Bad Berleburg. Nach dem Vandalismus in der künftigen Seniorenresidenz hat Besitzer Carsten Schulte-Müller nun eine neue Idee. Hintergrund ist der Krieg.
Die frühere Rothaarklinik macht Schlagzeilen: Die Bad Berleburger SPD-Fraktion bringt die Immobilie als Zufluchtsort für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ins Gespräch. Gleichzeitig verwüsten Jugendliche Teile des Gebäudes und richten Sachschaden im fünfstelligen Bereich an. Wir haben mit dem Besitzer des Gebäudekomplexes über die Idee der Flüchtlingsunterkunft und die weitere Zukunft gesprochen.
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Unternehmer will Immobilie zur Verfügung stellen
„Wenn die Stadt Bad Berleburg auf mich zukommt, bin ich sofort bereit dort Flüchtlinge unterzubringen“, sagt der Arnsberger Unternehmer Carsten Schulte-Müller ohne zu zögern. „Wir haben 165 Räume, das Gebäude wird beheizt, es gibt Wasser und Strom...“ Der Ukrainekonflikt berührt Schulte-Müller: „Wer hätte gedacht, dass ein Krieg mitten in Europa passieren kann?“
Im Bad Berleburger Rathaus ist man nicht abgeneigt und hört den Vorschlag gern. Die Fachbereichsleiterin Bürgerdienste, Regina Linde, erklärt gegenüber der Redaktion: „Wir zeigen uns natürlich solidarisch mit den Menschen, die gerade in der Ukraine um ihr Leben fürchten müssen. Daher befinden wir uns bereits seit Beginn des Krieges in der Ukraine in Abstimmungsgesprächen mit der Bezirksregierung Arnsberg. Auf diese Weise wollen wir eine schnelle Hilfe im Sinne der Menschen gewährleisten, die aus der Ukraine zu uns kommen. Daneben prüfen wir Möglichkeiten der Unterbringung, wobei auch die Reaktivierung der ehemaligen Unterkunft eine Rolle spielen kann. Dies haben wir auch mit in die Gespräche mit der Bezirksregierung Arnsberg genommen.“
Fast sechs Jahre lang, von November 2013 bis zum August 2019, war die ehemalige Klinik als Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Asylbewerber und Flüchtlinge genutzt worden. Zwischen 300 und 500 Personen waren dort untergebracht.
Sachstand Seniorenresidenz
An den Plänen, aus der früheren früheren Klinik eine Seniorenresidenz mit kleinen Eigentumswohnungen im Grünen zu machen, ändert diese Zwischennutzung nichts. „Wir werden voraussichtlich Ende des Jahres mit den Arbeiten beginnen.“ Derzeit liefen Planungen mit Architekten und Gespräche mit dem Kreis als Baugenehmigungsbehörde, so Schulte-Müller.
Sachstand Vandalismus
Enttäuscht und verärgert ist der Immobilienbesitzer über den Vandalismus, den eine Gruppe von Jugendlichen im Gebäude angerichtet hat (wir berichteten). „Wir bemühen uns um Schadensbegrenzung und haben Gutachter für die Versicherung hinzugezogen“, sagt Schulte-Müller. Der Schaden war am vergangenen Donnerstag vom Hausverwalter festgestellt worden. Offenbar sind sechs Jugendliche über mehrere Tage hinweg in das Haus eingedrungen und haben Mobiliar zerschlagen und für Wasserschäden gesorgt.
Wie die Kreispolizeibehörde auf Nachfrage mitteilt, dauern die „umfangreichen Ermittlungen“ noch an. Einige Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 waren auf frischer Tat von der Polizei ertappt worden. Tatverdächtig ist außerdem ein 21-Jähriger. „Der wurde nicht unmittelbar vor Ort angetroffen“, so die Polizei. Offenbar wird er aber durch Aussagen belastet. Seit Freitag führt die Kriminalpolizei nun umfangreiche Befragungen der Jugendlichen durch. „Zum Motiv können wir derzeit noch keine Angaben machen“, heißt es.