Bad Berleburg/Bad Homburg. Wie sich die Wirtschaftslage beim Konzern auf die Klinikstandorte auswirkt und was Aktionäre zum ersten Mal seit Jahren nicht bekommen.

Die Hiobsbotschaft kam Ende November: Der Klinikkonzern Vamed will die Orthopädie in seiner Bad Berleburger Rehaklinik 2024 schließen. Damit wolle man das Angebot „den aktuellen Bedarfsschwerpunkten“ anpassen, heißt es. Was in Bad Berleburg im „Kleinen“ passiert, findet seit Monaten auch im Großen beim Mutterkonzern Fresenius statt. Aber auch dort gibt es schlechte Nachrichten - zumindest für Aktionäre. Nach 29 Jahren will der Dax-Konzern erstmals auf die Auszahlung einer Dividende an die Aktionäre verzichten. Und das hat möglicherweise mit der Kliniksparte Vamed zu tun.

Wachstumskurs und Restrukturierung

Hintergrund für viele Sorgen bei den Angestellten der Vamed, bei Ärzten und dem Pflegepersonal ist zunächst einmal der Restrukturierungskurs, bei dem der Fresenius-Vorstandsvorsitzende Michael Sen den Konzern schlanker und gewinnbringender machen möchte. Mit seiner Medikamentensparte und dem Krankenhauskonzern Helios ist Fresenius auf Wachstumskurs.

Der angeschlagene Konzern befindet sich laut dpa seit längerem im Umbau. Vorstandschef Michael Sen treibt den Verkauf von Randgeschäften voran, um die hohe Verschuldung zu senken und Fresenius fokussierter aufzustellen. Erst jüngst verkündete Fresenius den Ausstieg aus dem peruanischen Krankenhausmarkt. Sen will sich auf die Klinikkette Helios und die Arznei-Sparte Kabi konzentrieren. Die Dialysetochter Fresenius Medical Care und den Klinik-Dienstleister Vamed sieht er nur noch als Finanzbeteiligungen.

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Die US-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) machte mit ihrem Dialysegeschäft Verluste. Im Oktober diesen Jahres rauschte die Aktie von FMC verlor 20 Prozent, nachdem ein Medikamentenhersteller eine Arznei vorgestellt hatte, die chronische Nierenleiden bei Diabetikern und damit eine mögliche Dialysebehandlung hinausschiebt.

Lange Zeit rote Zahlen schrieb auch Vamed, das neben der Rehaklinik in Bad Berleburg auch das Akutkrankenhaus hier betreibt. Vamed ist zwar mit seinen Kliniken und dem Kerngeschäft Gesundheit erfolgreich, mit einer Planungs- und Baugesellschaft für Krankenhäuser aber nicht. Die drückte die Bilanz tief in die roten Zahlen. Immerhin wollten zwei österreichische Baukonzerne im Juli einen Kauf dieser Sparte prüfen. Wie ein Sprecher von Fresenius aus Bad Homburg am Donnerstagabend mitteilte, liege Vamed im dritten Quartal diesen Jahres aber wieder in den schwarzen Zahlen.

Es gibt innerhalb der Vamed attraktive Assets, einen mit zwölf Milliarden Euro durchaus profitablen Rehabilitationsmarkt in der Dach- und Zentral- und Osteuropa-Region.
Michael Sen, Vorstandsvorsitzender bei Fresenius

Der österreichischen Internetplattform Profil sagte Michael Sen noch im August: „Es gibt innerhalb der Vamed attraktive Assets, einen mit zwölf Milliarden Euro durchaus profitablen Rehabilitationsmarkt in der Dach- und Zentral- und Osteuropa-Region“ und begründete damit auch den Umbaubedarf auch bei der Fresenius-Tochter Vamed.

Vamed-Struktur

Die Vamed wurde im Jahr 1982 in Österreich gegründet und hat sich zu einem großen Gesamtanbieter für Krankenhäuser und andere Einrichtungen im Gesundheitswesen entwickelt. In 98 Ländern auf fünf Kontinenten hat der Konzern mehr als 1000 Projekte realisiert.

Zur Vamed Gesundheit Holding Deutschland zählen 18 Rehakliniken, zwei Akutkliniken, acht Ambulante Rehazentren, zwei Medizinische Versorgungszentren (MVZ), zehn Pflegeeinrichtungen, ein Prevention Center und ein touristischer Standort.

Der Gesundheitskonzern beschäftigt insgesamt rund 7800 Mitarbeiter. Die Vamed Gesundheit Holding Deutschland GmbH ist Teil der Vamed AG.

Allerdings schmälerten Inflation und die Energiekrise durch den Ukrainekrieg die Gewinne bei den energieintensiven Krankenhausbetreibern Helios und Vamed deutlich. Fresenius soll bis Ende September 160 Millionen Euro aus dem „Entlastungspaket Energiehilfen“ der Bundesregierung bekommen haben. Aktiengesellschaften, die bei diesen Unterstützungszahlungen einen gesetzlichen Schwellenwert überschritten haben, dürfen in diesem Jahr keine Managerboni und Dividenden auszahlen. Zuvor hatten Analysten noch mit der Fortschreibung der Dividende von 2022 gerechnet: Die hatte bei 92 Cent je Anteilspapier gelegen. Wie das Handelsblatt und andere Fachmedien berichten, ist der Aktienkurs von Fresenius nach Bekanntgabe der ausbleibenden Dividende am Dienstag eingebrochen. Der Sprecher von Fresenius betont aber am Donnerstagabend, dass sich der Kurs im Laufe des Börsentages wieder erholt und im Plus geschlossen habe.

Schwankende Aktienkurse, Inflation und steigende Energiekosten erhöhen den Druck auf die Wirtschaftlichkeit im Klinikbetrieb massiv. Hinzu kommt die vom Land NRW und auch dem Bund forcierte Reform der Krankenhauslandschaft. Kein Wunder also, dass sich Mitarbeitende bei Vamed nicht nur nach der Schließung der Orthopädie in der Rehaklinik Sorgen machen.