Bad Laasphe. Die Alte Synagoge soll zum Erinnerungs- und Lernort werden. Die Kosten hierfür sind hoch. Eine Crowdfunding-Sammlung soll helfen.

Zwei Dutzend Zuhörende waren jetzt bei der Jahreshauptversammlung des Christlich-Jüdischen Freundeskreises Bad Laasphe im örtlichen Haus des Gastes. Sein Projekt, aus der Alten Laaspher Synagoge nach deren jahrzehntelanger Nutzung als Schlosserei und Wohnhaus einen Erinnerungs- und Lernort an der Mauerstraße zu machen, nimmt immer klarere Formen an. Als Architekt gab Christian Welter vom Siegener Architekten-Büro „Projektplus“ der Zuhörerschaft sehr genaue aktuelle Einblicke in Planungen und Probleme, in Leitgedanken und Lösungen.

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Inzwischen zeichnet sich immer deutlicher ab, dass es ein Mammut-Projekt ist, um das sich jetzt Jochen Menn als stellvertretender Freundeskreis-Vorsitzender mit einer konkreten Beauftragung federführend kümmert: Der Kostenrahmen beläuft sich auf 1,5 Millionen Euro – trotz der Hochwasser-Katastrophe 2021 ist den Wittgensteinern eine Förderung in Höhe von maximal 830.000 Euro durch das nordrhein-westfälische Heimat-Ministerium relativ sicher in Aussicht gestellt worden. Das übrige Geld muss von anderer Seite kommen.

Viele kleine Spenden

Selbst wenn der Freundeskreis bereits einen Förderantrag bei der NRW-Stiftung gestellt hat, geht er nun außerdem verstärkt in die Öffentlichkeitsarbeit – auch, um ein breiteres Publikum stärker mitzunehmen und einzubinden: mit Faltblättern – genau wie mit einem eigenen neuen Internet-Auftritt, mit dem eine Crowdfunding-Sammlung auf den Weg gebracht wird. „Crowdfunding“ kann man mit „Schwarmfinanzierung“ auf Deutsch übersetzen.

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Das Prinzip setzt darauf, dass auch viele kleine Spenden am Ende eine große Summe ergeben können. Zudem ist der Verein im Kreis Siegen-Wittgenstein und im benachbarten Hessen – zum Verein gehörten immer Mitglieder aus dem Hinterland – unterwegs, um mehr Sponsoren für diesen neuen Ort des Dialogs und der Toleranz, der Kultur und der Vielfalt, so Jochen Menn, zu finden.

Neuwahlen im Vorstand

Neben den Ausblicken des Stellvertreters zeichnete der Freundeskreis-Vorsitzende Rainer Becker in seinem Rückblick auf die vergangenen Monate das Bild eines sehr lebendigen Vereins mit vielen unterschiedlichen Veranstaltungen. Sein Bericht ist auf der Homepage des Wittgensteiner Kirchenkreises nachzulesen. Nur die Zahl der Vereins-Mitglieder stimmte im Bericht nicht, denn die belief sich während der Jahreshauptversammlung nicht auf 103, sondern schon auf 104 – über Tag war erneut jemand dem Freundeskreis beigetreten, der damit einen neuen Mitglieder-Rekord verzeichnete. Schon seit 25 Jahren gehören Heinrich und Helga Höse aus Wallau dem Freundeskreis an, dafür gab es bei der Versammlung eine Urkunde. Außerdem teilte Rainer Becker mit, dass er bei den Wahlen im kommenden Jahr nicht mehr zu Verfügung stehen werde.

Generationswechsel im Vorstand des Christlich-Jüdischen Freundeskreises Bad Laasphe: Das Foto zeigt den Vorsitzenden Rainer Becker, die scheidende Kassenwartin Marlies Nier aus Biedenkopf, ihren Nachfolger Sebastian Limper aus Niederlaasphe sowie den stellvertretenden Vorsitzenden Jochen Menn (von links), der sich jetzt federführend um das Projekt „Alte Synagoge“ kümmert.
Generationswechsel im Vorstand des Christlich-Jüdischen Freundeskreises Bad Laasphe: Das Foto zeigt den Vorsitzenden Rainer Becker, die scheidende Kassenwartin Marlies Nier aus Biedenkopf, ihren Nachfolger Sebastian Limper aus Niederlaasphe sowie den stellvertretenden Vorsitzenden Jochen Menn (von links), der sich jetzt federführend um das Projekt „Alte Synagoge“ kümmert. © Christlich-Jüdischen Freundeskreises Bad Laasphe | Jens Gesper /

Bereits in diesem Jahr beendete Marlies Nier ihren Dienst im Vorstand. 1998 war die Frau aus Biedenkopf dem Freundeskreis beigetreten, seit 2005 war sie dessen Kassenwartin. Nachdem die Kassenprüfer ihr auch jetzt wieder hervorragende Arbeit bescheinigt hatten und sie gemeinsam mit dem ganzen Vorstand entlastet worden war, verabschiedete Rainer Becker die 84-Jährige aus dem Amt und dankte für ihren engagierten Dienst. Zu ihrem Nachfolger bestimmte die Versammlung einstimmig den 31-jährigen Sebastian Limper aus Niederlaasphe. Die ganze Versammlung freute sich darüber, dass solch ein junger Mann im Freundeskreis gern Verantwortung übernehmen möchte.

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Laasphes Pfarrer Steffen Post sprach im Namen aller Anwesenden, als er der Projektgruppe „Alte Synagoge“ für ihre Arbeit „höchsten Respekt“ zollte und für ihr „hartnäckiges beharrliches Wirken“ dankte, dass aus dem ehemaligen jüdischen Gotteshaus nun ein neuer Erinnerungs- und Lernort der Begegnung in der Lahnstadt werden kann.