Bad Berleburg. Andreas Wolff, Vorsitzender der Bad Berleburger Kulturgemeinde, zieht Bilanz der Musikfestwoche und berichtet über die Planungen für 2023.
Ein musikalisches Meisterwerk – so könnte man die Internationale Musikfestwoche jedes Mal aufs Neue umschreiben. Eine Woche ist es nun schon her, dass die Musikfestwoche, die bereits zum 49. Mal stattfand, ein feierliches Ende fand. Im kommenden Jahr steht also ein ganz besonderes Jubiläum in Bad Berleburg an. Laufen die Vorbereitungen hierzu bereits? Welches Fazit zieht die Bad Berleburger Kulturgemeinde aus diesem Jahr? Wir haben beim Vorsitzenden der Kulturgemeinde, Andreas Wolf, nachgefragt.
Herr Wolf, wie zufrieden sind Sie mit der 49. Internationalen Musikfestwoche?
Andreas Wolf: Ich bzw. wir sind sehr zufrieden mit der diesjährigen Internationalen Musikfestwoche. Das deckt sich auch mit den Rückmeldungen aus dem Publikum und seitens der Künstlerinnen und Künstler.
Gab es einen Unterschied zu den Musikfestwochen vor der Pandemie? Wenn ja, wie macht er sich bemerkbar?
Der Unterschied zu den Vor-Corona-Zeiten ist die Auslastung, die noch nicht das Niveau der Jahre 2018 oder 2019 erreicht hat. In diesen beiden Jahren lagen wir bei über 90 Prozent, da fehlen uns jetzt noch ein paar Prozent. Die Menschen sind angesichts steigender Corona-Zahlen wieder etwas vorsichtiger geworden.
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Welches Konzert in diesem Jahr war am gefragtesten?
Ausverkauft war das Open-Air-Konzert mit Billenial Collective, Johannes Strate und Sebastian Knauer.
Was war Ihr persönliches Highlight?
Das ist wirklich schwer zu sagen. Vielleicht doch das Open-Air-Konzert, aber eher im Hinblick auf das Format, das ich so noch nicht erlebt habe: Klassik mit Rock/Pop unmittelbar zu verbinden. Es hat funktioniert, sicherlich auch Dank der herausragenden Künstler. Bei diesem Konzert war das „Klassik-Publikum“ eindeutig in der Minderheit und als Sebastian Knauer die Mondscheinsonate von Beethoven auf dem Flügel gespielt hat, war es auf dem Schlosshof „mucksmäuschenstill“. Alle haben sehr genau zugehört – das hat mich positiv überrascht. Insofern ein sehr gelungenes Experiment. Das Duo Knauer/Strate hat musikalisch auch sehr gut funktioniert. Der satte Klang des Flügels, der aber der Stimme von Strate viel Raum gelassen hat. Seine Stimme ist aus meiner Sicht besser und klarer zur Geltung gekommen als mit Bandbegleitung. Ja, und die drei Jungs von Billenial Collective haben ebenfalls einen super Auftritt hingelegt.
Was ist das Besondere an der Musikfestwoche?
Die 49. Internationale Musikfestwoche hat eine musikalische Vielfalt geboten, wie ich sie in den zurückliegenden knapp 50 Jahren noch nie erlebt habe. Das ist unsere Philosophie und ich glaube auch unsere Chance, hier immer wieder Alleinstellungsmerkmale zu bieten. Denken Sie an das Konzert mit dem Figura-Ensemble, Christoph Haupt hat das perfekt beschrieben. Eine kulturelle Nische, nicht so publikumsträchtig, aber sehr, sehr wertvoll. Die Lesung mit Hannelore Hoger – was soll ich sagen? Sie liest perfekt. Das von Sebastian Knauer und seinem Vater Wolfgang Knauer erfundene „Wort-und-Musik-Projekt“ ist sehr beliebt beim Publikum. Die beiden „reinen“ klassischen Konzerte runden das sehr gut ab. Wer sich in der Klassik auskennt, weiß, dass das Duo Martin Stadtfeld (Klavier) und Jan Vogler (Violoncello) „High End“ ist – und das in diesem Raum im Schloss in unmittelbarer Nähe zu erleben und nicht in einem anonymen Saal. Herausragend auch der Abschlussabend mit Bach Sons – ebenfalls mit Ausnahmekünstlern Marcelli, Adorján und Knauer.
Wann starten die Planungen für die 50. Internationale Musikfestwoche? Sind hierbei Specials zu erwarten hinsichtlich des Jubiläums?
Die Planungen für die 50. Internationale Musikfestwoche laufen (natürlich) bereits. Zu Specials kann ich noch nichts sagen, aber vielleicht eine Einordnung: Inhaltlich müssen wir gar nicht „aufrüsten“. Wir haben das Glück mit Sebastian Knauer einen künstlerischen Leiter zu haben, der nicht nur ein sehr guter Pianist ist, sondern ein hervorragendes Netzwerk hat und ein Gespür für besondere Programme und Inhalte – Wir bieten keine „Kultur von Stange“. Die Zusammenarbeit, fachlich und organisatorisch, läuft sehr gut. Als wir 2017 Klaus Maria Brandauer und Daniel Hope bei der Musikfestwoche hatten, habe ich insgeheim gedacht: „Wie wollen wir das eigentlich noch toppen?“ Geht nicht. Aber auf diesem Niveau weitermachen, was als Herausforderung ausreicht. Und das ist bis heute ohne Einschränkung gelungen. Jede Festwochen-Ausgabe hätte seitdem das Zeug zu einer grandiosen Jubiläumsausgabe gehabt. Ich sag’s mal so: Auch die 50. Ausgabe wird sehr gut.
Wie laufen die Vorbereitungen auf die kommenden Veranstaltungen der Kulturgemeinde?
Wir sind dabei, den Flyer für das Halbjahr bis zum Neujahrskonzert fertigzustellen.
Wie sind aktuell die Vorverkaufszahlen? Kaufen weiterhin die Menschen eher kurzfristig?
Vorverkäufe gibt es noch nicht, deshalb kann ich noch nichts sagen. Aber ich denke, dass wir einen schwierigen Herbst und Winter bekommen werden.