Wittgenstein. Der Zweckverband Region Wittgenstein setzt auf erneuerbare Energie und senkt Kaufpreis für Gewerbe-Grundstücke für umweltbewusste Firmen.

Der Zweckverband Region Wittgenstein setzt im Industriepark Wittgenstein in Schameder auf erneuerbare Energien und umwelt- und ressourcenschonende Bauweise von Industriearchitektur. In der jüngsten Zweckverbandsitzung wurden dafür von den Mitgliedskommunen Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück richtungweisende Entscheidungen getroffen. Zweckverbandsvorsteher Christoph Koch berichtete von den immer konkreter werdenden Plänen für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage im Jägersgrund. Diese Fläche liegt zwar in einem Industriegebiet der Gemeinde Erndtebrück und außerhalb des interkommunalen Industrieparks Wittgenstein, der sich jenseits der Bundesstraße 62 erstreckt, gehört aber dem Zweckverband.

Lesen Sie auch:

Große Fläche für heimische Projektierer interessant

WP Hagen Geplante Freiflächen-Photovoltaik-Anlage in Schameder 2sp74,82mm
WP Hagen Geplante Freiflächen-Photovoltaik-Anlage in Schameder 2sp74,82mm © funkegrafik nrw | Anna Stais

„Die rund 18.753 Quadratmeter große Fläche war in der Vergangenheit schwer vermarktbar wegen der Topographie“, erläutert Anja Achenbach vom Zweckverband auf Nachfrage. Verbandsvorsteher Koch berichtete über den aktuellen Stand: „Es haben mehrere Gespräche mit einem heimischen Projektierer stattgefunden, welcher eine regionale Nutzung des Stroms anstrebt. Derzeit werden die Möglichkeiten einer Verpachtung der Fläche an den Projektierer und die Beteiligung des Zweckverbandes an dem Erlös geprüft. Planerische Aspekte wurden bereits beim Kreis Siegen-Wittgenstein und der Gemeinde Erndtebrück abgefragt. Nach Auswertung aller wesentlichen Prüfpunkte wird die Verbandsgeschäftsführung die Ergebnisse der Verbandsversammlung zur Beschlussfassung vorlegen.“

Eine Entscheidung steht in naher Zukunft an: „Um aktuelle Fördermöglichkeiten zu nutzen, könnte dies unter Umständen im Wege der Dringlichkeit erfolgen“, so Koch weiter.

Nicht nur Photovoltaik, sondern Wasserstoff und Biomasse im Gespräch

Über das konkrete Photovoltaikprojekt hinaus befasst sich der Zweckverband aber auch mit anderen Technologien. „Weitere Potenziale in Sachen Biomasse und Wasserstoff werden eruiert“, so Koch. Bei der Biomasse handelt es sich nicht um Gülle oder Energiemais, sondern Holzhackschnitzel. Dazu werden Gespräche mit einem wittgensteiner Unternehmen geführt. Grüner Wasserstoff rückt aufgrund des massiven Ausbaus von Windkraft in den Fokus. „Zum Thema Erzeugung von grünem Wasserstoff stehen wir in Kontakt mit den Kommunen und prüfen, ob in Bezug auf Windkraftprojekte eine Zusammenarbeit denkbar ist“, ergänzt Anja Achenbach.

Neben diesen Zukunftsprojekten hat die Zweckverbandsversammlung in einem anderen Punkt bereits Fakten geschaffen. Ansiedlungswilligen Unternehmen wird ein Preisnachlass auf den Grundstückspreis von bis zu 10 Euro je Quadratmeter gewährt, wenn sie mit verschiedenen Maßnahmen aus einem Katalog Umweltpunkte sammeln. Dabei geht es neben der Nutzung von Solarstrom auch um die Gestaltung der Werksgelände und Gebäude. Dach- und Fassadenbegrünung, Pflanzungen, Elektromobilität und Flächenentsiegelung sind solche Punkte (wir berichteten). Verbandsvorsteher Christoph Koch freut sich über die einstimmige Beschlussfassung. Somit kann direkt die Umsetzung bei der laufenden Vermarktung erfolgen.

Stichwort Wasserstoff als Speichertechnologie

Bis 2050 will die EU klimaneutral werden. Dabei soll Wasserstoff eine zentrale Rolle spielen. In der Industrie wird diskutiert, welche Verfahren sich für die Herstellung am besten eignen. Eines davon ist die Methanpyrolyse. Ein weiteres die Elektrolyse.

Mit dem „Pyroloyse-Verfahren“ kann Strom aus Photovoltaik oder Windkraft genutzt werden, um Methan, Erd- oder Biogas aufzuspalten. Der Strom wird zum Erhitzen eines Reaktors auf etwa 1000 Grad genutzt. Das in den Reaktor einströmende Gas wird dabei in speicherbaren Wasserstoff und festen Kohlenstoff aufgespalten.

Während Wasserstoff als CO2-neutraler Brennstoff genutzt werden kann, ist auch der Kohlenstoff vielfältig einsetzbar: Vor allem in der Bauindustrie, weil er leichtes und zugleich hochbelastbares Baumaterial den Stahl im Betonbau reduzieren kann und er kann im Straßenbau oder bei der Kunststofferzeugung verwendet werden.