Wittgenstein. Achim Stremmel und Arne Kohberger beraten seit Jahren ihre Kunden beim Neu- und Umbau. Sie wissen, was in Wittgenstein gefragt ist.
Per Smartphone die Jalousie hochfahren? Flexible Räume fürs Wohnen und Arbeiten? Sich loslösen von zu hohen Nebenkosten? Und wie schaut das Haus oder die Wohnung der Zukunft aus? Rücken Themen wie Energieeffizienz, Regionalität und Smart Home immer weiter in den Fokus der Bauherren? Wir haben genau darüber mit zwei Experten gesprochen – Arne Kohlberger vom Ingenieurbüro Kohlberger in Bad Laasphe und Achim Stremmel vom gleichnamigen Architekten- und Ingenieurbüro in Erndtebrück.
Fertigbau oder Massivhaus?
Laut amtlicher Statistik (Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V (BDF) haben sich deutschlandweit im Jahr 2019 mehr Menschen für den Bau eines Ein- oder Zweifamilienhauses entschieden. Während der Gesamtmarkt im Vergleich zu 2018 um 1,3 Prozent zulegte, entwickelte sich der Fertigbau mit einem Plus von 7,7 Prozent deutlich positiver als der Durchschnitt aller Bauweisen. Im Jahr 2020 entschieden sich laut dem BDF in NRW 15,2 Prozent für die Fertigbauweise.
Genaue Zahlen zu Wittgenstein liegen leider nicht vor. „Ich beobachte aber schon, dass der Holzrahmenbau in den vergangenen Jahren an Zuwachs bekommen hat“, so Arne Kohlberger. „Diese Bauweise ist keine, die in den vergangenen Jahren erfunden wurde. Die gibt es schon länger“, so Achim Stremmel. Doch wie haben sich die Anforderungen an den Wohnhausbau verändert? „Es kommt immer mehr Technik ins Haus. Generell kann man sagen, dass der Hausbau deutlich komplexer geworden ist. Das Anforderungsniveau an den Handwerker wird immer höher – unter anderem durch neuen DIN-Normen.“ Und noch etwas: „Der Wohnhausbau insgesamt wird heute kompletter gesehen. Lüftung, Heizung und Co. – heute betrachtet man dies oft als Komplettpaket“, so Stremmel.
Energieeffizienz
Und zu Beginn der Gespräche wird klar: Das Thema Energieeffizienz ist mit einer der wichtigsten Punkte bei den Bauherren. „Das liegt unter anderem an den lukrativen Förderprogrammen der KfW-Bankengruppe“, erläutert Kohlberger. „Vielen Familien ist es wichtig, sich von den großen Nebenkosten loszulösen und auch in diesem Bereich Planungssicherheit für die nächsten Jahre zu haben. Denn die Preise werden wohl bei allen Energieträgern steigen. Die Heizung ist mit die kostenintensivste Stelle beim Hausbau“, erklärt der Bad Laaspher Ingenieur. „Beim Neubau wird vorwiegend auf fossile Brennstoffe verzichtet. Die meisten Bauherren entscheiden sich für das ein KfW-Effizienzhaus 40 Plus mit einer Wärmepumpe und eigener Stromerzeugung sowie Speicherung– allein schon wegen der Förderung und den niedrigsten Folgekosten.“ Bei diesem Konzept produziert der Neubau über eine Photovoltaikanlage den Großteil des jährlichen Strombedarfs für Heizung, Warmwasser und Haushalt.
„Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist den Bauherren wichtig – das war es aber eigentlich schon immer“, sagt Stremmel. „Ebenso energiesparendes Bauen. Jedoch gibt es heute viel mehr Alternativen als es früher gab.“
Technische Gadgets
Und noch etwas beobachten Kohlberger und Stremmel seit einigen Jahren: Es kommt immer mehr Technik ins Haus. Doch welche Gadgets sind dabei wirklich sinnvoll? „Erstmal muss man sagen, dass Smart Home kein neuer Begriff ist. Ihn gibt es bereits seit einigen Jahren. Rollladen mit elektrischen Motor haben bereits viele – und die würde ich auch jedem Kunden empfehlen“, sagt Kohlberger, der bereits seit 15 Jahren als Ingenieur in Bad Laasphe arbeitet und Kunden in Sachen Neubau und Sanierung berät. Und auch Achim Stremmel fügt hinzu: „Das ist alles kein Hexenwerk.“ Er selbst ist zwiegespalten bei dem Thema Technik. „Es gibt einiges, was wirklich sinnvoll ist, z.B. die Stromsteuerung zu regulieren. Das sind Daten die bleiben im Haus. Aber man sollte auch vorsichtig sein, wenn es Programme sind, bei denen Daten von außen abgegriffen werden können.“ Auch er beobachtet, dass gerade jüngere Bauherren beim Thema Technik Begeisterung zeigen.
Barrierefreiheit
Und auch in Sachen Barrierefreiheit informieren sich die Wittgensteiner – so Arne Kohlberger und Achim Stremmel. „Das Thema hat in den vergangenen Jahren schon an Bedeutung gewonnen“, so Stremmel. „Sei es beim An- oder auch beim Umbau. Früher hatten wir den klassischen Treppenlift – heute kann man einen Aufzugsschacht mit einplanen. Es gibt auch viele ältere Semester, die noch einmal an- oder umbauen.“ Und auch Arne Kohlberger sagt: „Bereits in wesentlichen Bereichen eines Entwurfes die Barrierefreiheit zu beachten, bringt einen großen Mehrwert für die Bewohner und auch den Lebenszyklus des Gebäudes. Zudem ist es oftmals nur unwesentlich teurer.“
Große Fensterscheiben
Und auch die „Behaglichkeit“ spielt eine große Rolle. Dazu gehören für manche Bauherren unter anderem große Fensterfronten. „Das Thema Licht ist sehr wichtig für die Bauherren“, so Kohlberger. Mittlerweile wird durchgängig eine Dreifachverglasung verbaut. Durch diese gelangt im Vergleich zu alten Fenstern, tendenziell weniger Licht hindurch. Daher werden eher große Fensterflächen geplant.“ Neben der Helligkeit spielen aber auch Temperatur und eine geregelte Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle, um das Eigenheim so behaglich wie möglich zu gestalten.
Flexibles Wohnen
Und wie hat sich die Pandemie und das Thema Homeoffice auf den Hausbau ausgewirkt? „Das ist seit Beginn der Pandemie noch weiter in den Vordergrund gerückt. Aber auch vorher schon wurde in den vergangenen Jahren meist ein Arbeitszimmer mit eingeplant.“ Generell seien in den vergangenen Jahren die Häuser flexibler geworden in ihrer Bauweise.
„Es geht nicht mehr darum, ein Haus für einen definierten Lebensabschnitt zu bauen. Ich rate meinen Kunden immer Flexibilität in der Raumgestaltung zu ermöglichen, um so auch den Wohnraum effizienter zu nutzen. Veränderungsmöglichkeiten sowohl bei den Grundrissen, der Ausstattung oder auch bei der Finanzierung ist wichtig, um den eventuell wechselnden Lebensphasen gerecht werden zu können und auch die Immobilie wertstabil zu halten.“
Dass bereits früher sogenannte Arbeits- oder Hausarbeitsraum gefragt waren, bestätigt Stremmel. „Damals hatten viele noch einen richtigen Rechner, der dann im Arbeitszimmer seinen Platz fand. Dies wurde unter anderem auch als Hobbyzimmer oder Gästezimmer genutzt. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass das Thema auch in Zukunft sehr wichtig ist.“
Regionalität
„Gerade in Wittgenstein sind die Menschen untereinander gut vernetzt“, so Stremmel. „Zudem ist es wichtig, dass die Ansprechpartner nicht allzu weit weg sind. Im Notfall ist es gut, wenn derjenige schnell vor Ort ist und helfen kann. Daher ist für die meisten Bauherren der Punkt Regionalität sehr wichtig“, sagt Stremmel.