Wittgenstein. Im Sauerland wird derzeit über Hotpants, Muskelshirts & Co. an den Schulen diskutiert. Und in Wittgenstein? Die Redaktion hat sich umgehört.

In Muskelshirts, knapper Hotpants oder im Trainingsanzug zum Unterricht kommen? Das ist nicht überall gern gesehen. Erst vor wenigen Tagen ging die Meldung herum, dass die Marienschule im Sauerländischen Brilon die Hausordnung überarbeitet und dort klar vorgeschrieben hat, welche Kleidung ab sofort von den Schülerinnen und Schülern nicht getragen werden darf. Doch was sagen die Wittgensteiner zur Diskussion? Gibt es auch hier eine Kleiderordnung? Zwei Schulen haben an der Umfrage teilgenommen.

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Wie der Briloner Schulleiter der Marienschule, Jürgen Mehler, der Westfalenpost gegenüber mitteilte, sei der Grund für die strenge Kleiderordnung eine „Ordnung zur Prävention gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen und schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen“ – diese gilt in den fünf katholischen Bistümern in Nordrhein-Westfalen. Eines davon ist das Erzbistum Paderborn, der Träger der Marienschule. Seitdem gilt: Keine allzu knappen Kleidungen mehr.

Akzeptanz seitens der Schüler

Wann ist kurz zu kurz für den Unterricht? Auch hier gehen die Meinungen auseinander.
Wann ist kurz zu kurz für den Unterricht? Auch hier gehen die Meinungen auseinander. © picture alliance / dpa | Britta Pedersen

Die Kleiderordnung gelte aber nicht nur für Mädchen, sondern ebenso für die Jungs an der Schule. Sie dürfen beispielsweise keine Muskelshirts mehr tragen. Eine solche Diskussion über die Kleiderordnung gebe es am Städtischen Gymnasium Bad Laasphe nicht, so Schulleiterin Corie Hahn – ebenso „keine konkrete Veranlassung, darüber zu diskutieren“.

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Anders an der Realschule Schloss Wittgenstein. „Im vergangenen Schuljahr – vor allem nach zwei Schuljahren mit Homeschooling – kam immer mehr der Wunsch von Seiten der Kolleg*innen nach einer Kleiderordnung für die Schüler*innen. Diesen Wunsch besprachen wir im Schuljahr 2021/22 in der Schulkonferenz zum Schuljahresbeginn“, so Schulleiterin Melanie Dietrich. Fazit: „Das Gremium aus Lehrern, Eltern und Schülern beschloss eine Übergangszeit von einem halben Jahr – die Schüler*innen sollten auf ihren Kleidungsstil aufmerksam gemacht werden, dafür sensibilisiert werden, dass wir ein Arbeitsplatz sind, der Arbeitsplatz Schule und kein Freizeitbereich.“ Und zum Arbeitsplatz Schule gehöre eine angemessene Kleidung ebenso dazu wie klare Regeln und Umgangsformen.

Auch Hüte und Mützen sind untersagt

Gesetzlich nicht geregelt

In den Schulgesetzen der Bundesländer ist alles Mögliche geregelt, Bekleidungsfragen spielen aber keine Rolle. Hier ist die Eigeninitiative der Schulen gefragt. Sie können bei Bedarf in ihren jeweiligen Schul- oder Hausordnungen festlegen, wie die Schüler bekleidet sein sollen oder wie nicht. Normalerweise werden die Vorschriften nicht allein im Direktorat beschlossen, sondern durch die Schulkonferenz, die aus Eltern, Lehrern und teilweise auch Schülern besteht.

In Deutschland gibt es – jedenfalls an öffentlichen Schulen – keine Uniform. Dennoch kann in die Persönlichkeitsrechte der Schüler eingegriffen werden. Dies ist möglich, um sicherzustellen, dass Kleidung nicht die Rechte anderer verletzt oder gegen die guten Sitten verstößt.

In der zweiten Schulkonferenz zum Schuljahresende wurde dann laut Dietrich die Kleiderordnung festgelegt und in der Schulordnung verankert. Beschwerden darüber gab es keine. „Die Kleiderordnung hat die Akzeptanz aller Beteiligten, wobei es auch aktuell Fälle gibt, dass man die Schüler*innen aufmerksam machen muss, was eigentlich nicht mehr geht. Dazu trägt natürlich auch das langanhaltende warme Wetter bei. Hosen und Röcke sollen nicht zu kurz sein, Bauch und Rücken sollen bedeckt sein. Die Unterwäsche darf nicht gesehen werden. Jogginghosen und Sportleggings, sowie Badebekleidung/Badelatschen sind nicht erlaubt. Ebenso ist das Tragen einer Kopfbedeckung im Unterricht untersagt“, erklärt die Schulleiterin, die jedoch auch Fälle kennt, in denen Schüler*innen nach Hause geschickt wurden. Dietrich: „Es gab schon erstaunte Gesichter bei den Eltern, als sie sahen, wie ihre Kinder hier auftraten, hatten sie doch das Zuhause morgens anders gekleidet verlassen.“

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Und nicht nur das: „Vor drei Jahren hatten wir den Fall, dass ein Schüler im Trainingsanzug im Praktikumsbetrieb erschienen ist. Das war vielleicht der Auslöser für unser Umdenken an der RSW.“ Dennoch stellt die Schulleiterin klar: „Wir wollen keine Bevormundung oder Einschränkung, sondern die Schüler*innen auf die berufliche Ausbildung vorbereiten sowie auf die Gesellschaft und deren Regeln.“ Und dazu zähle eben auch, sich dem Anlass entsprechend zu kleiden.

Facebook-Umfrage

Auch auf Facebook gehen die Meinungen zur Kleiderordnung an Schulen auseinander – dennoch zeigt sich auch hier eine hohe Akzeptanz gegenüber einer Kleiderordnung. „Ich fände Schuluniformen nicht schlecht. Man hätte die Diskussion und die Mobberei zwecks der Marken nicht mehr und das wäre nur eins von vielen Problemen, die gelöst wären. Wo anders klappt es ja auch“, schreibt Angela Schwierz. Und auch Katja Hippen­stiel schreibt: „Ich bin auf jeden Fall dafür.“

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Und Anette Koenemann kommentiert unseren Beitrag so: „Ich hätte mir manches Mal gewünscht, nicht unbedingt den Schlüpper und ein bisschen Popo der Buben zu sehen,weil die Schlabberjeans runter hingen. Aber das ist wohl auch ,aus der Mode’.“ Anderer Meinung hingegen ist Nicole Jensch: „Ich finde, man sollte erstmal bei anderen Dingen anfangen, bevor man über Kleidung spricht.“ Und eine weitere Facebook-Nutzerin fügt hinzu: „Ich glaube, unser Schulsystem hat andere Probleme als die Klamotten der Schüler.“