Erndtebrück/Bad Laasphe. Seit November laufen Arkaden-Apotheke in Erndtebrück und Center-Apotheke in Bad Laasphe unter neuer Regie. Und damit ändert sich auch einiges.
Erst kürzlich hat die Apothekerin Andrea Wohlert von ihrem Vorgänger Hermann Knoche die Arkaden-Apotheke in Erndtebrück und die Center-Apotheke in Bad Laasphe übernommen. Im Interview mit unserer Redaktion spricht die 53-Jährige über ihren Start in Wittgenstein.
Im Moment suchen Sie Pharmazeutisch-technische Assistenten für Ihre beiden Standorte Erndtebrück, Arkaden-Apotheke, und Bad Laasphe, Center-Apotheke. Wird das Team verstärkt?
Andrea Wohlert Ja, ich verstärke die Teams, ich will der Belastung für die Mitarbeiter und den durch Corona bedingten Mehraufwand in den Apotheken Rechnung tragen. Nach dem Eigentümerwechsel ergibt sich jetzt für mich die Chance, mit dem verstärkten Team besser auf die Veränderungen, die sich in der Zukunft ergeben, mit mehr Service wie zum Beispiel mit einem Ausbau des Botendienstes reagieren zu können. Die Nachfrage ist bereits so gut, dass wir jetzt auch vormittags ausliefern können.
Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie die beiden Apotheken von Hermann Knoche zum 1. November übernahmen?
Lesen Sie auch: Bad Berleburger Hausarzt warnt Apotheker vor dem Impf-Risiko
Ursprünglich war geplant, die Apotheken bereits am 1. Oktober, also zum Quartalsbeginn zu übernehmen. Herr Knoche hat seine Apotheken in Erndtebrück und Bad Laasphe über einen Apothekenmakler angeboten, zu dem ich auch seit längerem Kontakt hatte. Da sich die Beschreibung des Standortes für mich von Anfang an sehr positiv anhörte, habe ich die Apotheken dann am Muttertag 2021 mit meinem Mann zum ersten Mal vor Ort besucht. Herr Knoche hat mir die Standorte in einem langen Gespräch vorgestellt. Nach Prüfung der Zahlen war dann relativ schnell klar, dass es zu einem Kaufvertrag kommen wird. Da einige Formalitäten, die notwendig sind, um eine Apotheken-Betriebserlaubnis zu erhalten, einen längeren Vorlauf benötigten als erhofft, haben Herr Knoche und ich dann die Übernahme vom 1. Oktober auf den 1. November verschoben.
In Ihrer Regie gehören die beiden Apotheken nun zur Dachorganisation der „Guten-Tag-Apotheken“. Was sind dabei die Vorteile? Gibt es auch Nachteile?
Durch die Kooperation mit den Guten-Tag-Apotheken habe ich viele Vergünstigungen, die ich an Kunden und Patienten weitergeben kann. Diese Mitgliedschaft ermöglicht mir auch eine bessere Verfügbarkeit von Medikamenten als vorher. Mir ist wichtig, dass die Kooperation leistungsstark und inhabergeführt, also unabhängig vom Apotheken-Großhandel ist.
Sie haben vorher als Apothekerin in einer Sina-Vital-Apotheke in Leverkusen-Wiesdorf gearbeitet. Wie schwer ist Ihnen der Wechsel nach Wittgenstein gefallen?
Ich war an einigen Apotheken-Standorten tätig und habe dabei viele wertvolle Erfahrungen sammeln können. Neben Leverkusen war ich auch für längere Zeit in Duisburg, Remscheid und Wuppertal als leitende Apothekerin aktiv. Ich konnte durch die unterschiedlichen Standorte und die Inhaber wertvolle Erfahrungen sammeln. Dies hilft mir immer wieder in meinem Alltag, da ich jetzt ein Netzwerk habe.
Der Wechsel ins Wittgensteiner Land war sehr positiv. Ich fühle mich hier sehr wohl, da ich sehr freundlich und herzlich empfangen wurde. Ich freue mich daher sehr, jetzt hier in Wittgenstein leben und arbeiten zu können.
Lesen Sie auch: Teststationen in Wittgenstein oft auf Tage hinaus ausgebucht
Ihre Wurzeln liegen in Ostfriesland. Haben Sie nicht gelegentlich Sehnsucht nach der alten Heimat?
Ich habe Ostfriesland nach meinem Abitur 1988 verlassen und kehre jetzt immer wieder gern zur Familie zurück. Mein Vater und die Familie meines Mannes leben noch immer in Emden. Es ist schön, dort ab und zu die Seele baumeln zu lassen und sich vom Wind durchpusten zu lassen. Die ostfriesische Teestunde ist legendär. So lässt sich eventuell aufkeimende Sehnsucht nach alten Zeiten sehr gut behandeln.
„1988-1991: Staatl. anerkannte Werksberufsschule und Fachschule für Technik der Bayer AG, Leverkusen“ – das passt offenbar so gar nicht in Ihre berufliche Karriere als Pharmazeutin. Oder doch?
Steckbrief: Andrea Wohlert
Andrea Wohlert (53) wird in Darmstadt geboren, lebt als Kleinkind in Rothenburg an der Fulda und später bis zum Abitur in Emden. Anschließend studiert Wohlert Pharmazie und macht eine Berufsausbildung zur Industriekauffrau und zur Wirtschaftsassistentin.
Wohlert ist „glücklich verheiratet seit 1999“ und hat eine 19-jährige Tochter. Wichtige Stationen in ihrem Lebenslauf: „ein Jahr Austauschschülerin in den USA, das Studium in Marburg, die Heirat und die Geburt meiner Tochter“. Als Hobbys gibt die 53-Jährige „Lesen, Garten, Tanzen und Musik“ an.
Ihr besonderes Engagement sieht Wohlert darin, die Sportvereine vor Ort in Erndtebrück und den Bürgerbusverein Bad Laasphe zu unterstützen: „Beide Bereiche werden durch die Apotheken werblich gesponsert. Mir ist ein Engagement vor Ort wichtig, um das kulturelle, soziale und sportliche Leben vor Ort zu stärken, den Zusammenhalt und die Lebensqualität zu verbessern“, betont die Apothekerin.
Als Inhaberin einer Apotheke bin ich auch eingetragene Kauffrau und daher ganz froh, dass ich eine gute kaufmännische Ausbildung habe.
„Wir beraten Sie für eine Reise ins Ausland, sowie bei allgemeinen gesundheitlichen Fragen rund um das Thema Impfungen!“ So werben Sie im Internet für Ihre Impfberatungen. Was bringt die den Ratsuchenden konkret?
Wie wichtig Impfungen sind, hat uns die Corona-Pandemie gezeigt. Wer eine Reise ins Ausland plant, sollte sich auch über die Risiken bewusst sein. Wer möchte schon mit einer Hepatitis oder Gelbfieber aus dem Urlaub zurückkommen? Wir beraten zu empfehlenswerten und notwendigen Impfungen, derzeit natürlich vorwiegend zu Corona. Etwaige Nebenwirkungen der geplanten Impfungen sind genauso Thema wie weitere nützliche Vorsichtsmaßnahmen. Je nach Dauer, Ziel und Art der Reise erstellen wir einen individuellen Impfplan für Sie. Bei Auslandsreisen sollte zudem auf weitere Gesundheitsrisiken sowie auf Auffrischungen bestehender Impfungen – Tetanus, Diphtherie, Hepatitis und so weiter – geachtet werden. Was auf keiner Reise fehlen darf, ist die gut ausgestattete Reiseapotheke. Diese stellen wir individuell zusammen, sodass der Reisende für den Notfall gewappnet ist.
Lesen Sie auch: Wittgenstein: Polizei warnt vor gefälschten Impfpässen
2004 haben Sie den Hexal-Onco-Care-Preis für Ihr besonderes Engagement für Krebspatienten bekommen. Was ist das für ein Preis? Und wie sah Ihr Engagement aus?
Mit diesem Preis wurden Verdienste um die onkologische Pharmazie ausgezeichnet. Die Auszeichnung würdigt Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, die sich besonders für Krebspatienten einsetzen. Ich habe in Leverkusen mit meinen Kolleginnen eine enge Zusammenarbeit mit dem ambulanten Hospiz Leverkusen etabliert. Ich finde die Idee des ambulanten Hospizes und das Engagement seiner Mitglieder großartig – sie ist eine wertvolle Hilfe und Begleitung für von Krebs Betroffene.
Wann kommt denn nun endlich das E-Rezept? Oder ist es schon Alltag? Wer nutzt es überhaupt? Und was bringt es?
Nun ist die Einführung durch die Bundesregierung erst einmal verschoben worden. Unter anderem deshalb, weil in den Arztpraxen die Computer-Software oft noch nicht soweit ist. Langfristig wird die Einführung jedoch kommen, irgendwann 2022. Dabei wird es sich so entwickeln wie bei der bargeldlosen Bezahlung: anfänglich zögerlich, dann aber wird der digitale Wandel auch hier funktionieren. Das elektronische Rezept ohne Papier soll Wege und Zeit sparen. Wir werden besonders aufpassen, dass hier nicht die Patienten darunter leiden, die mit dem Umgang neuer Medien und Abläufe nicht so vertraut sind.
Nehmen Sie in Ihren beiden Wittgensteiner Apotheken eine Zielgruppe Ihrer Kundschaft besonders in den Fokus?
Nein, wir versuchen als Landapotheken, allen gerecht zu werden.
„1991-1997: „Pharmazie an der Philipps-Universität Marburg“ – wie kam es dazu? Haben Sie damit also ein abgeschlossenes Hochschulstudium in der Tasche? Was ist das Besondere an dem Studiengang in Marburg?
Nach der kaufmännischen Ausbildung in Leverkusen wollte ich Pharmazie studieren, familienbedingt – mein Vater ist Apotheker – mein Traumberuf. Ich habe als Apothekerin ein abgeschlossenes Hochschulstudium mit drei Staatsexamen. Marburg ist für Pharmazie eine der größten und besten Hochschulen. Ich habe mich in Marburg während der Studienzeit sehr wohl gefühlt – eine schöne Stadt mit guten Studienbedingungen.
Lesen Sie auch: Wittgenstein: Grippe- und Corona-Impfung liegen im Trend
Corona, Querdenker, Krisenherde weltweit, Klimawandel, Armut – was wird uns das kommende Jahr 2022 aus Ihrer Sicht bringen? Gibt es da womöglich auch gute Aussichten?
Ich gehe davon aus, dass das neue Jahr besser wird und wir viele Freiheiten wiedererlangen werden. Sicherlich wird es jedoch einige Zeit brauchen, die Nachwirkungen von Corona zu beheben, da sind auch Apotheken besonders gefordert.