Erndtebrück. Im Interview zieht Henning Gronau Bilanz eines besonderen Jahres 2022 und berichtet worauf sich die Gemeinde Erndtebrück 2023 freuen darf.
Das Jahr 2022 war ein Jahr wie kein anderes. Nicht nur hat sich in der Gemeinde Erndtebrück selbst so einiges getan – es warf auch der Krieg in der Ukraine seine langen und dunklen Schatten bis in die kleine Edergemeinde. Bürgermeister Henning Gronau zieht im Interview Bilanz – und verrät, was in 2023 auf Erndtebrück zukommen wird.
Was waren die Höhepunkte 2022 für Erndtebrück?
In „normalen“ Jahren hätte ich hier sicherlich etwas ganz anderes hervorgehoben, aber in 2022 muss ich ganz klar die Hilfsbereitschaft der Erndtebrückerinnen und Erndtebrücker im Zuge der Aufnahme von flüchtenden Menschen aus der Ukraine nennen. Innerhalb kürzester Zeit wurden Hilfsgüter gespendet, Wohnungen und Häuser zur Verfügung gestellt. Diese Solidarität macht mich nach wie vor stolz und dankbar.
Wenn Sie an das Jahr 2022 denken – welches Ereignis/Thema fällt Ihnen zuerst ein und warum?
Das ist sicherlich der Krieg in der Ukraine. Es ist nach wie vor unglaublich und traurig. Wir befinden uns in einer Situation, die meine Generation bisher nicht kannte – Krieg mitten in Europa. Direkt hat man natürlich die Überlegung, was dies für Erndtebrück und uns Erndtebrücker bedeutet. Dieser Krieg beschäftigt uns alle, schweißt uns aber auch zusammen. Wir haben hierfür seitens der Gemeinde auch einen Stab für außergewöhnliche Ereignisse gegründet. Mit internen und externen Akteuren haben wir Unterbringungen und Hilfsgüter organisiert. Inzwischen beschäftigen wir uns in diesem Kreis auch mit den Themen Energiesicherheit und Vorkehrungen für Energiemangellagen.
Konnte in 2022 alles erreicht werden, das für die Kommune geplant war?
Nur auf Erndtebrück bezogen können wir auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken. Hier haben wir tolle Entwicklungen erreichen und beobachten können: Die ehemalige Kuhlmann-Siedlung wird von unterschiedlichen Investoren umgebaut und mit neuem Leben gefüllt. Hier entstehen gerade mehr als 60 Wohnungen für unterschiedliche Zielgruppen. Mit dem Dorfplatz in Birkelbach ist ein wunderbarer Ort für alle Generationen im Kern von Birkelbach entstanden. Das Feuerwehrgerätehaus Schameder ist viel mehr als ein Gebäude für die Feuerwehr geworden. Es ist ein Ort der Gemeinschaft und ein Ort zur Verbesserung unserer Sicherheit. Beide Projekte wären jedoch ohne die ehrenamtliche Hilfe der Bürgerinnen und Bürger, die selbst mit anpacken, denen die Umsetzung am Herzen liegt, nicht realisierbar. Hier erkennt man die Liebe zum Ort. Daher ein großes Dankeschön für diesen Einsatz. Auch der Verkauf des Bahnhofes an einen Investor hat sich weiter gut entwickelt. Hier kann man von außen gut erkennen, dass nun etwas passiert. Nächstes Jahr können wir hier sicherlich einige Fortschritte bei der Renovierung erkennen. Auch die neuen Ortsschilder mit dem Zusatz „Luftwaffenstandort“ konnten umgesetzt werden. Sie zeigen einmal mehr die Verbundenheit und unsere wunderbare Freundschaft zur Bundeswehr auf dem Hachenberg – übrigens auf dem Ortsschild einzigartig in NRW.
Die Löschwasser- und TLF-Debatte hat 2022 Erndtebrück besonders bewegt – kann man jetzt mit dem Ausgang der Situation zufrieden sein?
Wir sind wirklich froh, dass wir Geld in die Hand genommen und in unsere Sicherheit investiert haben. Das neue Tanklöschfahrzeug ist ein wichtiger Baustein. Besonders erfreulich: Es ist gelungen, das TLF schneller und günstiger zu beschaffen, als geplant. Der Dank gilt hier allen Beteiligten. Auch beim Thema Löschwasser sind wir einige wichtige Schritte gegangen und müssen den Weg konsequent in den kommenden Jahren fortsetzen. Hier geht es darum, die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger, sowie unserer Feuerwehrkameradinnen und Kameraden an allen Orten gleichermaßen gewährleisten zu können.
Der Dorfplatz in Birkelbach ist fertig – wann waren Sie das letzte Mal dort und was ging Ihnen dabei durch den Kopf?
Ich bin fast wöchentlich dort und immer aufs Neue beeindruckt vom Fortschritt und vom ehrenamtlichen Engagement der Birkelbacher. Hier erkennt man ein tolles Zusammenwirken von Ortschaft und Gemeindeverwaltung. Ich freue mich schon auf die offizielle Eröffnung im kommenden Jahr. Denn hier ist ein toller Ort für die ganze Familie entstanden. Eine Bereicherung, die bestimmt nicht nur die Birkelbacher Kinder nutzen werden.
Welche Themen nehmen Sie aus 2022 ins Jahr 2023?
Ich glaube wir konnten in 2022 alle eindrucksvoll sehen, wie solidarisch und hilfsbereit wir in Erndtebrück sind. Wir können uns aufeinander verlassen, packen mit an – ohne lange zu überlegen und ziehen an einem Strang. Bezogen auf die besondere Herausforderung des Ukraine-Krieges kann man hier die Feuerwehr, die evangelische Kirche, das DRK, die Vereine, weitere Institutionen und viele Menschen ganz persönlich nennen, die alle ein Ziel verfolgt haben: die flüchtenden Menschen herzlich aufzunehmen und einen sicheren Ort der Heimat zu bieten. Ich denke das haben wir bis hier hin auch gut geschafft und diese Solidarität und diesen Zusammenhalt nehme ich gerne mit in 2023.
Was werden die großen Erndtebrücker Themen 2023?
Ich persönlich freue mich auf einige Ereignisse ganz besonders:Zum Beispiel 50 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Bergues und Erndtebrück. Das ist ein Zeichen für Gemeinschaft in Europa – gerade derzeit besonders wichtig. Wir freuen uns, dieses Jubiläum mit unseren Freunden aus Frankreich nach außen zu tragen und zu feiern. Zudem freue ich mich auf die Umsetzung der Skateanlage hinter dem Bahnhof. Dieses besondere Projekt liegt mir am Herzen, da wir es gemeinsam mit den Jugendlichen auf den Weg gebracht haben und die Skateanlage unseren Ort für junge Menschen enorm aufwertet. Auch die Dorferneuerung Womelsdorf steht 2023 an. Hier wird mit Fördergeldern der Ortskern umgestaltet und aufgewertet – ein Projekt, das die Gemeinde, die Dorfgemeinschaft und das Ehrenamt verbindet. Ich freue mich schon auf die ersten Ergebnisse.
Interviews mit den Bürgermeistern Bernd Fuhrmann aus Bad Berleburg und Dirk Terlinden aus Bad Laasphe folgen in den kommenden zwei Wochen.