Bad Laasphe. Wenn Personen vermisst werden, helfen sie: Die Rettungshunde der Malteser Bad Laasphe. So bereiten sich Mensch und Tier auf den Ernstfall vor.
Die schwarze Hündin hat die Nase auf dem Boden und schnüffelt. Lou ist Teil der Rettungshundestaffel der Malteser in Bad Laasphe und trainiert für den Ernstfall. Die Spur, die sie verfolgt, ist bereits 24 Stunden alt. Hundeführerin Nicole Skrebutis weiß nur, wo der Startpunkt ist – nicht, wo die Spur entlangführt. Damit sie den Hund nicht beeinflusst, sondern der sich komplett auf sein Gespür verlässt.
Lou ist eineinhalb Jahre alt und sollte eigentlich für die Fläche ausgebildet werden. „Wir haben festgestellt, dass sie immer wieder die Fährte nimmt. Die Veranlagung ist einfach so, dass der Hund lieber Trailen möchte“, erklärt Iris Böttger. Seit einem halben Jahr wird die Flat-Coated-Retriever-Dame deswegen als Mantrailer ausgebildet. Für Lou ist es das erste Mal, dass sie eine so alte Spur verfolgt – dazu kommt der starke Wind. „Wir werden sicherlich öfter umdrehen müssen, was dem starken Wind geschuldet ist“, so Böttger. Aber Lou schlängelt sich durch die kleinen Straßen der Bad Laaspher Altstadt.
In Bad Laasphe sind Mantrailer und Flächenspürhunde im Einsatz
„Der Trailer arbeitet an der gelaufenen Spur der Person entlang und hangelt sich spurtreu zur Person hin. Der Flächensuchhund benutzt den Hochwind – das heißt, er benutzt das, was der Wind ihm zuträgt. Der Mantrailer wird in der Stadt eingesetzt, der Flächensuchhund im Wald oder auf freier Fläche. Bei unserer waldreichen Region braucht man beides. Mantrailer und Flächensuchhunde sind eine super Kombi“, erklärt Iris Böttger. „Auf freier Fläche teilt der Hundeführer das Gebiet so ein, dass der Hund möglichst viel Witterung erhält und ein großes Areal in kurzer Zeit abarbeiten kann. In der Stadt sorgt der Hundeführer nur dafür, dass der Hund nicht überfahren wird. Die Sucharbeit muss der Hund allein können.“
Zwischendurch läuft das Einsatzteam etwas parallel zur Spur. Lou findet aber schnell wieder zurück auf die Original-Fährte. Während die Hundeführerin und Lou nicht wissen, wo die Spur entlangführt, weiß Iris Böttger Bescheid. „Wir wollen die Hunde nicht ins Leere laufen lassen, deswegen haben wir immer ein oder zwei Personen, die wissen, wo es langgeht.“ Der Regen und der starke Wind sind beim Training egal. „Wir trainieren trotz des schlechten Wetters, denn auch das muss im Einsatz funktionieren.“
Alarmierung der Rettungshundestaffel läuft über die Kreisleitstelle
Bei Flächensuchhunden gibt es – anders als bei den Mantailern – keine Geruchsaufnahme: „Sie suchen grundsätzlich jede lebende Person. Sie würden auch ein Liebespärchen im Gebüsch anzeigen. Sie schauen nach Opferbildern: Steht oder liegt die Person, wie ist das Stresslevel? Zum Beispiel ein Demenzerkrankter, der weggelaufen ist und Stress hat – das erkennen die Hunde.“ Lou bekam vor dem Start einen Geruchsträger in einem Plastikbeutel präsentiert. „Unsere Hunde sind darauf trainiert, die Nase ganz tief in die Tüte reinzustecken, damit der Geruch nicht verunreinigt wird. Wenn wir damit vor dem Hund herumwedeln, kann sich der Geruch einer nebenstehenden Person dazu mischen und der Hund nimmt die falsche Spur auf“, erklärt Böttger.
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Im Ernstfall wird die Hundestaffel über die Kreisleitstelle informiert, wenn eine Person vermisst wird. „Zum Beispiel jemand, der aus dem Altenheim abgängig ist – das sind typische Fälle für uns“, sagt Böttger. Die Ausbildung dauert zwei bis drei Jahre.
„Aber das kommt auch immer auf den Hund an“, so Böttger. Wichtig ist: Die Hunde müssen die erste Prüfung vor dem siebten Lebensjahr abgeschlossen haben. Und welche Voraussetzungen muss ein Hund für die Rettungshundestaffel sonst noch mitbringen? „Sie sollten sportlich fit sein. Nicht zu klein und zu empfindlich, aber auch nicht zu groß und zu schwer“, so Böttger.
Einsätze der Rettungshundestaffel der Malteser Bad Laasphe ab 2024 möglich
Schließlich endet Lous Fährte und sie schlägt an: Mario Bätzel hat sich in einem parkenden Auto versteckt. Das gibt ein großes Lob und eine Belohnung für die Hündin. Das Training hat Lou trotz der Wetterbedingungen erfolgreich gemeistert. „Wir versuchen, alle Hunde jedes Mal arbeiten zu lassen. Es gibt nicht immer so eine lange Spur, oft sind die Trails kürzer“, erklärt Mario Bätzel, der die Rettungshundestaffel koordiniert. „Wir trainieren acht bis zehn Stunden die Woche. Das geht weit über ein normales Hobby hinaus, das ist eher Berufung.“
Die Rettungshundestaffel der Malteser wurde Anfang Juli dieses Jahres offiziell gegründet. „Im März haben wir mit dem Training und den Vorbereitungen angefangen“, sagt Bätzel. Sechs Hunde sind Teil der Staffel – zwei davon sind bereits mehrfach geprüfte Flächensuchhunde. Den anderen steht die offizielle Prüfung noch bevor. „Wir planen im ersten Quartal 2024 mit Einsätzen zu starten“, so Bätzel. Dann gibt es in Wittgenstein eine offizielle Rettungshundestaffel, die bei der Suche nach vermissten Personen alarmiert werden kann.