Bad Laasphe/Erndtebrück. Die Initiative vor Ort nimmt mögliche Neuzugänge aus der Ukraine in den Blick. Und muss etwas tun, um die Arbeit effektiver fortsetzen zu können.

Die Flüchtlingsinitiative Bad Laasphe bereitet sich auf Flüchtlinge aus der Ukraine vor – kämpft aber jetzt schon mit fehlendem privaten Wohnraum im Stadtgebiet. Außerdem „suchen wir neue Mitstreiter“, sagt die Koordinatorin der Initiative, Ingeborg Warratz. Und sie bittet um Sachspenden.

Sicher: „Aus der Ukraine haben wir hier in Bad Laasphe noch niemanden von der Bezirksregierung in Arnsberg zugewiesen bekommen“, weiß die ausgebildete Sozialarbeiterin. „Ich rechne aber damit, dass das über kurz oder lang passieren wird.“

Alle Hilfe geben, die nötig ist

Selbstverständlich werde sich die Initiative um ankommende Ukrainerinnen und Ukrainer ebenso kümmern wie um alle anderen Flüchtlinge, betont Warratz – und ihnen alle Hilfe geben, die nötig sei. Die Koordinatorin geht davon aus, dass es mit den und für die Ukraine-Flüchtlinge einfacher werde als etwa mit Asylbewerbern, denn: Die Ukrainer würden deutschlandweit im Rahmen des sogenannten Asylschutzes wohl sofort für eine gewisse Zeit als Flüchtlinge anerkannt – wegen des Krieges in ihrer Heimat.

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Ein Problem werde aber wohl die Wohnsituation im Stadtgebiet sein, fürchtet Warratz. „Die städtischen Unterkünfte sind ja alle belegt. Wir suchen deshalb dringend Wohnraum.“ Und das gelte bereits für Flüchtlinge, die jetzt schon in Bad Laasphe leben. Die Stadtverwaltung habe eine Initiative gestartet, um privaten Wohnraum anzumieten, so Warratz, sei überdies im Gespräch mit Hauseigentümern.

Warratz: Unterbringung besser dezentral

Gerade habe sie sich noch eine Privatwohnung angeschaut für eine junge Frau mit Kind, aber auch für eine Frau mit sechs Kindern, berichtet Warratz. Und eine zu finden sei für die Flüchtlinge „auch ganz wichtig, um wirklich hier anzukommen“. Um in Kontakt mit anderen zu kommen, hier Fuß fassen zu können, sich zu integrieren, die Sprache zu lernen und Arbeit zu finden.

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Ingeborg Warratz, Koordinatorin Flüchtlingsinitiative Bad Laasphe, über Hilfsaktionen: „Wenn wir jetzt Flüchtlinge zugewiesen bekämen, wäre das eine Sache, die wir machen würden.“
Ingeborg Warratz, Koordinatorin Flüchtlingsinitiative Bad Laasphe, über Hilfsaktionen: „Wenn wir jetzt Flüchtlinge zugewiesen bekämen, wäre das eine Sache, die wir machen würden.“ © Eberhard Demtröder

Kann sich die Initiative die ehemalige Schlossberg-Klinik als erneute Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine vorstellen? „Wenn jetzt viele kommen, wäre das sicher sinnvoll“, findet die Sozialarbeiterin. Das wäre dann erst einmal eine Möglichkeit. Doch: „In welchem Zustand ist das Gebäude?“, fragt Warratz. Das müsse natürlich zuvor geprüft werden. „Gut ist es immer, wenn eine Unterbringung dezentral ist.“ Das sei besser für die angestrebte Integration der geflüchteten Menschen, so die Sozialarbeiterin.

Kleiderspenden erwünscht

Plant die Initiative aus aktuellem Anlass eine Hilfsaktion? „Wenn wir jetzt Flüchtlinge zugewiesen bekämen, wäre das eine Sache, die wir machen würden“, ist Ingeborg Warratz nicht abgeneigt. Aber jetzt eine Spenden- oder Sammelaktion für die Ukraine zu organisieren – das sei derzeit nicht angedacht. Das erfordere ja auch „schon eine gewisse Logistik. Dann spendet man lieber an eine große Organisation“.

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Breite Palette an Leistungen

Im Mittelpunkt der Aktivitäten bei der Bad Laaspher Flüchtlingsinitiative stehen vor allem die Begegnung, der Austausch und die Unterstützung im Alltag.

Sprachunterricht, Schulungen zum Verständnis der Lebensgewohnheiten, regelmäßige Sprechstunden, Frauencafés, die Begleitung zu Behörden, Hilfe bei der Wohnungs- und/oder Jobsuche und die Bereitstellung von Haushaltsgegenständen und Kleidung gehören ebenso zum „Leistungsportfolio“ der Initiative wie die Organisation von Begegnungsfesten und Ausflügen oder die Realisierung von Kunst- und Kulturprojekten.

Schnelle Hilfe für ankommende Flüchtlinge und solche, die gerade eine eigene Wohnung beziehen, kann die Initiative laut Warratz jetzt schon bieten. Im Bad Laaspher CVJM-Haus, In der Grube 5, könne zum Beispiel gut erhaltene Kleidung abgegeben und auch mitgenommen werden. Dabei spreche die Initiative im Übrigen bewusst ganz allgemein Bedürftige an. Eine gute Gelegenheit für einen Besuch der Kleiderstube ist die Sprechstunde für Flüchtlinge, die Sozialarbeiterin Warratz immer mittwochs von 16 bis 18 Uhr im CVJM-Haus anbietet. Die Initiative könne ferner auf abgegebene Sachspenden zurückgreifen – neben Kleidung für Menschen vom Baby bis zum Erwachsenen auf Haushaltsgegenstände wie Geschirr und Besteck, aber in gewissem Umfang auch auf Möbel.

Erndtebrück: Initiative vor Ort aufgelöst

In Bad Laasphes Nachbargemeinde hat sich die „Bürgerinitiative Flüchtlingshilfe Erndtebrück“ derweil aufgelöst. „Das liegt schon ein gutes Jahr zurück“, sagt Gisela Bleischwitz – eine jener drei Erndtebrücker Frauen, welche die Initiative 2015 gegründet hatten, im Jahr der sogenannte Flüchtlingskrise.

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Aber dank der Ämter, der Kirchen oder auch der Volkshochschule gebe es für diese Zielgruppe ja bereits Strukturen in der Edergemeinde, die gut funktionierten, erläutert Bleischwitz. Au­ßerdem hätten sich mit der Zeit auch unter den Flüchtlingen selbst gute Strukturen gebildet – „sie helfen sich gegenseitig“. Und sie hätten Arbeit gefunden, seien integriert, „sind einfach angekommen“.

Bleischwitz: Reaktivierung bei Bedarf denkbar

Gelegentlich werde sie von den Familien angesprochen oder angeschrieben, so Bleischwitz weiter, und um Hilfe gebeten. Das seien dann meist Familien, um die sich die Flüchtlingshilfe einst gekümmert habe.

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Wäre eine Reaktivierung der Flüchtlingshilfe mit Blick auf den Ukraine-Krieg denkbar? „Wenn es notwendig wäre“, sagt Bleischwitz. Man habe damals geholfen – und würde natürlich auch wieder helfen. „Im Moment sehen wird das aber nicht als erforderlich.“

Kontakt zur Flüchtlingsinitiative Bad Laasphe, auch für Sachspenden und interessierte Mitstreiter: per E-Mail an fluechtlingsinitiative_bad.laasphe@web.de oder telefonisch bei Ingeborg Warratz unter Tel. 0157/3788 5920