Bad Laasphe. Die Belegung der Turnhalle mit Geflüchteten hat die Stadt 2023 beschäftigt. 2024 wird ein anderes Thema die Diskussionen beherrschen.
Die Belegung der Turnhalle der Lachsbachturnhalle mit Geflüchteten hat 2023 einige Menschen beschäftigt. Auch im neuen Jahr wird dieses Thema Stoff für Diskussionen bieten - aber nicht als Einziges, wie Bürgermeister Dirk Terlinden im Jahresinterview deutlich macht.
Wie hat der Hack aus Ihrer Sicht den Arbeitsablauf in Rathaus und der Kommune beeinträchtigt?
Nachdem alle IT-Systeme gestoppt wurden, waren von jetzt auf gleich die gesamten internen und externen Kommunikationswege, der digitale Zugriff auf Daten und in der Folge sämtliche Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr möglich. Dieser „black-out“ wirkt bis heute nach. Mit den Kooperationskommunen Biedenkopf und Breidenbach können in Notfällen einige Dienstleistungen bei Pass- und Meldeangelegenheiten aufrechterhalten werden. Den Mitarbeitenden dort gilt mein ausdrücklicher Dank für die Bereitschaft, uns zu unterstützten.
Welche Lehre(n) haben Sie aus dem Cyber-Hack gezogen?
Als Nutzer digitaler Anwendungen und Prozesse ist eine Stadtverwaltung auf die Dienstleistungen eines Rechenzentrums angewiesen. Allerdings kann eine hundertprozentige Sicherheit – und dies hat der Cyber-Angriff gezeigt – dauerhaft nicht garantiert werden, wenn kriminelle Organisationen aktiv werden. Für Bad Laasphe haben wir uns – auch aus der Notsituation heraus – u.a. dafür entschieden, eine W-LAN-Redundanz zu schaffen. Damit soll das Rathaus in künftigen Notlagen zumindest über einen separaten Internetzugang verfügen.
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Wie war die Geflüchteten-Situation Anfang 2023 in der Kommune und wie wird sie Anfang 2024 aussehen?
In 2023 sind insgesamt 169 Flüchtlinge nach Bad Laasphe gekommen. Dies bedeutet einen Anstieg um 140 Prozent auf insgesamt 290 Personen. Alleine in den letzten acht Wochen wurden insgesamt 56 Flüchtlinge zugewiesen. Deshalb wurde seit 13. November die Turnhalle der Lachsbachschule als Notunterkunft für Flüchtlinge hergerichtet, um die wohnliche Versorgung sicherzustellen. Keine leichte, aber eine notwendige Entscheidung. Aktuell sind dort 11 Personen untergebracht. Die auf den ersten Blick relativ niedrige Zahl ist auf den Umstand zurückzuführen, dass für alle ab diesem Zeitpunkt zugewiesenen Familien (26 Personen) kurzfristig Wohnungen verfügbar waren. Allerdings ab der zweiten Januarwoche sind unvermindert weitere Zuweisungen zu erwarten, so dass nach der jüngsten Prognose bereits Ende Februar mit einer Auslastung der Turnhalle in einer Größenordnung von 70 Personen zu rechnen ist. Damit die Turnhalle schnellstmöglich wieder ihrer eigentlichen Zweckbestimmung zugeführt werden kann, wurden Wohncontainer in Modulbauweise bestellt, die voraussichtlich im März 2024 geliefert und dann Kapazitäten für 108 Menschen zur Verfügung stehen. Da dies jedoch bei unveränderter Zuweisung im Jahresverlauf nicht ausreichen wird, bedarf es der Schaffung weiterer Unterbringungskapazitäten, damit ein Rückgriff auf Turnhallen künftig dauerhaft vermieden werden kann.
Was braucht Bad Laasphe, um die Integration der Geflüchteten zu bewältigen?
Dreh- und Angelpunkt ist der schnelle Spracherwerb, um eine berufliche Perspektive zu erhalten und unabhängig von Transferleistungen seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Allerdings sind die aktuellen Wartezeiten für einen zertifizierten Sprachkurs mit 9 bis 12 Monaten im Kreisgebiet viel zu lang.
Wie beeinflusst die Geflüchteten-Situation den Wohnungsmarkt vor Ort?
Der Wohnungsmarkt in Bad Laasphe ist schon länger sehr angespannt. Diese Situation hat sich mit der stetigen Zuweisung von Flüchtlingen nochmals verstärkt.
Was passiert mit der Emmaburg und der Schlossbergklinik?
Beide Immobilien befinden sich in Privatbesitz. Welche Nutzungskonzepte zu welchem Zeitpunkt realisiert werden, obliegt den Entscheidungen der Eigentümer. Die Stadt wirkt hierbei dann unterstützend mit.
Welches große Thema wird Bad Laasphe 2024 begleiten?
Neben der Daueraufgabe Flüchtlingsunterbringung wird der Ausbau der Windkraft durch die landesplanerischen Vorgaben im Regionalplanentwurf eine der Herausforderungen darstellen. Darüber hinaus wird die Aufstellung des Haushaltes für 2024 und die mittelfristige Finanzplanung bis 2027 wichtig.
Was wünschen Sie sich für Ihre Kommune in 2024?
Die Übergabe der Turnhalle an der Lachsbachschule für den Sportbetrieb bis zur Jahresmitte und die zeitnahe Wiederaufnahme eines Regelbetriebes im Rathaus für die Bürgerinnen und Bürger. Weiterhin eine politische Geschlossenheit im Rat bei wichtigen Themen, so wie dies zuletzt bei der Ausweisung von Windvorrangzonen oder der Unterbringung von Flüchtlingen geschehen ist.