Bad Berleburg. Sie sind mehr als ein Sitzplatz. Viele der grauen Bänke erinnern an Familien, Freunde und Verstorbene. So funktioniert das besondere Bank-Projekt.

Wenn Ursula Buschmann loszieht, um die grauen Bänke im Stadtgebiet zu kontrollieren, macht sie das gerne und ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Sie überprüft, ob der rote Abzieher und das rote Tuch zum Abtrocknen der Bänke noch vorhanden sind, leert die silberne Dose, in der die Spaziergänger ihre Zigarettenstummel entsorgen können und reinigt die Bank.

Die grauen Bänke auf denen ein Spruch auf einer Schiefertafel steht, sind vermutlich den meisten bekannt. Nicht alle wissen dabei vielleicht, dass es sich um Sponsorenbänke handelt. Die Idee dahinter ist einfach: Wer möchte, kann eine Bank erwerben. Entweder als Erinnerung an einen geliebten Menschen oder einen besonderen Tag, aber auch einfach so.

Man sucht sich einen Spruch aus und kann mitbestimmen, wo die Bank aufgestellt werden soll. Das Besondere daran: Von den Bänken haben nicht nur die Sponsoren etwas, sondern die gesamte Öffentlichkeit. Sie sind meist an einem schönen Aussichtsplatz zu finden und laden zu einer erholsamen Rast ein.

Die Idee kommt aus Edinburgh

Die Idee hat die Initiatorin des Projektes aus einem Urlaub in Edinburgh mitgebracht. „Hier war ich mit meinem Mann in einem Park, in dem eine Bank neben der andere steht, jeweils mit einer Widmung an jemanden. Jede Bank ist eine Erinnerungsbank und ich liebe Erinnerungen. Die Bänke sind eine tolle Möglichkeit, Erinnerungen zu teilen“, erzählt Ursula Buschmann. Die engagierte Berleburgerin ließ danach ihre Kontakte spielen und setzte sich mit verschiedenen Unternehmen in Verbindung, um das Projekt auch in ihrer Heimat umzusetzen. So entstand die erste graue Bank, die am Berlebach, in der Nähe des Schlossparks, steht. In Erinnerung an die Moderatorin Miriam Pielhau, die in Bad Berleburg aufwuchs und 2016 an Krebs verstarb.

Ursula Buschmann betreut das Projekt der Sponsorenbänke von der Bestellung einer Bank bis zur Pflege und Instandhaltung selbst.
Ursula Buschmann betreut das Projekt der Sponsorenbänke von der Bestellung einer Bank bis zur Pflege und Instandhaltung selbst. © WP | Annelie Manche

Sechs Jahren später stehen 65 Bänke in und um Bad Berleburg verteilt. Nicht mehr nur in der Kernstadt, sondern mittlerweile auch in Alertshausen, Wemlighausen, Raumland und Berghausen. Das Projekt wächst und wächst. Und die nächsten Bänke sind schon in Planung und werden bald aufgestellt.

Die Bänke werden als Erinnerung an einen geliebten Menschen, im Gedenken an Verstorbene oder als Geschenk zum runden Geburtstag, zum Hochzeitstag oder aus Verbundenheit zur Heimat aufgestellt. Viele Privatpersonen, aber auch Unternehmen und Vereinen haben bereits Bänke gespendet.

Geschichten hinter den Bänken

Ursula Buschmann freut sich über jede Bank, die neu aufgestellt werden kann. Hinter vielen Bänken verbergen sich Geschichten von Menschen oder besonderen Ereignissen. Zum Beispiel hinter der Bank Nummer 50, die in der Nähe des Goldenen Eis steht. „Franks Bank ist die 50. Bank. Hier haben fünf Wittgensteiner zusammengelegt und Franks Bank erschaffen. Zum einjährigen Jubiläum gab es sogar eine kleine Feier an der Bank“, erzählt Ursula Buschmann, erfreut darüber, dass das Projekt mit so viel Leben gefüllt wird. Die Bänke erinnern nicht nur, sie verbinden auch und bringen Menschen zusammen. Egal ob gezielt, um gemeinsam eine Bank zu errichten oder zufällig, wenn man sich unterwegs an einer Bank trifft und ein paar Worte wechselt.

Fünf Franks legten für Franks Bank zusammen und feierten das einjährige Jubiläum ihrer Bank.
Fünf Franks legten für Franks Bank zusammen und feierten das einjährige Jubiläum ihrer Bank. © WP | privat

Viele ehemalige Berleburger, die mittlerweile woanders leben, haben eine Bank vor Ort und besuchen sie jedes Mal, wenn sie wieder in der Heimat sind. Am Brunnen vor der evangelischen Stadtkirche steht eine Bank zur Erinnerung an Gunhild Lotze, die Ehefrau des ehemaligen Pfarrers. „Jedes Mal, wenn die Kinder in der Stadt sind, machen sie ein Foto auf der Bank und senden es auf dem Handy in die Familiengruppe“, erklärt Ursula Buschmann die Tradition der Familie. Das sind die Geschichten, die sie immer wieder motivieren und antreiben, ihr Projekt weiterzuführen.

Die Bänke bleiben das ganze Jahr an Ort und Stelle, so kann man sich auch im Winter mal eine Pause gönnen. Für die ehrenamtliche Helferin heißt das aber auch: Einsatz das ganze Jahr über. „Wenn man etwas gerne macht, ist es keine Arbeit, es ist Freude!“, sagt die 73-jährige Berleburgerin.

Ursula Buschmann plant und organisiert das Projekt zwar allein, bei der Umsetzung bekommt sie allerdings Unterstützung. Die Sponsorenbänke sind ein Gemeinschaftsprojekt an dem einige heimische Unternehmen beteiligt sind und mit denen sich über die Jahre eine erfolgreiche Zusammenarbeit aufgebaut hat. Kommt eine Bestellung für eine neue Bank bei Ursula Buschmann an, setzt sie sich mit den weiteren Helfern in Verbindung.

Metallfüße gegen die Witterung

Die Auszubildenen Finn Biermann und Malika Wereme (v.l.) schweißen im BZW Wittgenstein einen Fuß für eine neue Sponsorenbank zusammen.
Die Auszubildenen Finn Biermann und Malika Wereme (v.l.) schweißen im BZW Wittgenstein einen Fuß für eine neue Sponsorenbank zusammen. © WP | Annelie Manche

Damit die Bänke einen langfristigen, sicheren und guten Stand haben, sind die Füße der Bänke aus Metall und nicht aus Holz. Deswegen kontaktierte Ursula Buschmann das Bildungszentrum Wittgenstein (BZW) und Geschäftsführer Winfried Schwarz zeigte sich schnell begeistert von der Idee. „Das große Problem mit Holzfüßen in der Wittgensteiner Witterung ist, dass sie auf Dauer morsch werden und gammeln. Lässt man die Metallfüße in der Schlosserei machen, wäre das kaum zu bezahlen. Deswegen werden die Füße von den Lehrlingen im BZW zum Selbstkostenpreis hergestellt“, erklärt Winfried Schwarz die Zusammenarbeit.

Das ist ein Gewinn für beide Seiten. Die Kosten für eine Bank halten sich im Rahmen und die Auszubildenden im BZW arbeiten nicht nur an einem Übungsmodell, sondern an einem konkreten Projekt, dass auch verwendet wird. „Die Azubis stellen etwas her, sehen die Technik und sie arbeiten nicht an etwas, dass nachher in den Schrott kommt, sondern eine Verwendung hat“, so Winfried Schwarz.

Die Lehrlinge im ersten Lehrjahr betreuen das Projekt Sponsorenbänke. Sie fertigen händisch eine Zeichnung an, dann wird das Material zugeschnitten und geschweißt. Ein Fuß bleibt immer in der Lehrwerkstatt als Schablone und Muster zur Kontrolle. „Es sollen ja auch alle Füße gleich sein und die Bänke nicht schief werden“, lacht Ausbildungsleiter Michael Gerhardt, der die Azubis betreut.

Alles aus der Region

Die fertigen Füße werden von Ursula Buschmann abgeholt und zu Lothar Kuhmichel nach Weidenhausen gebracht. Der Zimmerer und das Team von Holzbau Kuhmichel schneidet das Holz für die Bänke zu und montiert sie. „Das Projekt ist eine gute Idee und ein Haufen Arbeit. Es ist gut, wenn sich jemand für sowas findet und das übernimmt“, sagt Lothar Kuhmichel über das Engagement von Ursula Buschmann.

Lothar Kuhmichel und Dominik Bernshausen (v.l.) montierten eine der Sponsorenbänke in der Zimmerei in Weidenhausen. Weitere Bänke sind bereits in Planung.
Lothar Kuhmichel und Dominik Bernshausen (v.l.) montierten eine der Sponsorenbänke in der Zimmerei in Weidenhausen. Weitere Bänke sind bereits in Planung. © WP | Annelie Manche

Das Streichen, damit die Sponsorenbänke in der typisch grauen Farbe erstrahlen, übernimmt Ursula Buschmann wiederum selbst. Die Farbe ist übrigens auch regional – von Kora vom heimischen Unternehmen Obermeier.

Spruch kann frei gewählt werden

Der Hingucker jeder Bank ist sicherlich der Spruch auf der Schieferplatte. Den Spruch sucht sich jeder Sponsor selbst für seine Bank aus. Wer hier mal Hilfe braucht, dem greift Ursula Buschmann mit einem Ideenkatalog unter die Arme. Steht der Spruch fest, kann Katja Weller-Wahl loslegen. „Die Schieferplatten mit Gravur sind langlebiger, als etwas in die Bänke zu brennen. Das verblasst schnell“, erklärt die Künstlerin. Außerdem passt die Kombination aus Holz und Schiefer wunderbar zur Region.

Die Wunderthäuserin zeichnet den Spruch mit Hilfslinien auf die Schieferplatte vor, damit beim gravieren alles gerade und gleichmäßig wird. Dann werde die Buchstaben in den Schiefer eingraviert. Anschließend wird der Schriftzug mit Farbe nachgezogen, getrocknet und ein zweites Mal mit Farbe bepinselt, damit auch die Ränder abgedeckt sind und alles gut lesbar ist.

Katja Weller-Wahl graviert die Sprüche auf Schieferplatten, die später auf den Bänken angebracht werden.
Katja Weller-Wahl graviert die Sprüche auf Schieferplatten, die später auf den Bänken angebracht werden. © WP | Annelie Manche

„Auch wenn die Farbe verblasst, sieht man den Schriftzug durch die Gravur immer noch und kann ihn lesen“, sagt Katja Weller-Wahl, die ihr Hobby mittlerweile zum Beruf gemacht hat. Einige Stunden sitzt sie an den Schieferplatten der Sponsorenbänke und das Projekt gefällt ihr sehr gut. „Es ist ein Gemeinschaftsprojekt, das ist sehr schön. Und es wird gut angenommen. Außerdem machen viele Fotos von den Bänken, wenn der Spruch gefällt“, weiß die Wunderthäuserin.

Eine kleine Plakette oben links auf den Bänken informiert über den Sponsor oder den Anlass. Die kleinen Plaketten wurden bis im vergangenen Jahr in der AWO-Werkstatt in Schameder hergestellt. Jetzt steht die Lasergravurmaschine allerdings in Siegen und die Schilder werden dort graviert.

In den AWO-Werkstätten werden die Namensplaketten mit einem Lasier graviert.
In den AWO-Werkstätten werden die Namensplaketten mit einem Lasier graviert. © WP | AWO Siegen-Wittgenstein

Sind alle Einzelteile fertiggestellt, befestigt Ursula Buschmann die Schieferplatte und die Namensplakette. Jetzt kann die fertige Sponsorenbank an Ort und Stelle gebracht werden. Die Gummimatten auf denen die Bänke stehen kommen vom Berleburger Unternehmen Regupol.

Vandalismus kein Thema

Bei all der Arbeit die Ursula Buschmann in das Projekt steckt, ist sie froh, dass Vandalismus dabei keine große Rolle spielt. „Natürlich verschwindet mal ein Tuch oder ein Abzieher, aber bisher wurden nur dreimal Bänke mit roter Farbe verunstaltet. Und das war ganz am Anfang des Projektes“, erklärt sie und meint weiter: „Am nächsten Tag ist die Farbe schon beseitig und ich habe es überstrichen. Das verdirbt den Spaß an der Sache.“ Auch wenn das Projekt in dieser Art ohne Ursula Buschmann nicht möglich wäre, freut sich die Rentnerin über jede Unterstützung. „Ein besonderer Dank geht an den Odebornverein. Sie haben nicht nur sechs Bänke gespendet, sondern sie ersetzen die abhandengekommenen Tücher und Abzieher“, so Buschmann.

Bei Interesse an einer Bank

Bad Berleburg Baenke
Bad Berleburg Baenke © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Alle, die auch Interesse daran haben, eine Bank zu spenden, melden sich am besten direkt bei Ursula Buschmann unter uschi@berlin.sc, um sich zu informieren oder alles in die Wege zu leiten. Die Kosten für eine Bank belaufen sich auf 400 Euro. Weitere Infos zu den Sponsorenbänken und den einzelnen Standpunkten gibt es auf Internetseite von BLB-Tourismus.

Für die Zukunft wünscht sich Ursula Buschmann noch viele weitere Sponsorenbänke. „Vielleicht wird aus der Stadt der Dörfer, mal die Stadt der Bänke“, lacht Buschmann.