Bad Berleburg. Krankenhausplan NRW und Chefarzt-Vakanzen machen Sorgen: Jetzt laufen die entscheidende Gespräche für die Zukunft der Vamed-Akutklinik.
Der Vamed-Klinik in Bad Berleburg stehen harte Monate und Veränderungen bevor. Kaum ist die Hochphase der Corona-Pandemie überwunden und sorgt für ansteigende Belegungszahlen, müssen sich die Geschäftsführung, Ärzte und Pflegepersonal mit der nächsten komplizierten Operation beschäftigen: Dem Krankenhausplan 2022 der NRW-Landesregierung. Der nicht nur Doppelstrukturen in Ballungsräumen in den Blick nimmt, sondern auch massive Veränderungen vor allem für kleine Krankenhäuser in der Fläche bedeutet. So wie in Bad Berleburg.
NRW-Krankenhausplan 2022 sorgt für Diskussionen
„Als bevölkerungsreichstes Bundesland werden wir in Nordrhein-Westfalen einen innovativen und zukunftsorientierten Krankenhausplan umsetzen. Wir halten uns an unser Versprechen und nehmen unsere Verpflichtung als Land ernst, die bestmögliche Versorgung für alle Patientinnen und Patienten sicherzustellen“, formuliert NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann seinen Plan. Der Minister will nach eigenen Angaben nicht nur die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen und die Konkurrenz zwischen Krankenhäusern um Patienten und Personal beenden, er will auch die Qualität der Versorgung steigern. Dafür hat die Landesregierung die Kliniklandschaft des Jahres 2019 analysiert und einen Rahmen für die Gestaltung definiert. Zu einzelnen Krankenhäusern sagt der Plan nichts. Das ist jetzt Sache der Krankenhäuser und Krankenkassen.
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Unterstützung erhält Laumann auch von der Bad Berleburger CDU-Landtagsabgeordneten Anke Fuchs-Dreisbach, die auch Mitglied im Gesundheitsausschuss des Landtages ist: Fuchs-Dreisbach spricht auf ihrer Internetseite vom „fortschrittlichsten Krankenhausplan Deutschlands“ und erklärt: „Für mich war die nachhaltige Stärkung der medizinischen Versorgungslage schon lange eine Herzensangelegenheit für die ich mich eingesetzt habe und ich freue mich daher sehr, dass wir so schnell unserem Versprechen aus dem Koalitionsvertrag nachkommen und die baulichen Investitionsmittel deutlich aufstocken. Auch die Pauschalförderung wird um weitere 95 Millionen Euro auf dann jährlich 765 Millionen Euro steigen. Der Krankenhausplan NRWs ist ambitioniert und notwendig. Ich freue mich auf die Umsetzung.“
Straffer Zeitplan für Kliniken und Krankenkassen
Die Umsetzung ist mit einem straffen Zeitplan gestartet und fordert von den Klinik und Kostenträgern sehr viel Kompromissbereitschaft bei engen Rahmenrichtlinien über medizinische Ausstattung, Expertise, Mindestfallzahlen und Vergütung. Am 1. September wurden die Kliniken informiert. Am 17. Oktober forderten die Bezirksregierungen die nordrhein-westfälischen Krankenhäuser zu Verhandlungen mit den Krankenkassen über regionale Planungskonzepte auf. Ab diesem Zeitpunkt konnten die Krankenhäuser die dafür nötigen Unterlagen digital in einer eigens dafür bereitgestellten Datenaustausch- und Analyseplattform einstellen. Seit Donnerstag vergangener Woche laufen jetzt die Verhandlungen zwischen den Krankenhäusern und den Krankenkassen. „Sie sind grundsätzlich spätestens nach sechs Monaten abzuschließen. Danach übernimmt die jeweilige Bezirksregierung die Verfahrensleitung und bezieht dann auch weitere Beteiligte auf regionaler und überregionaler Ebene mit ein. Abschließend entscheidet das Ministerium über die Versorgungsaufträge“, gibt das Ministerium vor.
Zwei Vakanzen haben Folgen - aber nicht für die Patienten
In Bad Berleburg trifft diese Diskussion auf einen ohnehin laufenden Restrukturierungsprozess nach der schweren Belegungslage durch die Pandemie und dem überraschenden Weggang von zwei Chefärzten aus der Vamed-Akutklinik. Mit Dr. Christian Pilkahn geht der Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie und mit Adam Bielich verließ der erst im März nach Bad Berleburg gewechselte Chef der Gastroenterologie das Haus. Beide gaben familiäre Gründe an.
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Diese Vakanzen treffen nun auf die Krankenhausplanungen: „Wir können zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht abschließend sagen, wie wir die Fachbereiche Innere Medizin und Unfallchirurgie nach dem Weggang der beiden Chefärzte aufstellen werden. Da während unserer Überlegungen das politisch ausgelöste Planungsverfahren zur Krankenhausreform in NRW angestoßen wurde, müssen wir zunächst die Phase der Leistungsverhandlungen auf regionaler Planungsebene abwarten, bevor wir unsere eigenen Planungen abschließen können“, erläutert der Klinik-Geschäftsführer Elmar Knoche auf Nachfrage dieser Zeitung.
„Klar ist, dass wir beide Fachbereiche nur noch mit einem Chefarzt besetzen werden – es wird also einen Chefarzt Innere Medizin und einen Chefarzt Chirurgie geben.“ Diese personelle Einschränkung oder auch Kosteneinsparung soll aber keine Auswirkungen für die Patienten haben. Im Gegenteil, Bad Berleburg will bei einigen Leistungen das Angebot ausbauen: „In der Breite unseres Leistungsangebots wird es dadurch keine Einschnitte geben: In der Inneren Abteilung werden weiterhin die gängigen Diagnostik- und Untersuchungsverfahren (z.B. Magen- und Darmspiegelungen etc.) durchgeführt und in der Chirurgie planen wir, die elektive Endoprothetik (Knie- und Hüftgelenkersatzoperationen) auszubauen. Zusätzlich möchten wir einen Akzent auf die Schulterendoprothetik setzen.“
So geht es personell in Bad Berleburg weiter
Ein einen Einblick, wie es auf den Chefarztposten weiter gehen könnte gibt ein weiterer wichtiger Satz von Elmar Knoche: „In der Kardiologie sowie der Allgemein- und Viszeralchirurgie bleiben sowohl die ärztliche Leitung als auch das medizinische Leistungsspektrum so, wie unsere Patienten es gewohnt sind.“
Damit ist für Kenner der Klinik klar, dass die beiden verblieben Chefärzte, der Kardiologe Karim Bou-Nassif und der Chirurg Ulrich Schymatzek, die administrativen Vakanzen mit ausfüllen.