Puderbach/Bad Laasphe. Anwohner machen sich Sorgen wegen der Pläne eines ortsansässigen Investors. Der berichtet, was er vorhat und wünscht sich direkte Kommunikation.

Eine mögliche Freiflächen-Photovoltaik-Anlage in Puderbach sorgt für Diskussionen. Der Bauausschuss der Stadt Bad Laasphe soll sich in der kommenden Woche mit der dafür erforderlichen Aufstellung eines Bebauungsplanes und Anpassung des Flächennutzungsplanes in Puderbach für die „Muckenwiese“ befassen.

Das etwa 2,3 Hektar große Areal liegt im Außenbereich westlich des bebauten Dorfkerns und ist aktuell noch als Fläche für die Landwirtschaft gewidmet. Dort will der ortsansässige Bauingenieur Arne Kohlberger eine Photovoltaik-Anlage errichten, die etwa zwei Megawatt Strom erzeugen könnte. Im Vorfeld aber müsste die Politik aber grundsätzlich Planungsrecht schaffen.

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Kohlbergers Pläne verursachen Konflikte. Das wird in einem Schreiben von Puderbacher Bürgern deutlich, die sich an die Bad Laaspher Politik wenden. „Wir Anwohner haben erst vor wenigen Tagen davon erfahren, dass unmittelbar an die bestehende Wohnbebauung eine große Freiflächen-Photovoltaik-Anlage errichtet werden soll.“ Die Sorge dieser Puderbacher ist umso größer, weil schon der Bau- und Umweltausschuss am 13. Dezember und der Rat am 15. Dezember über diesen Aufstellungsbeschluss beraten und beschließen sollen.

Mangelnde Information als Kritikpunkt

90 Prozent der Puderbacher hätten bislang keine Kenntnis von den Plänen, mahnen die Verfasser des Briefes an und beklagen, dass kein Meinungsbild aus der Bevölkerung eingeholt werden könne. Die Puderbacher „bleiben mit ihren Sorgen und Bedenken außen vor und werden bei Beschluss des FNP vor vollendete Tatsachen gestellt“, so die Kritik.

geplante Photovoltaikanlage Puderbach
geplante Photovoltaikanlage Puderbach © WP | td

Im Gespräch mit der Redaktion betont Arne Kohlberger: „Ich bin offen für eine transparente Kommunikation und sie ist mir sehr wichtig.“ Der Bauingenieur betont, dass er vor acht Wochen mit allen Anliegern und sieben Grundstückseigentümern gesprochen habe. Jetzt ist er enttäuscht über die schriftlich geäußerten Sorgen: „Ich frage mich, warum klingeln die nicht bei mir. Ich wohne doch auch dort und schaue täglich auf diese Flächen.“ Kohlberger bekräftigt aber auch, dass es bislang nur wenig Spruchreifes gebe, weil erst der Flächennutzungsplan geändert werden müsse. Ohne mögliches Planungsrecht will er das finanzielle Risiko nicht eingehen.

Gegenüber dieser Zeitung äußern Anlieger, dass es nicht stimme, dass alle vor acht Wochen informiert worden seien. Umgekehrt fordern die Anlieger nun: „Wir möchten, dass vor der Entscheidung über das Projekt allen Puderbachern die Möglichkeit gegeben wird, von dem Vorhaben Kenntnis zu bekommen und sich darüber weiter zu informieren“. Gewünscht ist auch eine Diskussion über konkrete Fragestellungen und Sorgen der Betroffenen.

Das sind die kritischen Punkte der Anwohner

Dabei geht es um eine „optische Beeinträchtigung“, die verbunden sein könnte mit einem möglichen Wertverlust von Wohnhäusern oder umliegenden Baugrundstücken. Es geht um Beeinträchtigungen während der Bauphase, aber auch um Informationen über mögliche gesundheitliche Risiken durch elektrische Strahlung, Spiegelungen oder aber Geräuschbelastungen.

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Der Siegen-Wittgenstein ist die Baugenehmigungsbehörde. Er ist nicht nur für Wohnhäuser sondern auch für Industrieanlagen, Windkraft und Photovoltaikanlagen zuständig.

Auf Nachfrage teilt Manuel Freudenstein von der Pressestelle des Kreises Siegen Wittgenstein mit: „Uns liegt kein Bauantrag für eine Freiflächen-PV-Anlage in Puderbach vor – auch sonst gibt es für solche Vorhaben aktuell keine Anträge“, so Freudenstein.

„In der jüngeren Vergangenheit haben sich lediglich Anfragen an uns gehäuft, ob solche Anlagen genehmigungsfähig sein könnten.“

Die Anwohner kritisieren außerdem, dass der Standort aus zwei Gründen nicht ideal sei. Einerseits wegen seiner Ausrichtung nach Osten, statt nach Süden und seine Muldenlage. Das andere seien mögliche Auswirkungen der Bebauung auf die Umwelt. So wird eine erhöhte Überschwemmungsgefahr bei Starkregen befürchtet.

Das sagt Arne Kohlberger zum Planungsstand

Auf Nachfrage der Redaktion kann Kohlberger diese Sorgen verstehen und erläutert, dass er die Grundstücke sehr gut kenne und die „Feuchtbiotope nicht zupflastern“ wolle. Die Anlagen sollten nicht auf betonierten Fundamenten stehen, sondern auf etwa 80 Zentimeter tief gerammten Pfählen, die auch wieder herausgezogen werden können. Auch sollen die Flächen unter den Paneelen weiterhin von Schafen beweidet werden können und in Richtung der Anlieger könne er sich vorstellen, Hecken als Sichtschutz zu pflanzen. Das alles aber sei noch nicht spruchreif, ohne eine tatsächliche Planung, für die der Aufstellungsbeschluss nötig sei. Im dann folgenden Planungs- und Genehmigungsverfahren gebe es zwei Bürgerbeteiligungen. Außerdem wolle Kohlberger dann auch die Dorfbevölkerung umfassend informieren. Vor acht Wochen habe er zunächst mit dem Bürgermeister und dem Ortsvorsteher gesprochen.

Politik reagiert unterschiedlich auf Post aus Puderbach

Die kritischen Anlieger wünschen sich jetzt vor allem eine Absetzung des Aufstellungsbeschlusses für die Termine in der kommenden Woche, um zunächst einmal eine bessere Information der Bürger zu erlangen. Einen ersten Schritt in diese Richtung haben die Puderbacher mit ihrem Schreiben an Politik bereits gemacht. „Auch ich fühle mich als Vorsitzender des Bauausschusses ein bisschen überrumpelt“, gesteht Günter Wagner (CDU) ein, der die Vorlagen ebenfalls erst kurzfristig erhalten hatte: „Wir haben das Thema in der CDU-Fraktion diskutiert.“ Der Fraktionsvorsitzende der Bad Laaspher Union reagiert verständnisvoll und will sich dafür stark machen, das Thema von der Tagesordnung abzusetzen und erst im Februar wieder zu diskutieren. Bis dahin sei genug Zeit, die Puderbacher Bürger, aber auch die Politik zu informieren. „Ich sehe die Gefahr einer Spaltung des Ortes“, machte Wagner deutlich.

Samir Schneider von der SPD verweist zunächst auf die Fraktionssitzung in der kommenden Woche, betont aber auch: „Kommunikation ist alles.“ Nur will er eine Absetzung von der Tagesordnung jetzt noch nicht in Aussicht stellen.