Erndtebrück. „Bisher haben wir erhaltende Maßnahmen durchgeführt“, erklärt Thomas Lippold Ende Dezember. Aber jetzt geht es an die Umsetzung seiner Pläne.

Es ist nun ein Jahr her, dass sich für das verfallende alte Bahnhofsgebäude in Erndtebrück entgegen der Erwartungen vieler doch noch ein Käufer fand. Der tatsächliche Eigentumsübergang erfolgte zum Ende des ersten Quartals 2022 – im Februar nahm er uns bereits mit in das Gebäude und erklärte uns, wie er sich die Renovierung vorstellt. In einem neuerlichen Gespräch hat er uns jetzt verraten, was seitdem passiert ist – und wie es im neuen Jahr weiter gehen soll.

Doch zunächst ein Blick zurück: Für 70.000 Euro ging das Gebäude vor einem Jahr an Thomas Lippold und allein damit sorgte er schon für eine Überraschung. Denn nicht nur wurde das angesetzte Mindestgebot von 29.000 Euro mehr als verdoppelt – es waren zudem auch gleich drei Interessierte, die sich im Ringen um das Gebäude gegenseitig überboten.

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Schlussendlich hatte Lippold aus Dreieich bei Frankfurt die Oberhand – ein Geschäftsführer und Inhaber einer Glaserei, ausgewiesener Experte im Fassaden- und Glasbau und mit Erfahrung in der Sanierung in Bahnhofsgebäuden. Den Bahnhof hatte er zum Zeitpunkt der Auktion noch nicht vor Ort gesehen – er war im Auktionskatalog darauf gestoßen und hatte in dem über 100 Jahre alten Gebäude das gefunden, was er gesucht hatte. „Ich habe ein Gebäude gesucht, das zu mir passt. Ich habe jetzt verschiedene Konzepte im Kopf, die man umsetzen könnte“, erzählte er damals im Interview kurz nach dem Kauf.

Optimismus trotz Verfall

Das Gebäude im Herzen Erndtebrück, das er erworben hatte, war in keinem besonders guten Zustand. „Hier hätte schon längst etwas passieren müssen. Hätte der Vorbesitzer nur eine Plane auf das Dach gemacht, würde es hier jetzt besser aussehen“, machte Bauleiter Beck im Februar deutlich. Das Dach undicht, einige Böden schon durchgebrochen, Gerümpel in den Räumen – das in den Jahren 1914 bis 1916 errichtete Gebäude mit imposanter Empfangshalle und klassizistische Fassade war nach Jahren des Nichtstuns verfallen. „Aus dem Gebäude kann man definitiv noch etwas machen“, zeigte sich Lippold kurz nach dem Kauf dennoch optimistisch. Im Zuge der Renovierung wolle er den historischen Charme des Gebäudes erhalten, inklusive energetisch wertvoller Materialien. Und was ist seitdem – seit Februar 2022 – im Bahnhofsgebäude passiert?

„Bisher haben wir erhaltende Maßnahmen durchgeführt“, erklärt Lippold im Gespräch Ende Dezember. „Die Decken wurden abgestützt damit keiner Angst haben muss, dass die runter kommen.“ Außerdem wurde das Dach bedeckt, damit nicht noch mehr Wasser ins Gebäude eindringen kann. Zusätzlich wurde das Gebäude bereits entrümpelt. „Da war nichts interessantes mehr drin. Unter anderem haben wir die alte Theke rausgeholt.“ Die Theke, diese Beobachtung hatte Lippold bereits im Februar mitgeteilt, konnte nicht erhalten werden.

Im Großen und Ganzen lief bisher alles nach Plan, so Lippold. Auch, wenn „es etwas schneller hätte gehen können.“ Im kommenden Jahr soll es mit den ersten Bauarbeiten weiter gehen – dann sollen die Decken neu errichtet werden, unter allen Gesichtspunkten des Brandschutzes, und Maßnahmen „teilweise rundherum“ am Gebäude erfolgen. Dann folgt das Dach, so Lippold.

Der Plan für das Gebäude sieht Räume für eine Physiotherapiepraxis vor – und im Güterschuppen eine rustikale und gemütliche Gastronomie, die Platz für Feiern oder aber auch das Feierabendbier in geselliger Runde bieten soll. Voraussichtlich im Jahr 2024 soll das Gebäude das neue Schmuckstück Erndtebrücks werden.