Heiligenborn. Die Windkraft-Pläne der Prinzessinnen zu Sayn-Wittgenstein am Heiligenborn sorgen für Diskussion. Was ein USB-Stick damit zu tun hat.

Die Pläne der beiden Prinzessinnen Katharina und Friederike zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein sorgen im Raum Bad Laasphe für Verwunderung und Entsetzen zugleich. Nach gesicherten Informationen, die der Redaktion vorliegen, planen sie den Bau eines neuen Windparks bei Heiligenborn. Konkret ist die Rede von „fünf bis sechs Windkraftanlagen moderner Bauart“. Das geht aus der Projektskizze des projektierenden Unternehmens GP Joule hervor, die der Redaktion vorliegt. Entstehen sollen die Anlagen auf der Kalamitätsfläche der Waldbesitzergesellschaft Heiligenborn GbR, die als Potenzialfläche Windenergie Nr. 5a in den Vorrangzonen-Planungen der Stadt Bad Laasphe dargestellt ist. Was ist dran an der ganzen Sache?

Laut einer E-Mail von Prinzessin Katharina zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, die sich auf einem USB-Stick findet, der dieser Redaktion von einem Informanten zugespielt wurde, soll es bereits im Februar eine Waldbegehung mit heimischen Politikern und Bürgermeister Dirk Terlinden gegeben haben. Dahinter steckt ein Vorwurf: Wurde damals über einen möglichen Windpark diskutiert? Inwieweit ist die Stadt Bad Laasphe in die Pläne involviert?

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Wir haben die Stadtverwaltung damit konfrontiert. „Im Februar 2022 fand eine Waldbegehung mit den Gesellschaftern der Center-Forst GmbH statt, um auf das Ausmaß der Kalamitätsflächen hinzuweisen“, so Bürgermeister Dirk Terlinden. „Auf Nachfrage beim Kreis Siegen-Wittgenstein als zuständiger Genehmigungsbehörde kann ich Ihnen mitteilen, dass dort keine Anträge auf Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) für den Bereich Heiligenborn vorliegen.“

Das sagen heimische Politiker

Auch Vertreter der CDU waren im Februar dabei. „Wir haben uns gemeinsam mit den Investoren getroffen, um uns über eine weitere Nutzung der brachliegenden Flächen zu informieren“, so CDU-Chef Günter Wagner im Gespräch mit unserer Redaktion. Was das geplante Vorhaben der Prinzessinnen betrifft: „Ich hätte mir gewünscht, dass man die Planungen schon früher offengelegt hätte.“

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Immerhin wurden erst in der vergangenen Sitzung des Umwelt-, Bau- und Denkmalausschusses am 1. Dezember die Vorrangzonen 6, 8 und 9 beschlossen und das Verfahren zur Aufstellung eines Teilflächennutzungsplanes Windenergie weitgehend abgeschlossen. „Die Vorrangzone 5a wurde nicht berücksichtigt.“ Generell aber stehe man neuen Plänen offen gegenüber. „Wir brauchen die Windenergie, da sind wir uns einig. Und wenn der Bürger am Ende davon etwas hat – zum Beispiel in Form einer Bürgerbeteiligung – wäre das eine gute Sache.“

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Dennoch aber solle man sich erst einmal auf die neu beschlossenen Vorrangzonen konzentrieren – so Samir Schneider von der SPD. „Für uns ist es unmöglich, jetzt weitere Vorrangzonen für Windkraftanlagen zu eröffnen. Wo endet das, wenn wir jetzt weiteren Investoren zusagen? Wenn wir jedem das Go geben, dort Windkraftanlagen zu bauen, wo er es möchte, brauchen wir keine ausgewiesenen Vorrangzonen mehr.“ Schneider verweist auf die Möglichkeiten, die die drei Vorrangzonen 6, 8 und 9 mit sich bringen. „Allein hier könnten zahlreiche Windkraftanlagen entstehen.“ Er fürchtet, dass weitere Zusagen das aktuelle Vorhaben stoppen könnten. Doch zurück zu den Planungen der GP Joule und den Prinzessinnen zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.

Artenschutz bereits geprüft

Hier sollen die geplanten Anlagen laut Projektierer „ausschließlich auf den Flächen der Waldbesitzergesellschaft Heiligenborn GbR entstehen“. Es handele sich bei der genannten Potenzialfläche also nicht um einen Windpark Feudingen, auch nicht um das Weidelbacher Bachtal oder den Bereich Banfe-Wiedehock. Und: Sowohl alle harten als auch weichen Ausschlusskriterien des Flächennutzungsplanes seien dort erfüllt. Sogar der Artenschutz sei schon geprüft. Es entstünden keine Konflikte. Die Bürger sollten durch eine Beteiligung am Gewinn und durch einen günstigen Stromtarif profitieren, heißt es.

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Es bleibt abzuwarten, wie Politik und Bürgern nach der offiziellen Vorstellung des Projekts auf die Planungen der Prinzessinnen und der GP Joule reagieren. So oder so: „Eine frühzeitige Einbindung der Bürger in solch weitreichende Entscheidungsprozesse und Pläne der Kommune wäre hier angezeigt. Eine öffentliche Beteiligung oder Diskussion darüber wurde jedoch bislang nicht angestoßen. Man agiert unterm Radar“, kritisiert unser Informant das bisherige Vorgehen. Er möchte in der Fragestunde in der Ratssitzung am 15. Dezember die Chance nutzen, diesbezüglich ein paar Fragen zu stellen.