Wittgenstein. Die aktuelle Krise nimmt bereits erkennbar Einfluss auf Veranstaltungen in Wittgenstein. Ein Weihnachtskonzert wechselt bereits den Ort.

Energiekrise in Deutschland: Auch in Wittgenstein soll demnächst bei Gas und Strom gespart werden – mit deutlichen Folgen für Veranstaltungen aller Art. Erste Veränderungen in den Konzepten gibt es schon.

Bad Berleburg

So werde das traditionelle Weihnachtskonzert der Kulturgemeinde Bad Berleburg am 9. Dezember mit Dieter Falk & Band nicht wie ursprünglich angekündigt in der evangelischen Stadtkirche stattfinden, sondern im Bürgerhaus am Markt, erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion Andreas Wolf, 1. Vorsitzender der Kulturgemeinde. Grund für den kurzfristigen Ortswechsel: Die katholische Kirchengemeinde Bad Berleburg plant, die Stadtkirche ab November nicht mehr zu beheizen – bis Ostern kommenden Jahres.

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Jedenfalls empfehle die Evangelische Kirche von Westfalen derzeit allen evangelischen Kirchengemeinden in ihrem Gebiet, mit Blick auf den kommenden Winter genau zu prüfen, wo sich in den eigenen Immobilien Energie sparen lasse, sagt die Bad Berleburger Pfarrerin Christine Liedtke. Mit diesem Thema seien momentan alle Presbyterien im Kirchenkreis befasst. Die Sonntagsgottesdienste sollen von der Stadtkirche ins Christus-Haus am Herrengarten verlegt werden.

Kommt Anfang Dezember ins Bad Berleburger Bürgerhaus und nicht in die Stadtkirche: Dieter Falk samt Band.
Kommt Anfang Dezember ins Bad Berleburger Bürgerhaus und nicht in die Stadtkirche: Dieter Falk samt Band. © Kulturgemeinde Bad Berleburg

Aber auch im Bad Berleburger Rathaus hat man das Thema im Blick. „Derzeit arbeiten wir einen Plan aus, um in möglichst allen städtischen Bereichen weitere Ressourcen zu schonen und damit bewusst Energie in der kalten Jahreszeit einzusparen“, berichtet Stadtkämmerer Gerd Schneider. „Die entsprechenden Maßnahmen sollen allerdings keinesfalls kurzfristig betrachtet werden, sondern verstehen sich als nachhaltiger Energiewechsel und damit als weitere Entwicklung des ohnehin bereits eingeschlagenen Weges in der Stadt der Dörfer.“ Schließlich sei Bad Berleburg 2020 als nachhaltigste Kleinstadt Deutschlands ausgezeichnet worden. Darüber hinaus sei „derzeit auch nicht geplant, dass kulturelle oder ähnliche Veranstaltungen aufgrund des Energiewechsels nicht stattfinden können“.

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Schneider verweist auf bereits aktive Photovoltaik-Anlagen, etwa auf dem Dach des Bürgerhauses am Markt oder des Dorfgemeinschaftshauses in Beddelhausen, um den Eigenstrom-Verbrauch zu reduzieren. Relativ neu: „Die Einbindung einer Wärmerückgewinnungsanlage in die Heizungs- beziehungsweise Lüftungsanlage des Rothaarbades ist in Planung.“

Bad Laasphe

Von den Sparmaßnahmen betroffen sein wird ferner der Bad Laaspher Lichterabend am 15. Dezember. Er wird die Menschen zwar wie gewohnt als extralanger Donnerstag bis 21 Uhr zum „Afterwork-Shopping“ in der Altstadt sowie in Lahn- und Bahnhofstraße einladen, jedoch ohne teure zusätzliche elektrische Beleuchtung, sagt Otto Wunderlich, 1. Vorsitzender der Händlergemeinschaft Pro Bad Laasphe. Vielmehr wolle man den bunten Lichterglanz unter anderem mit Hilfe von Schweden-Feuern herstellen – und mit Lampen, in deren Innerem eine Riesenkerze leuchte. Das sei vor ein paar Jahren schon einmal sehr gut gelungen, erinnert sich Wunderlich.

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Dass Energie gespart werden müsse, „das ist uns allen bewusst“, betont der Vorsitzende. Man dürfe sich deshalb aber „nicht zurückziehen und es passiert gar nichts mehr“. Vielmehr müsse man mit Vernunft an die Dinge herangehen, um trotzdem eine attraktive Veranstaltung organisieren zu können – zum Wohle der Bürgerschaft, der Stadt und der Geschäfte.

Rebekka und Michel genießen den Lichterabend in der Bad Laaspher Altstadt. Dabei muss nicht unbedingt elektrische Beleuchtung für das romantische Flair sorgen.
Rebekka und Michel genießen den Lichterabend in der Bad Laaspher Altstadt. Dabei muss nicht unbedingt elektrische Beleuchtung für das romantische Flair sorgen. © Peter Kehrle

Die Stadt Bad Laasphe wolle „den Energieverbrauch in ihren Liegenschaften in der kommenden Zeit so gering wie möglich zu halten“, heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus – „notfalls auch über weitergehende Maßnahmen“ wie „weitere Absenkungen der Raumtemperatur, Reduzierung der Beleuchtung und des Warmwassers“. Hier – wie auch für den Bereich der städtischen Bäder – müsse „geprüft werden, welche Maßnahmen sich im laufenden Betrieb und in welchem Umfang umsetzen lassen“. Ein abschließendes Ergebnis dieser Prüfung liege noch nicht vor. Womöglich müssten notwendige Maßnahmen „auch mit der Politik abgestimmt werden“.

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Es sei jedoch sicher nicht im Interesse der Stadt, „Bürgerhäuser, Säle oder Hallen temporär zu schließen, würde dies doch das sportliche und kulturelle Leben in der Stadt nach der Coronazeit abermals einschränken“. Auch wolle es die Verwaltung „gerne vermeiden, die zu erwartenden Mehrkosten durch eine Erhöhung der Hallenmieten auf die Nutzergruppen umzulegen“. Das sei „aktuell auch noch nicht geplant“.

Erndtebrück

In der Birkelbacher Mehrzweckhalle könnte es zum Herbst und Winter hin ebenfalls zu Einschränkungen im Veranstaltungsangebot kommen. Allerdings möchte sich Fritz Hoffmann vom Verein zur Förderung und Erhaltung der Sport- und Kulturhalle in Birkelbach da noch nicht festlegen. Der Vereinsvorstand komme noch in dieser Woche zusammen – und man werde „sicherlich Lösungen suchen und finden müssen, um Heizöl und Strom sparen zu können“. Bislang sei die Halle mäßig gebucht, so Hoffmann. Am 25. Dezember solle allerdings die beliebte „Christmas Night“ wieder stattfinden – erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie.

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Die Gemeinde Erndtebrück sieht sich bei der Frage nach Räumlichkeiten für Veranstaltungen eher außen vor. So seien etwa Bürgerhäuser verkauft oder an Trägervereine abgegeben worden. Als Beispiele seien hier die Mehrzweckhalle in Birkelbach sowie der Gemeindebau in Schameder zu nennen. Und an Schulen sowie im Hallenbad Erndtebrück seien „zunächst keine Einschränkungen geplant“. Allerdings werde die Situation „fortlaufend betrachtet und das weitere Vorgehen im Sinne einer verantwortungsvollen Energienutzung angepasst“. Potenziale zur Energieeinsparung würden im Übrigen genutzt.