Bad Homburg/Bad Berleburg. Der Medizinkonzern soll Interessenten für die Kliniken haben. Mehrere seriöse Medien äußern sich zu Hintergründen des Konzernumbaus.

Die Nachricht kommt offenbar nicht überraschend. Das Handelsblatt berichtet Ende Januar, dass sich der Gesundheitskonzern Fresenius von seiner Reha-Sparte Vamed trennen will. Das Handelsblatt beruft sich dabei auf Informationen aus Finanzkreisen. Vamed betreibt in Bad Berleburg die Rehaklinik und auch das Akutkrankenhaus.

Recherchen dieser Zeitung zeigen, dass bereits Anfang Dezember 2023 in den Wirtschaftsteilen von Tageszeitungen wieder Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder Spartenmedien wie der Internetseite „Der Aktionär“ vom massiven Umbau des Konzerns berichtet wird.

Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am 8. Dezember 2023 unter Berufung auf diverse Quellen aus Branchen- und Bankenkreisen berichtete, gehe es bei dem Vamed-Verkauf um rund 60 Reha-Häuser und einige Altersheime in fünf Ländern. Das Vorhaben solle einen Wert von 600 bis 800 Millionen Euro haben. Fresenius und die laut FAZ mit dem Vorhaben beauftragte Schweizer Großbank UBS hätten Stellungnahmen abgelehnt.

Es heißt, der Aktienkonzern mit Sitz in Bad Homburg solle einen Auktionsprozess gestartet haben. Dieser befinde sich in der zweiten Runde und neben drei weiteren Interessenten solle der Finanzinvestor Waterland einer der aussichtsreichsten Bieter sein. Auch zum Wert von Vamed hat das Handelsblatt Informationen und beziffert ihn auf 600 Millionen Euro. Fresenius besitzt 77 Prozent der Vamed.

Potenzieller Käufer

Die Beteiligungsgesellschaft Waterland Private Equity ist auch Mehrheitseigner der Reha-Klinikkette Median. Die bezeichnet sich selbst als größter Anbieter von Rehabilitationskliniken in Deutschland. Laut Handelsblatt sollen mehr als 430 Krankenhäuser und Einrichtungen in Deutschland, Großbritannien und Spanien zu Median gehören.

Der Gesundheitskonzern Fresenius will sich zu den Berichten über einen Verkauf der Rehasparte nicht äußern. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns grundsätzlich nicht an Spekulationen beteiligen und entsprechende Medienberichte nicht kommentieren möchten“, sagt Steffen Rinas von der Konzern-Kommuinaktion. Gleichlautende Antworten gab es von Vamed aus Bad Berleburg.

Als aussichtsreichster Kandidat gilt Median.
Jasin Nafati - Gewerkschaftssekretär

Die Gewerkschaft Verdi betont auf Anfrage, dass sie ebenfalls Informationen über einen möglichen Verkauf der Fresenius-Tochter Vamed hat: „Als aussichtsreichster Kandidat gilt Median“, bestätigt der für Bad Berleburg zuständige Gewerkschaftssekretär Jasin Nafati. Aber Nafati wundert sich, warum sich Fresenius ausgerechnet von der Rehasparte trennen will: „Die Rehasparte läuft profitabel“, sagt er und verweist darauf, dass Fresenius Schwierigkeiten bei Auslandsaktivitäten habe.

Vamed-Struktur

Die Vamed wurde im Jahr 1982 in Österreich gegründet und hat sich zu einem großen Gesamtanbieter für Krankenhäuser und andere Einrichtungen im Gesundheitswesen entwickelt. In 98 Ländern auf fünf Kontinenten hat der Konzern mehr als 1000 Projekte realisiert.

Zur Vamed Gesundheit Holding Deutschland zählen 18 Rehakliniken, zwei Akutkliniken, acht Ambulante Rehazentren, zwei Medizinische Versorgungszentren (MVZ), zehn Pflegeeinrichtungen, ein Prevention Center und ein touristischer Standort.

Der Gesundheitskonzern beschäftigt insgesamt rund 7800 Mitarbeiter. Die Vamed Gesundheit Holding Deutschland GmbH ist Teil der Vamed AG.

Fresenius bezieht Stellung

Gegen die Darstellung, Fresenius habe sich wegen roter Zahlen bereits 2022 von seiner US-Tochter, dem Dialysespezialisten Fresenius Medical Care getrennt, wehrt sich der Konzern. Dazu schreibt Steffen Rinas der Redaktion: „Zum einen hat sich Fresenius keineswegs von FMC getrennt. Wir sind nach wie vor mit rund 32 Prozent an FMC beteiligt. Seit dem Abschluss der Dekonsolidierung von FMC im November 2023 wird FMC fortan als reine Finanzbeteiligung geführt, aber in unveränderter Beteiligungshöhe. Auch haben hier keine „roten Zahlen“ (weder bei Fresenius noch bei FMC) eine Rolle gespielt, sondern der Abbau von Komplexität und dadurch mehr Flexibilität sowie eine effizientere und schnellere Entscheidungsfindung als Grundlage für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.“

Hintergrund für den fortschreitenden Konzernumbau soll laut Handelsblatt die Übernahme von Fresenius durch den „aktivistischen“ Hedgefonds Elliot sein. Dieser soll gefordert haben, Schulden abzubauen und den Konzern schlanker aufzustellen. Allerdings habe Elliott laut Handelsblatt zuletzt seine Position etwas reduziert.

Für Probleme bei Vamed soll nach Informationen dieser Zeitung vor allem die „Projektsparte“ mit einer Planungsgesellschaft für Kliniken verantwortlich sein. Die Projektsparte galt als defizitär.

Welche Auswirkungen ein Verkauf von Vamed für den Standort Bad Berleburg habe, ist laut Verdi nicht klar. „Dafür müssten erst Fakten auf dem Tisch liegen“, sagt Jasin Nafati. Laut Handelsblatt könnten durch eine Fusion von Vamed mit Median Synergien erzielt werden, weshalb Waterland möglicherweise mehr bieten könne als andere Investoren, hieß es.

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