach wechselte am 1. Juli 1980 aus Bad Wildungen von der dortigen Klinikgruppe nach Bad Berleburg und löste die Gründer Schrage und Stark nach fast drei Jahrzehnten an der Spitze der WKA ab. Der ärztliche Direktor der heutigen Vamed-Rehakliniken in Bad Berleburg, Dr. Dietmar Schäfer, erinnert sich: „Als Wirtschaftsjurist kam er aus Bad Wildungen und brachte von dort bereits einige Erfahrungen im Kur- und Rehabilitationsbereich mit. Sein Dienstantritt erfolgte damals in denkbar schlechter Zeit. Ein Kostendämpfungsgesetz hatte zu sehr einschneidenden Einsparmaßnahmen geführt. Die Rentenversicherungen wiesen deutlich weniger Rehabilitanden zu und kündigten schließlich zu Beginn der 80er Jahre die Verträge.“ Diese Entwicklung hatte das „Aus“ für die Kliniken 1982 zur Folge.
Weitsichtig und mutig
Schäfer bescheinigt Leimbach große Weitsicht und unternehmerischen Mut:. „Unter seiner Leitung wurde trotz unsicherer Zeiten sehr viel Geld in die Kliniken der WKA investiert. Mit etwa 30 Millionen DM wurden aus den Sanatorien moderne Rehabilitationskliniken geschaffen, die bestens medizinisch ausgestattet wurden. Mit seiner überzeugenden Begeisterungsfähigkeit gelang es Leimbach, einen ausgezeichneten Mitarbeiterstamm anzuwerben, der in den folgenden Jahren einen großen Beitrag zu einer beeindruckenden Entwicklung der WKA lieferte. Nicht nur in Berleburg, auch im Allgäu, in Hattingen, in Hagen, in den neuen Bundesländern und sogar in Tschechien und Portugal wurde die WKA mit eigenen Einrichtungen präsent“, erinnert sich Schäfer.
Aus der Wittgensteiner Kuranstalt war die Wittgensteiner Kliniken AG geworden: 2001 war sie eine der großen bundesweit tätigen privaten Krankenhausträger und hielt darüber hinaus Beteiligungen an Kliniken in der Tschechischen Republik und in Finnland. Zum WKA-Verbund gehörten damals insgesamt 21 Fach- und sieben Akutkliniken mit zusammen rund 5500 Betten. Die Wittgensteiner Kliniken AG beschäftigt zu diesem Zeitpunkt rund 4600 Mitarbeiter, die zusammen einen Jahresumsatz von 220 Millionen Euro erwirtschafteten.
Erfolge gemeinsam gefeiert
Als verantwortlich für diesen Erfolg sieht Schäfer vor allem Leimbach. „Der war stets ein Mann der Tat. Herausforderungen mussten angegangen werden. Diese Lösungsorientiertheit verlangte er auch von seinen Mitarbeitern. Erfolge wurden zusammen sehr lebhaft gefeiert – davon weiß auch über 20 Jahre später noch so mancher Berleburger zu berichten.“
Die Weitsicht, die Leimbach beim Umbau der Kureinrichtungen in moderne Rehakliniken bewiesen hat, zeigte der Unternehmer erneut. 2001 organisierte er die Übernahme der Aktiengesellschaft durch den Gesundheitskonzer Fresenius: 93 Prozent der 659 Aktionäre der Wittgensteiner Kliniken AG hatten das Angebot des renommierten Krankenhausträgers angenommen. Sie tauschten damals je 37 WKA-Anteile für einen von Fresenius ein. Auch das Kartellamt hatte zugestimmt.
Vom Tod Leimbachs zeigt sich auch Dr. med Dietmar Schäfer schockiert: Mit Herrn Dr. Leimbach verlieren die Berleburger Rehakliniken eine couragierte Persönlichkeit, die in ganz besonderem Maß die Geschicke unserer Häuser gelenkt hat und ihr die heutige Prägung gegeben hat. Viele Mitarbeiter haben lebendige, persönliche Erinnerungen an ihn. Wir werden Herrn Dr. Leimbach stets ein ehrendes Gedenken bewahren.“
Privatmann und Pferdezüchter
Nach seinem Ausscheiden aus dem operativen Geschäft blieb Leimbach Bad Berleburg treu. Er wohnte in der Ludwigsburg, verlagerte seinen Lebensmittelpunkt zusehends auf eine Farm in Namibia. Gleichzeitig züchtet er Pferde in Deutschland, allerdings auch nach eigenen Angaben nur mit mäßigem Erfolg. Das änderte sich 2012, als er auch gegen den Rat von Experten ein noch namenloses Fohlen kauft und nach seiner Farm in Namibia „Ovambo Queen“ nennt. Das Leimbach auch hier Weuitsicht bewies zeigte sich 2012, als “Ovambo Queen“ ein mit 500.000 Euro dotiertes Pferderennen gewann.
In Nambia hat sich jetzt der Lebenskreis des Wahl Wittgensteiners geschlossen.
Zur Person
Hans Hermann Leimbach wurde am 8. April 1945 in Werste im Kreis Bad Oeyenhausen geboren.
Ab 1966 studierte er in Brüssel Naturwissenschaften und Medizin. Leimbach wechselte dann aber bereits 1967 die Fächer und studierte in Gießen und Würzburg Jura und Betriebswirtschaft. Nach seinem juristischen Staatsexamen 1974 war er bis 1980 Geschäftsführer der Hauptverwaltung „Wicker“ in Bad Wildungen, bevor er 1980 als Geschäftsführer zur Wittgensteiner Kuranstalt GmbH nach Bad Berleburg ging.
1999 erhielt Leimbach die Ehrendoktorwürde der Universität Witten/Herdecke. Sie bescheinigte Leimbach als Geschäftsführenden Gesellschafter der Wittgensteiner Kliniken Allianz (WKA) „Pionierleistungen auf dem Gebiet der Rehabilitationsmedizin“. Gewürdigt wurde sein Engagement „insbesondere in den Bereichen Kardiologie, Neurologie, Neurochirurgie und Psychosomatik sowie der Behandlung hörgeschädigter Patienten“.
2002 folgte die Ehrendoktorwürde der juristischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.