Banfe. Zum 80. Jahrestag der Deportation der jüdischen Familie Burg findet eine Gedenkveranstaltung mit besonderen Gästen aus Israel statt.
Am 27. April 2022 jährt sich zum 80. Mal die Deportation der Familie Burg. Sie war die einzige jüdische Familie in Banfe. Benjamin Burg, seine Ehefrau Bertha und der Sohn Martin, sowie die ledigen Geschwister Benjamin Burgs, Joseph und Bertha, wurden an diesem Tag aus ihrem Haus abgeholt, von der SA zur Eiche im Ortsmittelpunkt geführt, wo sie einen Bus besteigen mussten, der sie nach Laasphe brachte. Von dort führte am nächsten Tag der Weg gemeinsam mit 47 Laaspher Juden mit dem Zug nach Dortmund in ein Sammellager und dann weiter mit anderen südwestfälischen Juden nach Zamosc. Es kehrte niemand zurück.
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Einziger Überlebender der Familie Burg war Martins älterer Bruder Simon, der als 15-Jähriger in 1939 nach Palästina flüchten konnte und so dem Zugriff der Nazis entkam und in Israel eine Familie gründete.
Simon Burgs Töchter sind bei der Veranstaltung anwesend
Anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation soll in der Ortsmitte von Banfe nahe der Eiche eine Bronzetafel an die Familie Burg erinnern. Der Bad Laaspher Freundeskreis für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. lädt die Öffentlichkeit zu einer Gedenkveranstaltung ein, die am Mittwoch, 27. April, um 15 Uhr in der Ev. Kirche in Banfe beginnt. Die Gedenkansprache wird der Vereinsvorsitzende Rainer Becker halten.
Teilnehmen werden die beiden Töchter Simon Burgs und weitere sechs Familienangehörige, die eigens aus Israel anreisen und vormittags bereits von Bürgermeister Dirk Terlinden im Rathaus empfangen werden. Ein Enkel Simon Burgs wird auch eine Ansprache im Namen der Familie halten.
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Anschließend findet unterhalb der Kirche die Enthüllung der Erinnerungstafel statt, die auf einen Gedenkstein angebracht wird, der nahe der Eiche steht, wo mit der Abfahrt des Busses nach Laasphe und weiter nach Zamosc das jüdische Leben in Banfe endete. Die Töchter Simon Burgs werden die Tafel enthüllen.
Schüler reinigen Stolpersteine
Da am 27. April 2022 in Israel der Tag des Gedenkens an die sechs Millionen Opfer der Shoa beginnt, bekommt die Veranstaltung noch eine besondere Bedeutung. Ein Enkel Simon Burgs wird am Gedenkstein Gebete für die Toten sprechen.
Am nächsten Tag, Donnerstag, 28. April 2022, soll auch der 47 jüdischen Frauen, Männern und Kindern aus Laasphe gedacht werden, die mit der Familie Burg zusammen den Weg nach Zamosc antreten mussten. An sie erinnern in der Kernstadt Stolpersteine, die den Opfern die Namen wiedergaben, nachdem sie in den Lagern der Nazis zu Nummern herabgewürdigt worden waren. SchülerInnen der beiden Gymnasien werden am Vormittag (Treffpunkt um 9.30 Uhr am Wilhelmsplatz vor dem Haus des Gastes) die Stolpersteine reinigen und versuchen, der Oberfläche wieder den ursprünglichen Glanz zu verleihen, der durch Witterungseinflüsse zunehmend verblasst war.