Wittgenstein. Die Schulen bereiten sich auf den Unterricht für ukrainische Flüchtlingskinder aus dem Kriegsgebiet vor. Noch gibt es viele offene Fragen.
Unter den Geflüchteten aus der Ukraine sind besonders viele Kinder – wie schon im Jahr 2015 und der damaligen Flüchtlingslage müssen erneut viele Kinder ohne Deutschkenntnisse aufgenommen und an Sprache und Schulsystem herangeführt werden. Damals geschah das mit sogenannten „Willkommensklassen“ – die will Nordrhein-Westfalens Flüchtlingsminister Joachim Stamp jetzt im Angesicht der Lage wieder aufleben lassen. In Wittgenstein laufen aktuell die Vorbereitungen zum Empfang der Kinder an den Schulen.
Das NRW-Schulministerium bereitet zudem in einer Schulmail auf den Umgang mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen vor. Damit soll den Schulen ein Leitfaden an die Hand gegeben werden, um mit den kommenden Herausforderungen adäquat umzugehen. Im ersten Schritt sollen demnach die Kinder und Jugendlichen von den Schulämtern in Zusammenarbeit mit Integrationszentren an die passenden Schulen zugeteilt werden. Zudem soll der Zugang zur deutschen Sprache gefördert werden.
Bad Laasphe: Gemeinsame Videokonferenz mit Schulen, AWO und Kirchenkreis
In Bad Laasphe ist eine gemeinsame Videokonferenz mit den städtischen Schulen, der AWO und dem Kirchenkreis als KiGa-Trägern sowie ggf. der VHS und den beiden Privatschulen am Schloss geplant, teilt Jann Burholt, Leiter der zuständigen Fachabteilung Familien, Soziales und Sport in Bad Laasphe, auf unsere Anfrage mit: „In dieser Runde sollen alle Beteiligten zu Wort kommen, um die Situation lokal abzustimmen und mögliche Vorgehen einer Beschulung zu besprechen. Wichtig ist, alle Seiten der Angelegenheit zu beleuchten und mögliche Lösungswege gemeinsam zu finden.“
Ankommende Schüler und Schülerinnen sollen zunächst in den Regelunterricht aufgenommen werden – separate Willkommensklassen seien gegebenenfalls ein „mittelfristiges Thema, welches noch unter Beteiligung aller Instanzen bis hin zur Landesregierung getroffen werden muss.“ Neben der Teilnahme am Regelunterricht und individuellen Aufgabenstellungen („innere Differenzierung“) sollen auch weiterhin Angebote der „äußeren Differenzierung“ möglich sein, beispielsweise für die Module „Deutsch als Zweitsprache“. Eine komplette ,äußere Differenzierung’ als so genannte Willkommensklasse ist also noch nicht abzusehen. Ein integrativer Ansatz soll immer gewährt werden“, so Burholt.
Erndtebrück: Erwerb der deutschen Sprache steht im Vordergrund
Auch Erndtebrück ist vorbereitet, wie auf Nachfrage aus dem Rathaus mitgeteilt wird: „Wie alle anderen geflüchteten Kinder in den vergangenen Jahren werden selbstverständlich auch die ukrainischen Schülerinnen und Schüler an der Realschule sowie der Grundschule Erndtebrück herzlich willkommen sein. Die Kinder werden gemäß ihrem Alter in die entsprechenden Klassenstufen integriert. Zunächst steht der Erwerb der deutschen Sprache im Vordergrund, der auch in einzelnen kleineren Gruppen geschieht. Außerdem werden wir versuchen, die Kinder und ihre Familien mit all den schrecklichen Erlebnissen der letzten Wochen aufzufangen und zu begleiten.“
Bad Berleburg: Kinder in den Regelunterricht integrieren
Wie in Bad Laasphe sollen ankommende Kinder und Jugendliche auch in Bad Berleburg laut Regina Linde (Fachbereichsleiterin Bürgerdienste) zunächst in den Regelunterricht integriert werden: „Als Schulträger gehen wir zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Kinder gemäß ihrem Alter und ihrer bisherigen Schullaufbahn in bestehende Klassen der für ihren Wohnort zuständigen Grundschule und in den weiterführenden Schulen eingeschult werden.“
Andere Informationen liegen der Stadt dazu derzeit noch nicht vor. „Sollten sich aufgrund der aktuell auf Bundes- und Landesebene dazu geführten Diskussionen andere Vorgehensweisen ergeben, werden wir darauf reagieren.“ Wie viele Kinder und Jugendlichen schlussendlich kommen und ins Schulsystem integriert werden, ist in keiner der drei Kommunen nicht abzusehen, solange der Krieg in der Ukraine noch andauert und weiterhin tausende Menschen aus dem Land flüchten.