Bad Berleburg. Die Bad Berleburger Pfarrerin verlässt die Kirchengemeinde im März. Im Gespräch mit der Redaktion erläutert sie die Gründe dieser Entscheidung.
Die Berleburger Gemeindepfarrerin Claudia Latzel-Binder tritt nach derzeitigen Planungen Anfang März eine neue Stelle an. „Das hat für mich zwei Seiten: Ich würde nie in eine andere Kirchengemeinde wechseln. Aber es ist für mich eine schöne neue Perspektive“, sagt Latzel-Binder im Gespräch mit der Redaktion.
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Fast genau 20 Jahre war sie dann Gemeindepfarrerin in Bad Berleburg. Auch deshalb reizt sie eine neue Herausforderung. Ganz wichtig ist der 52-jährigen auch klarzustellen, dass diese persönliche Entscheidung nichts mit ihrer Gemeinde oder gar der anstehenden Fusion des Kirchenkreises Wittgenstein mit dem Kirchenkreis Siegen zu tun habe. „Ich habe hier das tollste Presbyterium der Welt“, sagt Latzel-Binder. Und was den Strukturwandel anbelangt sagt sie: „Seit ich Pfarrerin bin, erlebe ich den Wandel. Ich kann gut mit Veränderungen leben“.
Neu zugeschnittenes Kirchenamt
Mit dem Wandel wird Latzel-Binder auch in ihrem neuen Aufgabenfeld viel zu tun haben. Aber sie schätzt Herausforderungen und Perspektiven: Diese Perspektive sei bei einem neu zu schaffenden Institut angegliedert, das in der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) gerade aus einem Zusammenführen des Amtes für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) mit dem Institut für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste entstehe, so Claudia Latzel-Binder.
Neu zugeschnittenes Kirchenamt
In gewisser Weise wird die 52-Jährige damit auch Nachfolgerin von Martin Ahlhaus, der vor einem Jahr als für Wittgenstein zuständiger MÖWe-Regionalpfarrer in den Ruhestand gegangen ist. Doch während Martin Ahlhaus lediglich für die Kirchenkreise Wittgenstein, Siegen, Lüdenscheid-Plettenberg und Iserlohn zuständig war, kommt für Claudia Latzel-Binder noch Soest-Arnsberg hinzu.
Damit begleitet sie künftig südwestfalen-weit die internationale ökumenische Arbeit in den Kirchenkreisen. Darüber hinaus kümmere sie sich künftig auf Ebene der Westfälischen Landeskirche noch um drei Schwerpunkt-Themen: Neben den Asien-Partnerschaften der EKvW gehe es da als Zweites um die Beschäftigung mit der kontextualen Theologie, also damit, dass die Lehre von Gott überall auf dem Erdball auf Menschen in ihren ganz eigenen, unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten trifft.
Verheißungsvolle Perspektive
Auch die Advocacy-Arbeit als drittes Thema hat eine eher sperrige Bezeichnung, kurz erläutert geht es um Lobby-Arbeit für besonders verletzliche Gruppen. Als Beispiele nannte Claudia Latzel-Binder das Kirchenasyl, aber im Angesicht der ganz aktuellen Corona-Pandemie auch die weltweite Impfgerechtigkeit. Für die Berleburgerin ist dabei das künftige gemeinsame Arbeiten in interprofessionellen Teams ebenfalls eine verheißungsvolle Perspektive.
Seit jeher ist die weltweite Ökumene ihr ein wichtiges Anliegen. „Die ist mir in die Wiege gelegt worden“, sagt sie mit Blick auf ein mehrkonfessionelles Elternhaus. Fortgesetzt habe sich das im Studium und bei ihrem Studienaufenthalt in Israel, berichtet Latzel-Binder im Gespräch mit der Heimatzeitung. Weiter geführt hat sie es sowohl in der Gemeinde als auch auf Kirchenkreis-Ebene. Jahrelang war sie Vorsitzende des Wittgensteiner Partnerschafts-Ausschusses, wo Kontakte zu den Glaubens-Geschwistern im Partnerkirchenkreis Ngerengere im ostafrikanischen Tansania gepflegt werden. Weiterbildungen führten Claudia Latzel-Binder in ganz verschiedene Winkel der Welt, derzeit ist sie die Vorsitzende im MÖWe-Ausschuss des heimischen Kirchenkreises.
Bad Berleburg bleibt Wohnsitz
Das wird sich ändern mit dem Stellenwechsel, denn auch wenn sie in Bad Berleburg wohnen bleibt, hat sie künftig in Wittgensteiner Zusammenhängen nur noch Gaststatus, auch im MÖWe-Ausschuss, wie früher Martin Ahlhaus. Ausdrücklich lobt die Berleburgerin dessen hilfreiches Wirken im Amt. Wichtig ist Claudia Latzel-Binder bei ihrer Entscheidung für den neuen Dienst, dass es keine gegen Bad Berleburg gewesen sei: Sie hätte sie nie für eine Pfarrstelle in einer anderen Kirchengemeinde beworben. Es gehe ihr um die neue Aufgabe, sie werde jetzt auf andere Weise Kirche bauen.
Nachfolgeregelung
Das Dienst-Ende der Gemeindepfarrerin Claudia Latzel-Binder fällt in eine schwierige Zeit, da in dem Kirchenkreis-Solidarraum, den die Berleburger mit den Kirchengemeinden Arfeld, Girkhausen, Lukas, Raumland und Wingeshausen bilden, bereits seit anderthalb Jahren eine Pfarrstelle unbesetzt ist. Wie schon zuvor in Feudingen, Erndtebrück und Bad Laasphe hat auch die Berleburger Kirchengemeinde nach dem Weggang der Amtsinhaberin aufgrund landeskirchlicher Vorgaben nur noch eine halbe Pfarrstelle zu vergeben. Superintendentin Simone Conrad ist deshalb Anfang Februar im Berleburger Presbyterium zu Gast, wo man über die möglichen Perspektiven für eine Stellenbesetzung sprechen wird.