Wingeshausen. Warum ihnen der Einkauf gleich um die Ecke so wichtig ist, erzählen treue Stammkunden. Und das passiert jetzt mit der restlichen Ware.
Am Samstag ist der Dorfladen an der Alten Landstraße in Wingeshausen zum vorläufig letzten Mal für die Kundinnen und Kunden geöffnet – zumindest offiziell. „Ich finde das total schade, dass er schließt“, bedauert Kundin Tatjana Schoenwolff. Aber der Entschluss von Händler Yury Uskov steht fest.
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Sicher: „Es tut mir leid für die vielen Stammkunden, die älteren vor allem“, sagt Uskov. Und es sei ihm wirklich schwergefallen, so eine Entscheidung zu treffen. „Aber die Leute verstehen das“, ist er überzeugt. Und die leben fast alle im Dorf, also direkt vor der Ladentür.
Ein Rückschritt – vor allem für Ältere
„Das ist natürlich ein Rückschritt – besonders für die Älteren“, sagt Kunde Hartmut Treude zum vorläufigen Aus für den Dorfladen. „Und wenn die Poststelle schließt, ist das für alle schlecht.“
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„Das ist schon schade, aber das ist eben die Zeit. Da haben kleine Läden wie dieser keine Chance“, hat die Wingeshäuserin Monika Weber ein gewisses Verständnis für Uskovs Entscheidung. Heute seien es die Leute ja gewohnt, dass ein Laden von frühmorgens bis spätabends geöffnet sei. Solche Öffnungszeiten könne sich so ein Dorfladen mit geringerer Auswahl und weniger Personal einfach nicht leisten.
Sonntagsöffnung wird vermisst
Und Monika Weber schätzt, dass der frühere Gasthof Weber in Wingeshausen, den sie gemeinsam mit ihrem Mann geführt habe, sicherlich auch an der Corona-Pandemie oder spätestens der aktuellen Energiekrise gescheitert wäre. Da sei es vielleicht ein Glück gewesen, dass sich ihre Familie bereits Ende 2018 dazu entschlossen habe, den Gasthof aufzugeben – und seitdem nach einem Umbau für eigene Wohnzwecke zu nutzen.
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„Gerade die Post habe ich ganz viel genutzt, aber auch die Frischetheke und die Bäckerei“, erzählt Kundin Tatjana Schoenwolff im Gespräch mit unserer Redaktion. Und weil die Wege zu Fuß oder mit dem Auto in Wingeshausen kurz seien, könne sie ihre kranke Tochter auch mal guten Gewissens ein paar Minuten daheim alleine lassen, während sie kurz einkaufe. Da sei es einfach vorteilhaft, „dass man nicht noch nach Aue oder gar Bad Berleburg fahren muss“. Was Schoenwolff außerdem vermisst: „Als der Laden noch sonntagmorgens zwei Stunden offen war“ – und man noch frische Brötchen fürs Sonntagsfrühstück bekommen konnte.
Milch und Gemüse noch frisch
Ob Schoenwolff vom weiteren Ausverkauf der Ware im Dorfladen profitieren kann, weiß sie noch nicht. Sind die Preise bis auf einige Ausnahmen schon jetzt um 30 Euro reduziert, geht’s ab Freitag sogar auf 50 Prozent Rabatt, kündigt Händler Yury Uskov auf Schildern am Ladeneingang an. Es sind also noch günstigere Schnäppchen als bisher zu machen. Ab kommenden Montag dann sei der Laden eigentlich nur noch für etwa zwei Stunden am Tag geöffnet, damit das Angebot der Post-Agentur noch bis Ende November weiterlaufen könne, sagt Uskov. Die Kundschaft könne sich während der deutlich verkürzten Öffnungszeiten aber noch weiterhin restliche Ware zum halben Preis mitnehmen.
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Inzwischen haben sich die Regalreihen im Dorfladen an der Alten Landstraße gelichtet, werden die Lücken zwischen den eingestellten Waren immer größer. Allerdings bestellt Händler Yury Uskov immer noch „Milch für jeden Tag und natürlich frisches Gemüse, ein bisschen Gurke und Tomate“. Weil gerade das Frische bei der Kundschaft sehr gut ankommt.
Leider zu vorerst letzten Mal
„Ich nehme mit, was ich hier noch bekommen kann“, sagt eine Kundin bei ihrem Weg vorbei an den Regalen und zur Truhe mit der Tiefkühlkost. Und so hat sie schon bald Gefrorenes im Einkaufskorb, aber auch Knödel, Öl, Reinigungsmittel und ihren Lieblingstee. Außerdem freut sie sich schon auf den Samstag – aber nicht, weil das dann der vorläufig letzte Dorfladen-Tag ist. Vielmehr „holen wir uns dann immer Brötchen und Jagdwurst. Das gibt es dann doch noch, oder?“ So fragt unsere Kundin beim Händler nach. „Wie immer“, gibt der zurück. Aber eben leider zum vorerst letzten Mal.