Wittgenstein. In Siegen und Bad Berleburg wurde gleichzeitig abgestimmt. Die Spannung war groß, das zeigt die Diskussion um geheime Abstimmung in Berleburg.
Noch gibt es Hürden auf dem Weg zur Fusion. Aber seit Mittwoch ist klar: Es gibt eine Mehrheit der Synodalen für einen Zusammenschluss der evangelischen Kirchenkreise Wittgenstein und Siegen der für das Jahr 2023 vorgesehen ist.
Zeitgleich wurden in Bad Berleburg und im Siegerland „Tendenzbeschlüsse“ für diese Vereinigung gefasst. Die beiden Synoden segneten damit die bisher geleistete Arbeit der fünf Arbeitsgruppen ab. Das letzte Wort haben aber die einzelnen Kirchengemeinden, bzw. die Presbyterien. Die werden in einem nächsten Schritt durch die evangelische Landeskirche von Westfalen angehört und haben ein Vetorecht.
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Klares Votum aus Siegen
In Siegen stimmten in einer Zoom-Synode von den 130 Synodalen nur zwei dagegen. Neun enthielten sich. In Wittgenstein war das Bild differenzierter. In einer Präsenzsynode, bei der aber sechs Vertreter der Hochsauerlandgemeinden per Video zugeschaltet waren, kam es nach einer kurzen Diskussion auf Antrag von Pfarrerin Christine Liedtke zu einer geheimen Abstimmung. Das Ergebnis in Wittgenstein lautet: 31 Stimmen für den Tendenzbeschluss, acht Gegenstimmen und fünf Enthaltungen.
Zuvor hatte die Superintendentin Simone Conrad engagiert für eine Vereinigung geworben. Conrad skizzierte noch einmal den Weg und die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie. Es sei klar geworden: „Wir brauchen mehr Zeit, mehr Begegnung und Gespräche, mehr Konkretion, verlässliche Absprachen und eine Vision.“ Aus diesen Ergebnissen heraus habe man bereits 2020 die mögliche Fusion auf den 1. Januar 2023 verschoben und trotz der Corona-Pandemie Möglichkeiten für mehr Begegnung und Gespräche geschaffen. In den fünf Arbeitsgruppen habe man sich auf Rahmenbedingungen verständigt.
Diskussionen über geheime Abstimmung
Die Bad Berleburger Pfarrerin Christine Liedtke beantragte dann aber eine geheime Abstimmung und erhielt für ihre Forderung zunächst Widerspruch der Superintendentin. Simone Conrad hatte sich ein deutliches öffentliches Zeichen gewünscht. Die Bad Berleburger Pfarrerin Claudia Latzel-Binder unterstützte Liedtke: Der Tendenzbeschluss solle in aller Freiheit gefällt werden. Die Erndtebrückerin Kerstin Grünert vermisste die Diskussionsfreude und Emotionalität. „Das ist eine gespenstische Stille“, so Grünert. Die Erndtebrückerin wollte lieber eine lebendige Diskussion mit einem deutlichen Votum für einen „wichtigen Schritt in die Zukunft“, als eine schweigende Zustimmung.
Johannes Drechsler: Nicht viele Worte machen
Silke Grübener, die Geschäftsführerin des Abenteuerdorfes Wittgenstein, kann Grünerts Sorgen verstehen. Möglicherweise schwebe das „Gespenst einer Entscheidung der Landessynode“ über der Abstimmung. Grübener selbst schätzt den kleinen Kirchenkreis mit seinen übersichtlichen Strukturen und Beziehungen. In den neuen, großen Kirchenkreis müsse man dies als Pfund mit einbringen. Der Feudinger Synodale Johannes Drechsler formulierte in seine Einschätzung der Stimmung als zugezogener Badener: „Wenn in Wittgenstein alles geregelt ist, macht man nicht viel Worte und geht voran.“