Bad Berleburg./ Erndtebrück. Tafeln in Bad Berleburg und Erndtebrück befürchten Anstieg bei den Besucherzahlen. Sie wollen auch ukrainischen Familien nach Ankunft helfen.
Egal ob beim Tanken oder an der Kasse im Supermarkt – die Preise ziehen an. Menschen aus Bad Berleburg oder Erndtebrück, die eine Bedürftigkeit nachweisen können, werden von der Tafel unterstützt. Aufgrund der Preissteigerungen in allen Bereichen könnten bald mehr Bürger das Angebot angewiesen sein. „Gerade für Menschen mit einer kleinen Rente und Alleinerziehende könnte es eng werden“, sagt Christiane Bernshausen-Dellori, stellv. Vorsitzende des Vereins Bad Berleburg-Erndtebrücker Tafel e.V.
Eine lange Menschenschlange steht vor der Tür. Es werden Bananen, Blumen, verschiedene Brot- und Kuchensorten aber auch viele andere Lebensmittel verteilt. Die Tafel in Erndtebrück befindet sich in einem ehemaligen Ladenlokal in der Talstraße. Auch unter Pandemiebedingungen sei mittlerweile ein ganz normalen Tafelbetrieb wieder möglich. „Wir packen alles in Papiertüten und reichen es über unseren Tresen, damit die Kunden und Kundinnen gar nicht erst reinkommen müssen“, erzählt die stellvertretende Vorsitzende. So seien sowohl Besucher als auch die Helferinnen auf der sicheren Seite.
Die Nachfrage an den Tafeln Bad Berleburg und Erndtebrück
Die zunehmende Inflation und die aktuell hohen Preise hätten nicht dazu geführt, dass sich vermehrt Bedürftige bei der Tafel in Erndtebrück oder Bad Berleburg anmelden. Es sei momentan kein Zuwachs bei den Besucherzahlen zu spüren. „Bis jetzt kann ich nicht sagen, dass die Bedürftigkeit größer geworden ist“, berichtet Christiane Bernshausen-Dellori. „Die Nachfrage ist bei uns in letzter Zeit nicht angestiegen.“
Um das Angebot der Tafeln nutzen zu können, müssen Bürger bei der Gemeinde einen Antrag auf Bedürftigkeit stellen. Die Mittellosigkeit muss nachweisen werden, um Lebensmittel zu erhalten. Ohne eine Bescheinigung dürfen die Helfer nichts rausgeben. „Es kann nicht jeder einfach bei uns vorbei kommen, bei dem es am Monatsende mit dem Geld knapp wird.“ Wie es allerdings in Zukunft wird, wenn die Preise immer weiter steigen, könne man jetzt noch nicht sagen. „Das ist im Moment alles schon ziemlich heftig für viele“, so Christiane Bernshausen-Dellori.
Die stellvertretende Vorsitzende sieht das Problem darin, dass es schon jetzt mehr Menschen gäbe, die eigentlich einen Anspruch hätten – aber das Angebot der Tafel nicht wahrnehmen, weil sie sich schämen. „Die Leute trauen sich einfach nicht über ihren Schatten springen, obwohl sich für unsere Hilfe niemand schämen sollte.“ Gerade wenn alles teurer werde, könne die Tafel den Leuten wirklich dabei helfen, sich das wenige Geld, was sie zur Verfügung haben, besser einzuteilen.
Die Besucher der Tafeln Bad Berleburg und Erndtebrück
Zu den beiden Tafeln kommen vor allem Rentner, Alleinerziehende oder auch Geflohene. Geflüchtete Familien machen mittlerweile in Erndtebrück die Hälfte der Besucher und Besucherinnen aus. Die Helferinnen stellen sich darauf ein, bald auch Flüchtlinge aus der Ukraine schnell und unkompliziert mit dem Nötigsten zu versorgen. „Die werden uns dann von der Gemeinde im Eilverfahren zu gewiesen“, erklärt Christiane Bernshausen-Dellori. In Bad Berleburg hätten bereits zwei ukrainische Familien bei der Tafel angefragt.
2020 war die Tafel kurzfristig komplett geschlossen. Zu Beginn der Pandemie seinen viele der regelmäßigen Besucher aus Angst sich eventuell anzustecken nicht mehr gekommen. Auch viele freiwillige Helferinnen - meistens Damen im Rentenalter seien aufgrund des Ansteckungsrisiko anfangs zu Hause geblieben. Einen wirklichen Mangel an Helfer habe es aber nie gegeben. Durch die Impfungen und den Abstand fühlen sie sich aber mittlerweile alle sicher und kommen wieder gerne zur Tafel.
Die Lebensmittel an den Tafeln Bad Berleburg und Erndtebrück
In den Kisten und Tüten sei querbeet alles drin: Gemüse, Obst, Kaffee, Brot, Dinge zum Tiefkühlen, Kartoffeln und auch schon mal Blumen. „Es ist alles da, was das Herz begehrt“, betont die stellvertretende Vorsitzende. Die Lebensmittel, die die Tafeln verteilen, sind Spenden von regionalen Supermärkten. „Das sind Sachen, die bei den Supermärkten übrig geblieben sind, weil sie nicht mehr so schön aussehen, angedischt sind oder kurz vor dem Ablaufdatum stehen“, erklärt Christiane Bernshausen-Dellori. Außerdem gäbe es viele Bäcker, die ihre liegen geblieben Backwaren an die Tafeln spenden. Das decke den Bedarf in Erndtebrück vollkommen ab. „Es ist ausreichend Ware vorhanden.“
Der Verein erhält auch von der Tafel in Siegen zu Tafel manchmal Ware aus Überproduktionen von Firmen „Dann gibt es auch mal Hunderte von Pizzen oder palettenweise Joghurt“, reut sich die stellvertretende Vorsitzende. Sie ist froh, dass sich die regionalen Tafeln untereinander gegenseitig unterstützen und dankbar für die Hilfe der Supermärkte. „Ohne deren Unterstützung bräuchten wir gar nicht aufzumachen.“ Die Besucher und Besucherinnen schätzen das Angebot der Tafel sehr. „Es gibt viele, die sehr dankbar sind und uns das auch immer wieder sagen“, erwähnt Christiane Bernshausen-Dellori. Denn alle von ihnen seien wirklich auf die Lebensmittel angewiesen.
Spendenübergabe Realschule Erndtebrück
Vor den Weihnachtsferien hat die Realschule in Erndtebrück einen Weihnachtsbasar veranstaltet. „Wir verkauften Plätzchen, Waffeln, Kakao und Kinderpunsch“, erzählt Schülersprecher Ermin Hajrizaj. Durch den Verkauf sei eine Spendensumme von 660 Euro zusammengekommen. Die Einnahmen wollte die Schülerschaft aber nicht an einen Ort spenden und teilte sie auf drei Spendenzwecke auf. „Wir haben uns dazu entschieden, jeweils 220 Euro an eine Hilfsorganisation in der Ukraine, die Tafel in Erndtebrück und eine Schule im Ahrtal, die durch die Flut im letzten Sommer komplett zerstört wurde, zu spenden“, erklärt der Schülersprecher.
Auf die Tafel ist die Schule zugekommen, da es für Kinder und Jugendlichen eine Herzensangelegenheit sei, den Leuten, denen es in Erndtebrück nicht so gut geht, unter die Arme zu greifen. Die Realschule spendet bereits jedes Jahr im Rahmen der Weihnachtsaktion „Pack ein Päckchen für Erndtebrück“ etwas an die Tafel. „Dabei bringen die Schüler und Schülerinnen Konserven, Nudeln und andere Dinge von zu Hause mit und sammeln diese in der Schule, um sie anschließend an die Tafel zu spenden“, so die Schulleiterin Darjana Sorg.
Zunächst sei eine Hälfte der Spenden für das Ahrtal und die andere Hälfte für die Tafel geplant gewesen, aber aufgrund der aktuellen Geschehnisse in der Ukraine haben sich die Schüler entschieden, auch dafür ein Drittel der Einnahmen zu spenden. Geplant sei außerdem ein Kuchenverkauf ab dem 19. März und weiteren Samstagnachmittagen im Ederauenpark. Der Erlös soll auch an eine Hilfsorganisation für die Ukraine gehen. „Es wird selbst gemachter Kuchen verkauft, um mit den Spenden Kindern in der Ukraine zu helfen.“