Bad Berleburg. Mit dem Geld will die Initiative Lernen Leben mehr für die Integration von Geflüchteten tun. Michael Peter erläutert was passieren soll.
Ankommen – und in Bad Berleburg eine neue Heimat finden, Deutsch lernen, in die Schule gehen und einen neuen Job finden. Für viele Menschen, die ihr früheres Zuhause aufgrund von Krieg aufgeben mussten, eine schwierige Herausforderung. Damit sie dennoch die Chance haben, sich in ihr neues Umfeld zu integrieren, gibt es auch in Bad Berleburg ehrenamtliche Helfer.
Michael Peter ist einer von ihnen. Er ist Teil der Initiative Lernen Leben – kurz ILL. „Wir wollen den Menschen helfen, damit sie den Weg zur Integration schaffen“, sagt er. Gemeinsam unterstützen die Mitglieder der Initiative geflüchtete Menschen im Umgang mit Behörden, bei der Beschaffung von Wohnraum und -ausstattung sowie bei Arztbesuchen und dem Erlernen der deutschen Sprache. Damit dies auch weiterhin möglich ist, ist die Initiative auf finanzielle Förderungen angewiesen. Im Ausschuss für Soziales, Bildung, Sport und Kultur der Stadt Bad Berleburg wird am kommenden Mittwoch, 15. März, über einen Zuschuss zur Unterstützung der Integrationsarbeit der ILL beraten.
Lesen Sie auch:
- Bad Berleburg hat einen offenen Treffpunkt für alle Bürger
- Wittgenstein: Wohnraum für Geflüchtet - Es läuft am Limit
- Bad Berlenburg: Stadt kündigt Unterkunft in der Baumrainklinik
- Bad Berleburg: So herzlich bedanken sich Ukrainer für die Hilfe
Hierzu regt die Stadtverwaltung in ihrer Mitteilungsvorlage für den zuständigen Ausschuss an, dass die Initiative ILL aus den Mitteln zur Unterstützung der Integrationsarbeit im Jahr 2023 eine Zuwendung in Höhe von insgesamt 3800 Euro für eine Familienfahrt, für Möbeltransporte und handwerkliche Tätigkeiten sowie zur Durchführung von niederschwelligem Deutschunterricht“ erhält.
Erste Entscheidung zur Unterstützung aus 2017
Bereits am 3. April 2017 hatte die Stadtverordnetenversammlung entschieden, die Integrationsarbeit mit einem jährlichen Zuschuss zu unterstützen und den ehrenamtlich tätigen Gruppierungen und Institutionen zur Verfügung zu stellen. Ausgehend davon wurden auch für das laufende Haushaltsjahr 2023 „Mittel in Höhe von 8000 zur Auszahlung an ehrenamtlich tätige Gruppierungen und Institutionen im Bereich Integration im städtischen Haushalt bereitgestellt. Der Zuschuss wird nachrangig und zusätzlich zu den übrigen öffentlichen Förderungen für Integrationsmaßnahmen gewährt“, heißt es in der Beschlussvorlage.
Die 3800 Euro hatte die Initiative ILL mit einem Schreiben vom 24. Februar beantragt. Die Summe setzt sich zusammen aus 2100 für eine Familienfahrt, 1500 Euro für Möbeltransporte und handwerkliche Tätigkeiten sowie 200 Euro zur Durchführung niederschwelligen Deutschunterrichts. Eine Mittelverwendung wäre dann bis zum 31. März 2024 möglich. „Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Verwaltung auch ein entsprechender Verwendungsnachweis vorzulegen“, heißt es.
Initiative Lernen Leben zählt zehn Aktive
Vor acht Jahren haben sich die Mitglieder der Initiative zusammengefunden. Heute zählt sie rund zehn aktive Mitglieder – insgesamt kommt sie auf rund 20 Personen. Und die sind seit acht Jahren mit Herzblut dabei – egal ob bei gemeinsamen Arztbesuchen, Behördengängen oder Familienausflügen. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man den Menschen helfen kann. Wenn man spürt, wie dankbar sie für die Hilfe sind. Manchmal entstehen während der gemeinsamen Zeit auch persönliche Kontakte und man erfährt viel Persönliches – und auch viel Neues über das jeweilige Heimatland“, so Peter.
Ein aktuelles Thema, welches die Mitglieder der Initiative beschäftigt ist der Möbeltransport. „Wir bekommen sehr viele Möbel aus privaten Haushalten angeboten. Die Flüchtlinge sind auf das Angebot angewiesen, haben sie doch begrenzte Mittel Einrichtungsgegenstände zu erwerben“, schreibt die Initiative in ihrem Schreiben vom 24. Februar an die Stadtverwaltung. Problem: Aufgrund mangelnden Transportmöglichkeiten sowie am Fehlen der Personen mit handwerklichen Fähigkeiten kommt es vor, dass die Annahme der Angebote scheitern. „Um dieses Manko zu beseitigen möchte die Initiative Transportmöglichkeiten anmieten und Personen mit handwerklichen Fähigkeiten gegen ein Entgelt für Ab-, An- und Umbauarbeiten beschäftigen.“
Forderung nach „niederschwelligem Deutschunterricht“
Ein weiterer Bereich, der in dem Schreiben aufgeführt wird und für die Integration der geflüchteten Menschen von enormer Bedeutung ist, ist die Durchführung von niederschwelligem Deutschunterricht. „In Verbindung mit der Nutzung des Mehrgenerationenhauses als Ergänzung zu den Integrationskursen wie auch zu den Schulen mit den Flüchtlingen und deren Kindern“ möchten die ehrenamtlichen Helfer das Erlernen der deutschen Sprache vertiefen. „Wir möchten das Lesen mit den Kindern üben, Unterstützung bei den Hausaufgaben leisten und die deutsche Grammatik vertiefen.“ Doch hierzu werden Lern- und Lehrmittel sowie Lesebücher oder auch Lernspiele benötigt. Dinge, die die Initiative mithilfe der Fördermittel gern anschaffen würde.
Und auch eine Familienfahrt soll es im August dieses Jahres nach Möglichkeit wieder geben. „Im vergangenen Jahr waren wir im Panoramapark“, erinnert sich Peter. Er weiß, wie wichtig solche gemeinsamen Aktivitäten für die Menschen nach ihrer Flucht sind – insbesondere für die Kinder. „Es soll ein Tag für die Flüchtlingsfamilien fernab ihrer Nöte und Sorgen sein. Einfach mal rauskommen aus dem Alltag. Besonders für die Kinder wird es ein großes Erlebnis sein“, heißt es in dem Schreiben. „In diesem Jahr planen wir eine Fahrt an den Edersee mit einer Schiffstour und dem Besuch des Wildtierparks im Naturpark Kellerwald“, so Peter.
In den vergangenen fünf Jahren führte die Initiative jeweils eine Familienfahrt für Geflüchtete und deren ehrenamtliche Helfer durch. Schon in den Jahren 2018, 2019, 2021 und 2022 wurden die Fahrten durch die Stadt Bad Berleburg unterstützt. “Wir arbeiten eng mit der Stadt Bad Berleburg zusammen – eine gute und wichtige Zusammenarbeit.“