Bad Berleburg. Erste Resultate der Corona-Studie von Dr. Holger Finkernagel zeigen: Genesene und Senioren, aber auch einige Geimpfte sollten sich prüfen lassen.

Vor allem Genesene nach einer Corona-Infektion, aber gerade auch Seniorinnen und Senioren und Geimpfte, die mit Vektorimpfstoffen wie Johnson & Johnson immunisiert wurden, sollten sich den eigenen Antikörper-Spiegel testen lassen. Bei diesen Personengruppen „halte ich das für wirklich lebensnotwendig“, sagt der Bad Berleburger Allgemeinmediziner Dr. Holger Finkernagel – und stützt sich dabei auf erste Ergebnisse seiner derzeit laufenden wissenschaftlichen Studie zur „Immun-Antwort in der Elsoff-Achse“.

UPDATE:Dr. Oliver Haas aus Erndtebrück widerspricht seinem Kollegen Finkernagel vehement.

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Ziel von Finkernagels Studie ist es, etwa 1000 Bewohner vor allem des Elsoff-Tals im Bad Berleburger Stadtgebiet daraufhin zu untersuchen, wie die verschiedenen Anti-Corona-Seren nach dem Impfen tatsächlich wirken, insbesondere mit Blick auf die Bildung neutralisierender Antikörper gegen das Virus.

Impfgegner-Argument zieht nicht

Dr. Holger Finkernagel: „Zehn Prozent unserer Patienten haben überhaupt keine An­tikörper.“
Dr. Holger Finkernagel: „Zehn Prozent unserer Patienten haben überhaupt keine An­tikörper.“ © Eberhard Demtröder

Und dabei zeige sich bislang, so der Bad Berleburger Mediziner, dass beispielsweise Genesene, aber auch bereits geimpfte ältere Menschen eine sehr hohe Zahl dieser Antikörper in sich trügen. Und das könne dann in Verbindung mit einer anstehenden Impfung etwa zu einem Zytokin-Sturm führen, also einer Immun-Reaktion mit tödlichen Folgen. Deshalb bestehe er auch bei Impf-Aktionen in Seniorenheimen immer auf einen Antikörper-Test vor der Immunisierung, so Finkernagel.

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Zu niedrig sei der Antikörper-Spiegel dagegen oft nach Impfungen mit Vektor-Vakzinen, stellen der Mediziner und seine Ärzte-Kollegen im Team der Studie fest. Mehr noch: „Zehn Prozent unserer Patienten haben überhaupt keine An­tikörper“, berichtet Finkernagel im Gespräch mit unserer Redaktion.

Omikron-Variante: Studie soll ausgeweitet werden

Unterdessen zeige eine aktuelle Studie aus Hongkong, so Finkernagel, dass sogenannte Totimpfstoffe, die auf abgetöteten Corona-Viren basierten, keine neutralisierenden Antikörper bildeten – auch nicht gegen die neue Omikron-Variante. Es sei also kein stichhaltiges Argument von Impfgegnern, sich jetzt nicht mit den üblichen Vakzinen impfen lassen zu wollen, sondern auf diese Impfstoffe zu warten.

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Team aus Ärzten und Apothekern

An der Studie zur „Immun-Antwort in der Elsoff-Achse“ beteiligen sich neben dem Bad Berleburger Allgemeinmediziner Dr. Holger Finkernagel als Initiator auch dessen Berleburger Allgemeinmediziner-Kollegen Dr. Annan Gießmann, Dr. Helga Roessiger und Dr. Hans-Peter Becker.

Ferner dabei: die Apotheker Dirk Eigner und Diethild Drescher-Eigner sowie Augenärztin Dr. Christine Roberts.

Angesichts der Omikron-Variante des Corona-Virus, die sich derzeit auch in Deutschland verbreitet, möchte Finkernagel seine Studie in den nächsten Monaten erweitern – auf bis zu 2000 Patienten. Und das sei auch finanziell zu bewältigen, ist der Bad Berleburger Mediziner zuversichtlich. Bislang entstünden Kosten im Grunde nur für die eigentliche Antikörper-Untersuchung im Labor – nämlich 25 Euro pro eingereichtem Blutserum der Patienten. Und bislang seien alle Probanden der Studie bereit gewesen, diese Summe aus eigener Tasche beizutragen.

Kosten als IGeL-Leistung: 300 Euro

Außerdem arbeiteten die heimischen Ärzte und Apotheker, die sich an der Studie beteiligten, honorarfrei. Zum Vergleich: Als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) würde eine Antikörper-Untersuchung 300 Eu­ro kosten, sagt Finkernagel – und das erstattet die Krankenkasse ausdrücklich nicht.

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Eine Untersuchung der Antikörper als Entscheidungshilfe werde „immer wichtiger“, resümiert der Bad Berleburger Allgemeinmediziner – und ist überzeugt: Nur so entstehe „ein hoher Grad an Sicherheit, wenn zum Beispiel jemand geboostert werden muss“. Erste greifbare Ergebnisse seiner Studie wolle er auch bei der „Bad Berleburger Gesundheitswoche“ im April präsentieren, so Finkernagel – auf Einladung der Stadt.