Wittgenstein. Die Gastronomie muss sich beim Außer-Haus-Verkauf umstellen. Wie gut sind die Wirte vorbereitet? Und wie hoch fällt das Pfand für die Kunden aus?
Ab 1. Januar 2023 gilt sie, die Mehrweg-Pflicht für alle gastronomischen Betriebe, die Essen zum Mitnehmen in Einweg-Behältern aus Plastik anbieten, etwa in Menüschalen oder Boxen. Das heißt: Verbraucher haben künftig das Recht, Essen und Getränke „to go“ in Mehrweg-Behältern zu erhalten. Ist Wittgensteins Gastronomie darauf vorbereitet?
Im Restaurant
„Wir verkaufen herkömmliche Verpackungen etwa aus Styropor derzeit noch ab und steigen dann um auf Verpackungen aus Zuckerrohr“, berichtet Manuel Grabiger, Betreiber des Restaurants „Zum weißen Roß“ an der Emil-Wolff-Straße in Bad Berleburg. Die Ware kaufe man beim Großhändler ein – und die nächste Lieferung, noch vor Silvester, sei wohl auch schon diese neue Zuckerrohr-Variante.
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Selbstverständlich „können die Leute auch ihre eigenen Töpfe mitbringen“, so Grabiger – „sie müssen halt sauber sein, hygienisch einwandfrei“. Am besten aus der Spülmaschine. Im Zweifel gehe der Behälter noch einmal durch eine Hygiene-Schleuse, werde zwei Minuten extra gespült. „Wir arbeiten aber auch schon mit recyelbaren Alu-Schalen“, so der Wirt, bei denen zum Beispiel Soßen nicht durchweichten. Mitgebrachte Behälter böten sich etwa an, wenn Großfamilien daheim zum Gänse-Essen einlüden. „Wir haben etwa 20 Prozent Außer-Haus-Verkauf, an Feiertagen mehr“, sagt Grabiger.
Im laufenden Jahr hätten Team und Gäste ja schon Erfahrungen mit Strohhalmen aus Papier statt Kunststoff gemacht – Ergebnis: „Das Mundgefühl ist nicht so gut“ und „die Akzeptanz bei den Gästen nicht da“. In Griechenland würden ja einfach ungekochte Maccaroni als Strohhalme verwendet – eine Idee, die Manuel Grabiger gerne mal testen würde.
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Grundsätzlich ist der Berleburger Gastronom mit der Entwicklung hin zu mehr Mehrweg einverstanden. „Irgendjemand muss ja Anfang machen, das ist schon okay so.“ Und bei den Verpackungen liege die Akzeptanz der Gäste schon deutlich höher, hat er den Eindruck.
In der Schänke
In der „Ratsschänke“ am Bad Laaspher Wilhelmsplatz werden viele Essen mitgenommen – „vor allem sonntags, oft auf Vorbestellung“, sagt Ebru Celik vom Restaurant-Team. Für den Außer-Haus-Verkauf ab dem kommenden Jahr seien extra hartschalige Verpackungen angeschafft worden – in verschiedenen Formen, etwa ganz flach für eine Pizza. Und pro Verpackung würden für den Kunden fünf Euro Pfand fällig. Das könne sich jedoch bei mehreren Portionen schnell summieren: „Wenn sie etwa sechs Schnitzel mitnehmen, sind das schon 30 Euro Pfand.“
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Sicher: „Wir müssen Mehrweg jetzt anbieten“, so Celik, aber: „Man muss es ja nicht nehmen.“ Denn: Die Kunden können demnächst wählen und dann ganz einfach bei der Einweg-Verpackung bleiben. Und das würden die meisten Gäste auch tun, schätzt Celik. „Oder sie essen direkt bei uns im Restaurant. Dazu laden wir gerne ein.“
Beim Schnellimbiss
Im Bad Berleburger Fast-Food-Restaurant „McDonald’s“ an der Bahnhofstraße betreffen die neuen Mehrweg-Regeln wohl eher die Getränke: „Man kann unsere Mehrweg-Becher für zwei Euro Pfand erwerben und sie überall bei McDonald’s auch wieder abgeben“, so Restaurant-Leiterin Nadine Breuer. Das gelte für die normalen Getränke im Angebot, aber auch für das Eis und auch für die Heißgetränke. „Wir setzen das hier um ab dem 29. Dezember.“
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Und bei den Speisen? Hier setzt die beliebte Schnellrestaurant-Kette vor allem auf Papier-Kartons, inzwischen auch bei den Salaten. Hier sein keine Umstellung nötig, so Breuer – schließlich gilt die Mehrweg-Regel nicht, wenn die verwendeten Einweg-Verpackungen aus Pappe oder Aluminium bestehen.
In der Pizzeria
Gelassen nimmt die neuen Regelungen auch Ayran Kahraman, Betreiber der Pizzeria „La Roca“ an der Marburger Straße in Erndtebrück. „Bei uns gibt es die Päckchen etwa für Hamburger nur in Papier. Und als Gabel benutze ich Holz – das kenne ich schon vom letzten Jahr.“ Denn Einweg-Besteck aus Kunststoff ist in der Gastronomie bereits verboten.
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Stabiler aus Alu und Pappe sind bei Kahraman all jene Verpackungen, in denen er etwa Überbackenes verkaufe. Keine Umstellung, kein Pfand – Vorteil Kunde, findet Kahraman. Aber auch auf Kunden, die mit eigenen Behältern kommen, ist er eingestellt: „Manche bringen fürs Döner-Fleisch Teller mit“, sagt er. Aber das passiere nur ganz selten.