Bad Berleburg/Wittgenstein. Das Coronavirus verändert auch die Seelsorge. Menschen, die Zuspruch brauchen und sich nach einer Umarmung sehnen, trifft die Pandemie hart.
Kirchen sind geschlossen oder Gottesdienste fallen aus. Trauerfeiern finden im engsten Familienkreis statt. Das Coronavirus verändert auch die Seelsorge in Wittgenstein. Menschen, die Zuspruch brauchen und sich nach einer Umarmung sehnen, trifft die Pandemie besonders hart. Aber es ist auch die Zeit, in der Alternativen zum Althergebrachten entstehen.
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„Wir wirbeln gerade ganz schön rum“, sagt Claudia Latzel-Binder. Es gibt viel zu tun und zu organisieren: „Ich habe gerade schon das Telefon leer telefoniert“, berichtet die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Bad Berleburg. „Wir haben mehr als 40 Gruppen und Kreise. Die müssen organisiert werden. Wir müssen jetzt unsere Netzwerke nutzen“, sagt sie. Die Treffen und Veranstaltungen, die nun nicht mehr stattfinden, stellen viele Mitglieder der Gemeinde vor eine Herausforderung. Um Kontakt unter einander halten zu können, sind die ehrenamtlichen Helfer und Gruppenleiter nun wichtiger denn je. „Wir müssen jetzt alle mit ins Boot holen“. Latzel-Binder wünscht sich, dass alle Kontakt zu ihren Gruppenmitgliedern aufnehmen und halten. So kann der Gesprächsfaden nicht abreißen. Das, was bislang im persönlichen Austausch stattfand, wird nun über Telefon geschehen.
Neues Gottesdienstformat
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Auch eine Idee für die Gottesdienste existiert bereits. „Wir bedienen uns da bei unserer ehemaligen Vikarin Janine Kimminus“, berichte Claudia Latzel Binder über eine einfache Idee: Alle können sich am Sonntag zur gleichen Zeit mit einer Kerze zuhause hinsetzen und der gleichen Liturgie aus im Vorfeld verabredeten Liedern und Gebeten folgen – jeder für sich und doch alle gemeinsam. Eine mögliche Zeit könnte 9.30 Uhr sein. Dann hätten alle auch noch Zeit im Anschluss die Fernseh- und Radiogottesdienste zu nutzen, zu denen die Berleburger keine Konkurrenz aufbauen wollen.
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Aber Latzel-Binder macht auch klar, dass Seelsorge nicht ausschließlich über Telefon funktioniert. Trauergespräche beispielsweise werden nach wie vor persönlich geführt. Angst vor einer Erkrankung hat die Pfarrerin wegen der Hausbesuche nicht. „Es geht dabei nicht um uns persönlich, sondern mehr darum, die Ansteckungsgefahr für andere zu verringern.“
Das Positive sehen
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Aber so wie sich am Beispiel der Bestattungskultur ebenfalls vieles verändert, verändere sich auch die Arbeit in der Seelsorge. So gesehen habe die Coronakrise auch positive Effekte.
Einerseits rücken die Menschen in der Krise enger zusammen und andererseits werden kreative Lösungen gesucht. Das begrüßt Latzel-Binder ausdrücklich.