Siegen-Wittgenstein. Manche werden wegen Spaghettiträgern nach Hause geschickt, andere schon wegen zu langer Fingernägel. Das geht nicht, sagt die Schülervertretung.

Irgendetwas am Outfit der Schülerin wurde als zu aufreizend eingestuft: Sie musste ein Schul-T-Shirt in Übergröße anziehen und so den Rest des Unterrichtstages hinter sich bringen. Der Fall, den Bezirksschülersprecher Jost Hoffmann erwähnt, mag einer der extremeren sein – aber er sei nicht der einzige, in dem Jugendliche wegen ihrer Klamotten Ärger in der Schule bekamen. Die Bezirksdelegiertenkonferenz der Bezirksschülervertretung reagiert nun mit einer Resolution gegen rigide Schulkleiderordnungen: „Sowas ist für uns nicht zeitgemäß“, sagt Jost Hoffmann. „Jeder und jede sollte das tragen,was er oder sie will, solange man damit nicht die Rechte anderer verletzt“, heißt es in der Resolution.

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Im Sommer gibt es immer wieder Ärger

Bauchfreie Tops, Spaghettiträger, Hot Pants: Das Thema komme vor allem im Sommer immer mal wieder auf, sagt der 17-Jährige, der bei der Konferenz in Stift Keppel – nach den Ferien wird er dort die Jahrgangsstufe Q 2 des Gymnasiums besuchen – in seinem Amt bestätigt wurde. Bei der Bezirksschülervertretung sei es im vergangenen März wieder auf dem Tisch gelandet, weil an einigen Schulen „Kleidung als zu aufreizend klassifiziert wurde“.

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Schulordnungen könnten zwar Einiges an Vorgaben machen; doch wenn es um das Verbot bestimmter Kleidungsstücke gehe, „gibt es ja einen gesetzlichen Rahmen“, wie Jost Hoffmann betont. Menschen dürften „alles tragen, was nicht die Rechte anderer verletzt“. Ein T-Shirt mit einer rassistischen Aufschrift etwa gehe selbstverständlich nicht. Jenseits solcher eindeutigen Fälle aber „ist Kleidung ein Ausdruck von Individualität. Und egal ob mit oder ohne Legitimation durch eine Schulordnung: Wir wollen sowas nicht“, kommentiert er Vorgaben, die über die gesetzlichen Regelungen hinausgehen.

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Demütigende Situationen

Ob das eine oder andere Ensemble wirklich die angemessene Wahl für den täglichen Gang zur Schule ist: „Kein Kommentar“, antwortet der Bezirksschülersprecher – es geht nicht um seinen persönlichen Geschmack, sondern um das Prinzip. Für die – meist weiblichen – Jugendlichen, die betroffen sind, könnten je nach Handhabung vor Ort sehr demütigende Situationen entstehen. Sich mit einem mehr oder minder schicken Schul-T-Shirt bedecken zu müssen, ist eine heftigere Gangart. Nach Hause geschickt zu werden mit dem Auftrag, sich umzuziehen, ist aber auch schon ein recht massiver Schritt. Und es dreht sich nicht nur um Knappes und Figurbetontes: Eine Schule zum Beispiel habe lange Fingernägel verboten.

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Schulen handeln unterschiedlich

Der Umgang mit dem Kleidungsthema variiere von Schule zu Schule – manche würden gar nicht eingreifen. An denen, wo es geschehe, werde es mitunter auch noch von Lehrkraft zu Lehrkraft sehr unterschiedlich gehandhabt, schildert Jost Hoffmann die Erfahrungen der Bezirksschülervertretung. „Was als ,zu aufreizend’ gilt, ist häufig eine sehr subjektive Einschätzung.“ Für Schülerinnen und Schüler macht eine solche Bandbreite die Sache natürlich nicht leichter.

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