Gera/Bad Laasphe. Einem 36-Jährigen droht eine langjährige Strafe: Seine Ex-Freundin berichtet Ungeheuerliches. Die ersten Straftaten fanden in Bad Laasphe statt.

Bei der Zeugin kullern die Tränen. Sie schaut nach oben zur Decke und beginnt langsam zu sprechen. Eine Frau im Publikum hält ihre Hände vors Gesicht. Die Beweisaufnahme im Prozess gegen einen 36-Jährigen am Landgericht Gera ist nichts für schwache Nerven. An den bisherigen Verhandlungstagen zeichnet sich mehr und mehr ein Bild über den Angeklagten, dem neben einer langjährigen Haftstrafe die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung droht.

Ursprung liegt in Bad Laasphe

De Ursprung haben die angeklagten Straftaten in Bad Laasphe: Über Jahre soll er das Mädchen, anfangs jünger als 14 Jahre, sexuell missbraucht und sie als Jugendliche vergewaltigt haben. Mehr noch: Es wirkt, als habe er in ihr eine Sexsklavin gesehen, die er geschwängert hat. „Am liebsten hätte ich das Kind am 29. Februar rauspressen sollen, weil er gern ein Schaltjahrkind haben wollte. Ich sollte Treppen laufen, mir auf den Bauch klopfen, um die Geburt zu provozieren.“

Tatopfer: Selbst im Krankenhaus-Bett verlangte ihr Freund Geschlechtsverkehr

Er hatte sie ins Krankenhaus begleitet und mit im Familienzimmer übernachtet. In der Nacht vor der Geburt habe er sie am Hals gewürgt. „Da hatte ich schon Wehen“, schildert sie und schluchzt. Ihr damaliger Partner habe sie zum Geschlechtsverkehr gezwungen. „Er sagte, dass Sperma wehenfördernd sei. Das war der pure Horror.“

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Täter lässt sich nicht abhalten

Am nächsten Morgen sei sie mit Wehen aufgestanden und selbst in den Kreißsaal gelaufen, weil sie Angst hatte, ihn zu wecken. „Ich wollte nicht, dass er sauer wird, weil ich ihm seinen Schlaf raube.“ Schon am Abend nach der Geburt oder am nächsten Tag, genau wisse sie es nicht mehr, habe er erneut Sex gefordert, obwohl sich die Jugendliche nicht einmal richtig bewegen konnte. Im Krankenhausbett habe er sie zum Verkehr gezwungen. Noch nicht einmal die Warnung, dass sie wieder schwanger werden könne, habe ihn abgehalten. Das sei doch gut so, habe er ihr gesagt.

„Ich habe mich für mein Kind entschieden, weil er dieses Messer in der Socke hatte“

Ein paar Wochen zuvor soll ihre Freundin sein Opfer geworden sein, die sie aus ihrer Wohneinrichtung in Hessen kannte. Ihr Freund habe die 14-Jährige entjungfern wollen. „Er wollte sie unbedingt haben, und ich musste sie abliefern“, berichtet die Zeugin, die aus Angst das Mädchen in ihr Zimmer lockte. Zunächst sei das Geschehen einvernehmlich verlaufen, später habe sie vor Schmerzen gefleht aufzuhören. Die Zeugin macht sich Vorwürfe, ihren Freund unterstützt zu haben. „Ich habe mich für mein Kind entschieden, weil er dieses Messer in der Socke hatte.“ Er habe zuvor gedroht, ihr „das ungeborene Kind aus dem Bauch zu stechen“.

Der Vorsitzende Richter Uwe Tonndorf unterbricht. Es ist schon die vierte Vernehmung der Zeugin in dem Prozess. Mindestens eine weitere folgt, weil bislang nur das Gericht, nicht aber die übrigen Verfahrensbeteiligten ihre Fragen gestellt haben. In dem Verfahren sind noch mehr als zehn weitere Prozesstage angesetzt.