Eine besondere Vertrauens-Herausforderung war der Besuch in Siegen, wo man fast in eine Kundgebung von Rechtsextremen geraten wäre.
Bad Berleburg. Inzwischen sind sie alle an ihren Ausgangsorten in ihren jeweiligen Lebensalltagen zurück: Amina, Eva, Peter und Simon in Tansania, Josh, Rick und Stefanie in den USA, Fenja in Fischelbach, Hannes in Sassenhausen, Jaime in Erndtebrück, Max in Bad Berleburg und Oliver in Oberndorf. Zwölf Tage lang waren sie rund um den Kirchentag als Trialog-Gruppe unterwegs, um als Protestanten von drei verschiedenen Kontinenten miteinander das Kirchentags-Leitmotiv „Was für ein Vertrauen“ durchzubuchstabieren und zu bedenken.
Der Erndtebrücker Pfarrer Jaime Jung, ursprünglich aus Brasilien stammend, war es, der trotz Visums-Probleme und teils sehr kurzfristiger Planungen ein breites und buntes Programm organisierte. An seiner Seite: Max Born von der Berleburger Jugendarbeit, der Oberndorfer Pfarrer Oliver Lehnsdorf als Vorsitzender des Partnerschafts-Unterausschusses „Ngerengere“, Franzi Heß vom Kirchenkreis-Kompetenzzentrum für Kinder-, Jugend- und Familienarbeit und die Berleburger Pfarrerin Claudia Latzel-Binder, die aufgrund ihrer breiten internationalen Ökumene-Erfahrung immer wieder Ratschläge hatte.
Einladungen zum Vertrauensbeweis
„Was für ein Vertrauen“ stand über dem Trialog – und nicht nur beim Kirchentag kam dieses Leitmotiv oft zum Tragen. Gleich am ersten Tag war man gemeinsam auf der 40 Meter langen Hängebrücke bei Kühhude unterwegs, auch der Besuch im Winterberger Kletterpark oder eine Andacht, die zum Laufen über Glasscherben ermutigte, waren solche Einladungen zum Vertrauensbeweis, auf den sich viele einließen. Die sprachlichen Hürden waren manchmal höher als erwartet, aber das fröhliche Miteinander bei Kennenlern-Spielen und in erlebnispädagogischen Einheiten funktionierte immer.
Neben der Gemeinschaftsunterkunft in einer Dortmunder Schule beim Kirchentag waren das Wittgensteiner Abenteuerdorf und das Christushaus im Herrengarten die Unterkünfte für den Trialog-Austausch. Im Berleburger Gemeindehaus gab es dann auch mal ein amerikanisches Frühstück, ein tansanisches Mittagessen und einen bunten Abend, bei dem nicht nur die Feudinger CVJM-Tonspuren sangen und der Berleburger Christian Schneider Gitarre spielte, auch die Trialog-Teilnehmer gestalteten mit Musik und Informationen aus ihrer Heimat den Abend mit, der bei einem gemütlichen Grillen vorm Christushaus endete.
Vom Kölner Dom bis Escape-Room
Außerdem gehörten zum Programm: ein Tag in Köln inklusive Rhein-Schifffahrt sowie Aufenthalt im Dom und in einem Escape Room, eine Wanderung durch die Wisent-Wildnis mit einem gutem Blick auf die Kolosse, ein 08/14-Gottesdienst in Bad Berleburg, eine Stippvisite am Waldskulpturen-Kunstwerk „Stein-Zeit-Mensch“, eine Berleburger Schlossführung, ein Besuch in der Oberndorfer Kirche bei einem Andi-Weiss-Konzert und ein spannender Aufenthalt in der Lukas-Kirchengemeinde, wo die Wege in die Elsoffer Kirche, an die Orgel, auf den jüdischen Friedhof, in die Schule und abschließend in einen örtlichen Kuhstall führten. Orte, an denen sich Pfarrer Joachim Cierpka überall gleichermaßen gut auszukennen schien. Beim Elsoffer Gemeindehaus baute die Trialog-Gruppe schließlich unter tatkräftiger Mitwirkung von Anke Althaus-Aderhold aus dem Lukas-Leitungsgremium eine Leonardo-Brücke auf, über die die jungen Leute voller Vertrauen gingen.
Grenzen spüren
Eine besondere Vertrauens-Herausforderung war der Besuch in Siegen, wo man nach dem Abendessen im Dunkel-Restaurant auf der Nachtwächter-Tour fast in eine Kundgebung der rechtsextremistischen Kleinstpartei „Der dritte Weg“ geraten wäre. Allein die Zusammensetzung der Gruppe veranlasste diese zur Umkehr – auch das eine Realität im Deutschland von 2019, wo das Vertrauen auch mal an seine Grenzen kommt.
Die Erfahrungen aus den zwölf Tagen haben die Botschafter mit nach Hause genommen: in die USA, nach Tansania und auch in ihre Wittgensteiner Heimatorte. Die kann ihnen niemand mehr nehmen. Die haben sie selbst und vielleicht auch ihr Vertrauen wachsen lassen.