Berghausen. Ein Test-Termin geht in Berghausen über die Bühne. Händler und Besucher legen sich aber nicht fest, ob sie dabeibleiben. Und sagen auch, warum.

Immer mittwochnachmittags, 14 bis 18 Uhr, Wochenmarkt in Bad Berleburg – so lief es bis zum Sommer 2017 auf dem Marktplatz vor dem Bad Berleburger Bürgerhaus. Doch genau den soll es in dieser Form künftig nicht mehr geben, sondern stattdessen sogenannte „Regio-Märkte“ in den Dörfern – das Motto: „Heimat schmecken“. Ein erster dieser Märkte hat am Freitagnachmittag vor dem Dorfladen in Berghausen stattgefunden – testweise. „Und das wird hier sehr gut angenommen“, so der erste Eindruck von Markt-Besucher Gerhard Döring, selbst ein Berghäuser.

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Gerhard Döring, Markt-Besucher aus Berghausen: „Das wird hier sehr gut angenommen.“
Gerhard Döring, Markt-Besucher aus Berghausen: „Das wird hier sehr gut angenommen.“ © Eberhard Demtröder

Ein Team aus Vertretern der Ortschaft, des Dorfladens „Unser Laden“, des Jugendfördervereins und der Stadtverwaltung Bad Berleburg hatte den „Pilot-Markt“ mit insgesamt 13 Ständen organisiert. Wechselnd zwischen interessierten Ortschaften sollen die „Regio-Märkte“ künftig stattfinden – sofern die Politiker in der Stadtverordneten-Versammlung am 28. März zustimmen.

Auch viele fremde Gesichter

Ziel ist es, die Nahversorgung mit Dorfläden und Direktvermarktung zu stärken. Markt-Standorte könnten dann neben Berghausen auch Aue-Wingeshausen, Arfeld, Dotzlar, Elsoff, Schwarzenau oder Girkhausen sein, die einen Bezug zu Dorfläden haben – aber eben auch gerne weitere Ortschaften. Ginge der mobile „Regio-Markt“ in Serie, sind künftig auch Themenmärkte denkbar wie etwa ein Frühlings- oder Wildmarkt in der Kernstadt.

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„Schönes Wetter, toll für die Kinder, mal eine Waffel essen“ – für Verena Pöppel aus Bad Berleburg und ihre Familie ist der Regio-Markt eine echte Abwechslung. „Das wird der Ersatz für unseren Wochenend-Einkauf“, sagt sie.

Markt per Zufall entdeckt

Gerade hat ihr Obst- und Gemüse-Händler Manuel Drack von der Erndtebrücker „MD Früchtewelt“ die gut gefüllte Einkaufstüte gereicht. Zur Teilnahme am Pilot-Markt hat sich der Berghäuser gerne einladen lassen – für ihn sind sein aufgebauter Stand und die Gespräche mit den Kundinnen und Kunden die beste Werbung. Wäre er dabei, wenn der Regio-Markt demnächst tatsächlich über die Dörfer zieht? Drack kann es sich zumindest vorstellen, es müsse sich aber am Ende auch rechnen.

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Tina Mertesacker aus Hessen und ihre Freundin haben den Markt per Zufall entdeckt. Die beiden machen gerade Urlaub in Wittgenstein. „Der Waldskulpturenweg hat uns hierher gelockt“, erzählen sie. Klar, dass sich die Touristinnen brennend für Andenken aus dem „Wittjestee“-Angebot von Thorsten van de Wetering interessieren.

Beide Einkaufstaschen bis obenhin voll

Obst, Wurst, Fleisch, Kuchen – die Berghäuser Rolf und Karin Dickel haben ihre beiden Einkaufstaschen bis obenhin voll. Und es seien wirklich nicht nur Berghäuser auf dem Gelände, hat Rolf Dickel festgestellt – „ich sehe auch viele fremde Gesichter“. Er selbst wäre auch gern dabei, würde der Markt beispielsweise in Wingeshausen stattfinden. Alertshausen als Standort dagegen wäre Dickel schlicht zu weit. Ein Vorteil des Marktes aus seiner Sicht: Die regionalen Anbieter hätten meist ein Geschäft zuhause, „wo man gut nachkaufen kann“.

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Frische Hühnereier und Fruchtaufstrich: Familie Henk vom Biohof in Sassenhausen am eigenen Markt-Stand in Berghausen. „Und bei uns im Hofladen gibt’s noch mehr Produkte.“
Frische Hühnereier und Fruchtaufstrich: Familie Henk vom Biohof in Sassenhausen am eigenen Markt-Stand in Berghausen. „Und bei uns im Hofladen gibt’s noch mehr Produkte.“ © Eberhard Demtröder

Bei den Henks aus Sassenhausen zum Beispiel. Die Familie betreibt einen Biohof und ist heute mit ihrem Stand in Berghausen vertreten. Frische Hühnereier und Fruchtaufstrich, aber auch Mett vom Fleisch des Charolais-Rindes aus eigener Züchtung sind im Angebot. „Und bei uns im Hofladen gibt’s noch mehr Produkte.“

Die Kombination macht’s

Nudeln, Hühnerbrühe, Frikassee und Curry-Geschnetzeltes indisch hält Torben Grebe bereit. Mit seinem jungen Unternehmen „Arfelder Hühner-Allerlei“ ist er angetreten, möglichst alles vom Huhn zu verwerten. Auch hier greifen die Markt-Besucher gerne zu.

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„Markt plus Dorfladen – in dieser Kombination kommt das unheimlich gut bei unserer Kundschaft an“, freut sich auch Dagmar Dittmar, Betriebsleiterin „Unser Laden“. Das angedachte Regio-Markt-Konzept könne sie nur begrüßen. Nicht zuletzt sei es „wertschätzend“ für alle Beteiligten.

Kommentar: Angebot muss stimmen

Redakteur Eberhard Demtröder
Redakteur Eberhard Demtröder © Ralf Rottmann

In Bad Laasphe läuft er ganz offensichtlich prima, der Wochenmarkt am Mittwochvormittag auf dem Wilhelmsplatz in der Kernstadt. Das sagen sowohl Besucher als auch Markthändler, die allwöchentlich von außerhalb anreisen. Und vor Ort wird bereits getestet, ob ein zweiter Markt-Tag samstags nicht ebenfalls Kundschaft anlockt. Doch bei diesem zweiten Termin sind die Händler schon skeptischer, zumal sie an Samstagen ohnehin oft ausgebucht sind.

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Die Stadt Bad Berleburg will nun den komplett anderen Weg gehen, nimmt für die angedachten „Regio-Märkte“ auf den Dörfern bewusst auch Händler in den Fokus, die „von hier“ kommen. Erklärtes Ziel dabei ist es, die Lebensqualität in Dotzlar oder Elsoff zu verbessern. Fraglich ist jedoch, ob ein Wochenmarkt an wechselnden Standorten wirklich mehr Publikum anlockt als ein zentraler. Hier wird es maßgeblich auf eine attraktive Angebotspalette ankommen.

Eberhard Demtröder