Wittgenstein. Andrea Wohlert lebt seit drei Jahren in Wittgenstein. Ob in Handel, Politik oder Verein: Sie beweist, wie man hier am besten Wurzeln schlägt.

Ende 2021 hatte Andrea Wohlert von ihrem Vorgänger Hermann Knoche die Arkaden-Apotheke in Erndtebrück und die Center-Apotheke in Bad Laasphe übernommen. Doch mittlerweile will die 55-Jährige mehr, viel mehr. Und so engagiert sie sich neuerdings in der Bad Berleburger Politik, für die Werbegemeinschaft „Pro Bad Laaphe“ und – als Jungschützin im Erndtebrücker Schützenverein 1867. „Nur so kann man heimisch werden und Wurzeln schlagen“, sagt Wohlert im Gespräch mit unserer Redaktion – „obwohl man als Unternehmerin ja nicht allzu viel Zeit hat“.

Politik in Bad Berleburg

In Bad Berleburg wird die agile Apothekerin schon bald als sachkundige Bürgerin für die Christdemokraten dem Ausschuss für Gesundheit und Tourismus angehören und für ihre Vorgängerin Annelie Manche nachrücken. „Mit der nächsten Stadtverordneten-Versammlung werden ich dazu berufen“, erzählt Wohlert. „Ich bin da von der CDU angesprochen worden, dass sie einen Nachfolger suchen – und ich hätte ja beste Voraussetzungen für das Amt.“

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Überregional sei sie ja schon einige Zeit „politisch aktiv“, so Wohlert – und zwar im Gesundheitspolitischen Arbeitskreis des CDU-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein – einem Organ mit Fachleuten, das die Partei in gesundheitspolitischen Fragen berate. Hier sei sie neulich zur Beisitzerin in den erweiterten Vorstand gewählt worden.

Und gerade die Gesundheitsthemen seien für Wittgenstein wichtig, sagt Wohlert – Stichworte: Ärzte-Versorgung und Krankenhaus-Erhalt, aber auch die Ausbildung von Krankenschwestern und Pflegern. Sie sei in dem Gremium die einzige Apothekerin unter Pflegern, Physiotherapeuten, Ärzte und Krankenschwestern, „die alle ein Interesse daran haben, wie man vernünftig auf die Probleme im Gesundheitsbereich reagieren kann“. Auf jeden Fall dürfe bei der medizinischen Versorgung für Wittgenstein „von Seiten der Landes- oder Bundespolitik nichts mehr gestrichen werden“, fordert sie.

Kontakt auf dem Golfplatz geknüpft

Den Kontakt für ihre Mitarbeit im Arbeitskreis hatte Andrea Wohlert beim Sommerfest der Kreis-CDU im Golfclub Sassenhausen geknüpft. Sie selbst wohnt übrigens mit ihrem Mann in Berghausen.

Zur Vorbereitung auf ihren Einsatz für die Bad Berleburger CDU im Gesundheitsausschuss war Wohlert vergangene Woche schon bei einer ersten Fraktionssitzung dabei. Und erfährt dort immer auch, was in den anderen Fachausschüssen passiert. „Mal gucken, wie sich das jetzt entwickelt“, sagt die 55-Jährige.

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Wie Politik funktioniert, das hat Andrea Wohlert auch bei ihrem Mann mitbekommen. Der sei nämlich „in unser vorigen Heimat Odenthal“ bei Bergisch Gladbach politisch sehr aktiv gewesen, habe dort einige Jahre als sachkundiger Bürger für die FDP in Gemeinderat gesessen.

Händler-Initiative in Bad Laasphe

In Bad Laasphe sei sie ja „eigentlich nur als Händlerin aktiv“, gibt sich Wohlert bescheiden – in der Werbegemeinschaft „Pro Bad Laasphe“, wie schon ihr Vorgänger Hermann Knoche. Dort sei sie inzwischen als Beisitzerin in den erweiterten Vorstand gewählt worden.

Aber „Bad Laasphe braucht ja auch im Handel etwas Unterstützung“, erklärt Wohlert. So nehme ihre Center-Apotheke „jetzt am ,Heimatshoppen‘ teil, mit dem wir versuchen, das lokale Einkaufen zu bewerben“. Damit Bad Laasphe eine lebendige Stadt bleibe – und attraktiv für die Bürger vor Ort.

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Was man als Händlergemeinschaft eben so machen könne, sagt Wohlert. Beispiel B-62-Baustellen: „Die letzte Totalsperrung war für unsere Kunden aus Hessen schon ein Graus. Die haben sich das dreimal überlegt, ob sie kommen. Und die B 62 ist ja noch nicht fertig saniert! Da ist es besonders wichtig, im Vorfeld solcher Baumaßnahmen als Händlergemeinschaft mit den verantwortlichen Behörden gut zu planen.“ Nur so, aber auch mit einem angebotenen „Baustellen-Kaffee“ lasse sich die Kundschaft halten.

Jungschützin in Erndtebrück

Und auch in Erndtebrück engagiert sich die Apothekerin. So wurde sie kürzlich als Mitglied des Erndtebrücker Schützenvereins 1867 zur neuen 2. Geschäftsführerin in den Vorstand gewählt.

„Tatsächlich bin ich inzwischen aktive Jungschützin geworden“, lacht Andrea Wohlert – „obwohl ich ja schon älter bin“. Der Verein sei auf sie zugekommen, berichtet sie. Schließlich verschenke die Erndtebrücker Arkaden-Apotheke beim Schützenfest doch traditionell das „Zielwasser“ – einen Spezial-Schnaps, der während des Umzugs durch den Kernort direkt an die teilnehmenden Schützen gehe.

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Einmal Schützenkönigin – schon jetzt ein Traum für die Apothekerin? Ja, aber vielleicht noch nicht sofort. „Wir hatten ja erst neulich eine Schützenkönigin in Erndtebrück.“ Überhaupt: „Wir haben im Gegensatz zu anderen Vereinen einen hohen Frauenanteil im Vorstand“, freut sich Wohlert. „Man wird komplett gleichberechtigt behandelt als Frau – da macht es Spaß, sich zu engagieren.“

Heimatgefühle entwickeln sich

Ganz klar für Andrea Wohlert: „Ich möchte mich in meiner neuen Heimat einbringen. Es ist wichtig für mich, Fuß zu fassen.“ Und es wirkt ganz offensichtlich: „Bei mir entwickeln sich echte Heimatgefühle“, hat die Apothekerin nach ihrem Neustart mit 52 Jahren festgestellt.

Zur Person: Andrea Wohlert

Andrea Wohlert (55) wird in Darmstadt geboren, lebt als Kleinkind in Rothenburg an der Fulda und später bis zum Abitur in Emden. Anschließend studiert Wohlert Pharmazie und macht eine Berufsausbildung zur Industriekauffrau und zur Wirtschaftsassistentin.

Wohlert ist „glücklich verheiratet seit 1999“ und hat eine 21-jährige Tochter. Wichtige Stationen in ihrem Lebenslauf: „ein Jahr Austauschschülerin in den USA, das Studium in Marburg, die Heirat und die Geburt meiner Tochter“. Als Hobbys gibt die 55-Jährige „Lesen, Garten, Tanzen und Musik, aber auch Yoga und Hunde“ an.

„Ich bin übrigens auch im Erndtebrücker Carnevals Club, im Schützenverein Berghausen, bei den Sportfreunden Edertal und bei den Kyffhäusern Erndtebrück noch Mitglied“, verrät Wohlert – „aber in allen Vereinen nicht in aktiver Funktion“.