Erndtebrück. Noch ist das Bahnhofsgebäude in Erndtebrück eine Ruine, aber der neue Besitzer Thomas Lippold hat eine große Vision. Der Besuch überraschte auch.

Es sieht aus wie in einem sogenannten „Lost Place“ im Innern des Erndtebrücker Bahnhofsgebäudes – aber selbst der bereits fortgeschrittene Verfall hindert den neuen Besitzer Thomas Lippold und Bauleiter Ernest Beck nicht an ihrer Vision: Voraussichtlich 2024 soll das Gebäude zum Schmuckstück im Herzen Erndtebrücks werden.

Die Pläne sind schon sehr konkret, Absprachen mit einem Architekten wurden auch schon zu Papier gebracht, erklärt Lippold am Samstag bei seinem Besuch vor Ort. So soll im Hauptgebäude eine Physiotherapie-Praxis untergebracht werden – einen ernsthaften Interessenten gebe es dafür auch schon, versichert Lippold.

Güterschuppen soll zur Gastronomie werden

„Der Schnitt der Räume eignet sich sehr gut für eine physiotherapeutische Praxis, unserem Interessenten hat das gut gefallen“, so Lippold. Damit die Patienten später keine Treppen steigen müssen, wird in das Gebäude ein Fahrstuhl eingebaut.

So soll es im Bahnhofsgebäude nicht mehr lange aussehen. Die alte Theke kann nicht erhalten werden.
So soll es im Bahnhofsgebäude nicht mehr lange aussehen. Die alte Theke kann nicht erhalten werden. © WP | Lisa Klaus

„Aus dem Gebäude kann man definitiv noch etwas machen“, zeigt er sich optimistisch. Der historische Charme des Gebäudes solle dabei auf jeden Fall erhalten bleiben – aber nicht ohne energetisch wertvolle Materialien, betont Lippold.

„Seine Überlegungen in Bezug auf den Erhalt der historischen Bausubstanz finden wir sehr begrüßenswert“, zeigt sich Bürgermeister Henning Gronau sehr erfreut über die Entwicklung.

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„Eventuell kommen noch ein, zwei Wohnungen dazu. Im Güterschuppen planen wir eine Gastronomie“, erklärt Lippold. Die solle rustikal und zünftig eingerichtet werden. Auch hier soll ein Augenmerk auf

So sieht der Güterschuppen aktuell im Innern aus. Hier soll es bald eine zünftige, rustikale Gastronomie geben.
So sieht der Güterschuppen aktuell im Innern aus. Hier soll es bald eine zünftige, rustikale Gastronomie geben. © WP | Lisa Klaus

Barrierefreiheit gelegt werden: Der Aufgang zum Güterschuppen bekommt eine Rampe, am Rand soll zudem ein gläsernes Geländer die Terrasse einfassen. „Darauf könnte man dann später Frühstücken, dann scheint hier die Sonne hin“, so Lippold.

Ebenerdig wird außerdem das Behinderten-WC für die Gastronomie eingerichtet. Der Güterschuppen soll später ein Anzugspunkt für alle Altersklassen sein, wünschen sich Lippold und Beck. Die große Fläche im Güterschuppen würde sich auch für eine Tanzfläche anbieten, so die beiden.

Lippold hat bereits Erfahrung mit der Sanierung von Bahnhofsgebäuden – in Thüringen hat er so etwas schon erfolgreich umgesetzt. „Das Gebäude ist aber kleiner als das in Erndtebrück.“

Eine Herausforderung

Es wird eine Herausforderung in Erndtebrück. „Hier hätte schon längst etwas passieren müssen. Hätte der Vorbesitzer nur eine Plane auf das Dach gemacht, würde es hier jetzt besser aussehen“, macht Beck deutlich. Dazu kommt die Wittgensteiner Witterung, die die Zeit für Bauarbeiten einige Monate im Jahr erschwert bzw ganz unmöglich macht.

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„Wir planen langfristig. Wir wollen im Sommer dieses Jahres mit den ersten Maßnahmen starten und peilen für die Fertigstellung 2024 an. Es würde keinen Sinn machen, zu hetzen“, so Lippold. Dass die Erndtebrücker auf die beiden zählen, wissen sie.

Besitzer Thomas Lippold und Bauleiter Ernest Beck inspizieren die Fliesen in der großen Eingangshalle.
Besitzer Thomas Lippold und Bauleiter Ernest Beck inspizieren die Fliesen in der großen Eingangshalle. © WP | Lisa Klaus

„Ich war überrascht, wir freundlich hier alle sind“, so Beck. Es werde ihnen sehr deutlich gemacht, wie wichtig den Erndtebrückern das Gebäude ist.

Große Unterstützung kommt auch aus dem Rathaus: „Thomas Lippold bringt eine hohe Fachkompetenz für solche Projekte mit, was sich in den Gesprächen mit uns bereits deutlich gezeigt hat. Ich bin sehr beeindruckt, dass es ihm in der kurzen Zeit gelungen ist, bereits umfangreiche Kontakte zu Handwerkern, Mietinteressenten und weiteren möglichen Projektbeteiligten aufzubauen“, so Henning Gronau.