Bad Laasphe. Es ist ein Leuchtturmprojekt, das ein kleiner Verein stemmen wird. Der Christlich-Jüdische Freundeskreis erklärt was er mit der Synagoge vorhat.
Jetzt geht es los. Und es geht ums Geld. Auf den Vorstand und die Mitglieder des Christlich-Jüdischen Freundeskreises Bad Laasphe wartet viel Arbeit, denn schon im kommenden Jahr soll eines der wichtigsten Projekte des Vereins Wirklichkeit werden. „Das ist ein Projekt für ganz Wittgenstein“, ist sich der Vorsitzende des Freundeskreises, Rainer Becker, sicher: Aus der 2019 vom Verein gekauften ehemaligen Synagoge in der Bad Laaspher Mauerstraße soll ein Lern- und Begegnungsort werden. Dafür wird mit Kosten von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro kalkuliert. Und eine wichtige Hürde auf dem Weg dahin hat der Freundeskreis jetzt genommen.
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Das Ministerium für Heimat, Kommunales und Bauen hatte dem Verein bereits 830.000 Euro an Fördermitteln zugesagt und sogar die zeitliche Befristung für die Fördermittel gestrichen. Das heißt: Der Freundeskreis muss sie nicht bis Ende 2023 abgerufen haben. „Das haben wir schriftlich“, freut sich der stellvertretende Vorsitzende Jochen Menn. Er betreut das Projekt innerhalb des Vorstandes.
Fünf Partner bereits im Auge
Neben den 830.000 Euro Landesmitteln muss der Freundeskreis aber weitere 700.000 Euro selbst aufbringen. Dafür wird der Verein mehrere Quellen anzapfen. Von der NRW-Stiftung habe man bereits eine Zusage über eine Förderung, doch: „Wir müssen ein Finanzierungskonzept und ein Veranstaltungskonzept aufstellen. Die Stiftung will Projekte nachhaltig finanzieren und nicht 700.000 Euro für acht Veranstaltungen im Jahr ausgeben“, macht Menn deutlich. „Wir müssen das Haus mit Leben füllen. Im Grunde muss hier alle zwei Tage was los sein“, sagt er. Eine Projektgruppe trifft sich bereits wöchentlich und hat einen groben Nutzungsplan 2023 aufgestellt.
Partner bereits im Auge
Fünf feste Partner hat der Freundeskreis dabei bereits im Auge. Zu allererst nennt Jochen Menn die Bad Laaspher Schulen. Die sollen die Alte Synagoge mit ihrer Dauerausstellung und Dokumentation zum jüdischen Leben in Bad Laasphe im Obergeschoss als Lernort nutzen können. Die Veranstaltungsräume im Erdgeschoss können vor allem bei Kulturveranstaltungen wie Lesungen, Konzerten und Ausstellungen als Ort für zeitgenössische Kunst genutzt werden. Ansprechpartner hierfür sind der Kulturring, die TKS Bad Laasphe aber ebenso die Wittgensteiner Kunstgesellschaft. Aber auch die VHS mit ihren Kursangeboten und Veranstaltungen wäre willkommen, machen Reiner Becker und Jochen Menn deutlich.
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Neben diesem Veranstaltungskonzept ist das Finanzierungskonzept der wichtigste Baustein. Dabei gehe es aber nicht nur um die Eigenmittel und Gelder aus der NRW-Stiftung, mit denen die fehlenden 700.000 Euro zusammenkommen sollen, sondern auch um die laufenden Kosten für die Unterhaltung der Immobilie durch Vermietungen, Eintrittsgelder und Mitgliedsbeiträge. Im Falle der NRW-Stiftung sei bereits klar, dass sie jährlich insgesamt nur drei Millionen Euro zur Verfügung habe, so Menn.
Finanzierungskonzept
Ein Baustein des Finanzierungskonzeptes sind Spenden. „Wir werden auf heimische Unternehmen zugehen und um Unterstützung bitten“, sagt Rainer Becker. 96 Namen aus Wittgenstein und Hessen stehen auf der Liste. Der Verein freut sich aber auch über jede Spende von Privatpersonen.
Die Bad Laaspher SPD-Bundestagsabgeordnete Luiza Licina-Bode gab dem Verein jetzt den Tipp, einen Antrag bei einem Sonderprogramm Denkmalschutz des Bundes zu stellen. Die dafür erforderliche Stellungnahme des Denkmalschutzes in NRW fordert der Verein gerade an. Dass das Projekt in Bad Laasphe aber größte Unterstützung von Seiten des Denkmalschutzes und der Politik habe, zeige sich daran, dass das Heimatministerium NRW insgesamt 30 Millionen Euro ausgeschüttet habe. Zwei Projekte für ehemalige Synagogen hatten dabei jeweils 830.000 Euro erhalten, bilanziert Menn.
Hilfe versprechen sich die Mitstreiter auch von Crowd-Fundunding. Dafür wird demnächst mit einem Video-Künstler ein Film gedreht über das Gebäude und die Menschen im Christlich-Jüdischen Freundeskreis. „Das Projekt muss einfach noch viel bekannter werden“, sagt Jochen Menn und strahlt dabei Zuversicht aus.
Menn folgt auf Becker
Die braucht Menn auch. Nicht nur weil der Verein die Alte Synagoge im kommenden Jahr auch nach und nach umbauen und gleichzeitig nutzen will, sondern weil er dann mutmaßlich auch die Nachfolge von Rainer Becker als Vorsitzendem antreten wird. Immerhin, so Becker und Menn, habe man mit Sebastian Limper (31) bereits einen jungen Immobilien- und Finanzfachmann für den Vorstand gewinnen können. Der wird in dieser wichtigen Phase des Projektes auch gebraucht.