Bad Berleburg. Die Idee ist simpel, wird aber noch diskutiert: Firmen könnten den Quadratmeterpreis um bis zu 10 Euro drücken, wenn sie Umweltauflagen erfüllen.

Industrie und Umweltschutz sollen unter einen Hut gebracht werden. Was auf den ersten Blick schwierig, oder gar unmöglich erscheint, will der Zweckverband Region Wittgenstein im interkommunalen Industriepark Wittgenstein in Schameder schaffen. Wie das genau funktionieren könnte, dazu gibt es sehr konkrete Vorschläge. Die werden in der nächsten Zweckverbandsversammlung am kommenden Dienstag, 8. August, ab 18 Uhr im Bürgerhaus in Bad Berleburg diskutiert.

Anreize schaffen will der Zweckverband über die Kaufpreisgestaltung im dritten Bauabschnitt des Industrieparks. Das haben die Vertreter von Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück im Dezember 2022 in der Zweckverbandsversammlung entschieden.

Themenpapier wird diskutiert

Jetzt liegt eine Liste von Möglichkeiten vor, die Unternehmen, die sich in Schameder ansiedeln wollen, nutzen können. „Die Auflistung sollte regelmäßig aufgrund möglicher gesetzlicher Neuerungen überarbeitet und angepasst werden. Sollten gesetzliche Vorgaben ohnehin die aufgeführten Kriterien von dem Bauwilligen fordern, ist dies bei der Bewertung zu berücksichtigen. Gleichzeitig ist die Auflistung nicht abschließend, sondern soll dem Ansiedlungsinteressenten die Möglichkeit eröffnen, eigene innovative Ideen einzubringen, welche im Sinne der Vorlage sind“, heißt es in dem Themenpapier, das der Zweckverband zur Entscheidung vorlegt.

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Insgesamt werden sieben verschiedene Beispiele genannt und dann mit einem Punktesystem hinterlegt. Je nach umfang einzelner oder mehrerer Maßnahmen können unternehmen Preisnachlässe zwischen 2,50 und 10 Euro je Quadratmeter Gewerbefläche erzielen.

Diese Möglichkeiten gibt es

1. Dach- oder Fassadenbegrünung: „Die mildert die Folgen des Klimawandels ab, indem sie zur Kühlung beiträgt und vor allem bei Starkregenereignissen als Wasserrückhaltefläche dient. Zudem wird das Mikroklima verbessert, die Artenvielfalt erhöht und das Gebäude gedämmt.“

2. Erneuerbare Energien: „Photovoltaikanlagen liefern erneuerbare Energien und leisten so einen Beitrag zum Klimaschutz. Die neue Koalitionsvereinbarung der Landesregierung sieht eine Solarpflicht für gewerbliche Neubauten ab dem 1. Januar 2024 vor. Ab dem 1. Januar 2026 gilt die Solarpflicht auch für gewerbliche Bestandsgebäude, bei denen eine umfassende Dachsanierung durchgeführt wird. Mit einer Verordnung soll sichergestellt werden, dass die Pflicht nur dort greift, wo es sinnvoll und zumutbar ist. Zusätzliche mobile PV-Anlagen könnten einen weiteren sinnvollen Beitrag zur Erhöhung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen darstellen. Durch Vorhalten einer Speichereinheit wäre es möglich am Standort umgewandelte Energie auch nachgelagert zu verwenden. Darüber hinaus sollte der Einsatz weiterer erneuerbarer Energien entsprechend gewürdigt werden, insofern dieser nicht ohnehin gesetzlich verpflichtend ist.“

3. Ressourcen schonen: „Wer nachhaltig bauen möchte, sollte Baustoffe wählen, die aus nachwachsenden, gut recyclebaren und lange verfügbaren Rohstoffen bestehen. Bereits bei der Herstellung des Baustoffs oder -produktes dürfen nur sehr geringe Umweltbelastungen auftreten. Auch auf die Herkunft der Baustoffe soll Wert gelegt werden, beispielsweise durch die bevorzugte Verwendung von regionalem (Kalamitäts-)Holz. Energieeffiziente Bauweise sowie die Verminderung von Abfallmengen und Verbesserung der Abfalltrennung entlasten die Umwelt ebenfalls weiterhin. Darüber hinaus kann die Nutzung und Aufbereitung von Regenwasser einen wesentlichen Beitrag zur Ressourcenschonung liefern.“

4. Nachhaltige Mobilität durch Einsatz von Elektro- oder Wasserstofffahrzeugen, sowie Förderung des Radverkehrs: „Betriebe sollten hier eine Vorbildfunktion übernehmen und ihren Mitarbeitern ermöglichen mit dem Rad zur Arbeit zu kommen. Dazu zählen Einrichtungen wie Ladestation, Spinde, Duschen, Abstellmöglichkeiten, Möglichkeiten des Fahrrad-Leasings oder auch betriebliches Gesundheitsmanagement.“

5. Flächenentsiegelung: „Bei der Gestaltung der Außenanlagen sollen auf Park-, Fahr- und Stellflächen wasserdurchlässige Materialien verwendet werden, um versiegelte Flächen auf ein Minimum zu reduzieren.“

6. Mehr Grünflächen und Pflanzungen: „Grundstücksgrenzen könnten beispielsweise mit naturnahen Hecken oder heimischen Baumarten ausgestattet werden. Dadurch wird die Artenvielfalt gefördert und die Luftqualität verbessert. Insektenhotels, Ansiedlung von Bienen oder die Anlage von Blühwiesen stellen ebenso eine sinnvolle Ergänzung dar.“

7. Umweltzertifizierung: „In der Projektlaufzeit werden umweltbezogene Leistungen und Kosten bei Energieverbräuchen, Abfällen, Betriebsstoffen und weiteren Ressourcen analysiert und bewertet. Dies führt zur Identifizierung von Einsparpotenzialen und entsprechenden Optimierungsmöglichkeiten interner Prozesse. Ziel ist es also, den Ressourceneinsatz im Unternehmen zu verringern, was zu gleichzeitiger monetärer Einsparung führt und einen Beitrag zum Klimaschutz leistet.“