Bad Berleburg. 25 Jahre Friseur am Schloss in Bad Berleburg: Judith Birkelbach und Merita Quazimi über die Anfänge, Trends und die Zukunft des Salons.

„Wir Friseure sind Zuhörer, Berater, Freunde und Stylisten in einem“, sagt Judith Birkelbach und lacht. Seit über 30 Jahren arbeitet die gebürtige Erndtebrückerin in dem für sie „schönsten Beruf, den es gibt“. In diesem Jahr feiert die Friseurmeisterin und ihr Team – Merita Qazimi, Anja Schmidt und Kristin Althaus – von Friseur am Schloss einen besonderen Geburtstag. 25 Jahre gibt es den Salon in der Bad Berleburger Oberstadt. 25 Jahre, in denen sie einige Höhepunkte erlebt hat – mit ihrem Team, ihren Kunden und auf ihren Reisen. Momente, über die sie und Merita Qazimi im Interview mit der Lokalzeitung sprechen.

Frau Birkelbach, der 3. Dezember dieses Jahres war ein besonderes Datum für Sie und Ihr Team: 25 Jahre Friseur am Schloss in Bad Berleburg – wie fühlen Sie sich damit?

Judith Birkelbach: Das macht mich schon sehr stolz und ich möchte dafür Danke sagen – bei meiner Familie, ganz besonders bei meiner Tochter, aber auch bei Iris Tritt, die mich im Jahr 1984 zur Ausbildung für den schönsten Beruf der Welt inspiriert hat und bei Renate Köck, die mich auf dem Weg in die Selbstständigkeit und auch darüber hinaus unterstützt und begleitet hat. Aber auch bei meinen Mitarbeiterinnen, die mir immer zur Seite standen und natürlich bei meinen Kunden.

Wie waren Ihre Anfänge als Friseurin? War dies Ihr Traumberuf?

Judith Birkelbach: Eigentlich bin ich durch meine Mutter zu dem Beruf gekommen. Sie war immer schon top gestylt und hat in Erndtebrück auch anderen Frauen aus dem engsten Familien- und Freundeskreis die Haare frisiert – mit Leidenschaft. Doch mein Vater wollte damals, dass ich als Eisenbahnerin Karriere mache. Aber das war nichts für mich. Stattdessen absolvierte ich meine Lehrausbildung bei Iris Tritt in Erndtebrück. Dort hatte ich schon vorher als Shampooniererin ausgeholfen. Ich war so glücklich, dort die Lehre machen zu dürfen. Iris war gerade aus München zurück in die Edergemeinde gekommen und hatte dort den Salon ihrer Eltern übernommen. Ein großer Bonus, eine so junge Chefin zu haben. Dort habe ich sehr viel gelernt und war in Sachen Techniken und Stylings auf dem neuesten Stand.

Wann war für Sie klar, dass Sie einen eigenen Salon führen möchten?

Judith Birkelbach: Eigentlich schon zu Beginn der Ausbildung. Darauf habe ich hingearbeitet und viele Weiterbildungen besucht.

Was war in den 25 Jahren Ihr persönliches Highlight?

Judith Birkelbach: Da gab es viele. Aber der schönste Moment war für mich die Geburt und Erziehung meiner Tochter – und dass ich es dennoch geschafft habe, als Geschäftsfrau zu dieser Zeit Erfolg zu haben. Damals besaß ich den Salon Friseur am Schloss erst zwei Jahre. Gemeinhin gelten die ersten fünf Jahre als jene, in denen man viel investieren muss: Zeit, Engagement und auch Geld. Weitere Highlights in den vergangenen Jahren waren auch die vielen beruflichen Reisen in Sachen Weiterbildung, die mir immer wieder Motivation und Inspiration zu Neuem gegeben haben. Seit 2005 sind wir Mitglied der Meister-Friseur-Vereinigung Intercoiffure.

Was ist das Besondere an dieser Vereinigung?

Judith Birkelbach: Der Vereinigung kann man nicht einfach per Aufnahmeantrag eintreten, man wird auserwählt. Nach einem intensiven Gespräch wird man zu drei Aktivitäten seiner Regionalgruppe eingeladen. Verläuft dies gut, erhält man für ein Jahr einen Gaststatus. In dieser Zeit wird die persönliche, fachliche und geschäftliche Seite des Gastes geprüft. Hauptpunkt und Abschluss dieser Prüfung ist der „Intercoiffure Qualitätscheck”. Ähnlich wie bei den bekannten Gourmetführern kommen unabhängige und anonyme Tester in die Salons und überprüfen den Betrieb – Außenoptik, Empfang, Service, Hygiene, Atmosphäre, Preis-Leistungs-Verhältnis und viele andere Kriterien werden bewertet. Was besonders ist: Gemeinsam mit den anderen Friseuren der Vereinigung betreiben wir auch Entwicklungshilfe. Wir haben Schulen weltweit. Wir waren beispielsweise neun Tage in Brasilien und haben uns die Ausbildungsstätten vor Ort angesehen, die wir mit unseren Spenden unterstützen. Damit holen wir junge Menschen von den Straßen, bilden sie zu Friseuren aus und übernehmen sie nachher in unsere Salons.

Wenn Sie zurück blicken – was hat sich in den 25 Jahren verändert?

Judith Birkelbach: Unsere Branche ist stets in Bewegung. Trends ändern sich ständig. Während früher Dauerwellen und blonde Strähnen „in“ waren, liegen heute die Farben viel stärker im Fokus. Wobei die Dauerwelle in den vergangenen vier bis fünf Jahren eine Renaissance erfuhr – gerade bei Männern. Natürlich nicht die Dauerwelle von früher, sondern eine softere Variante – Undercut und oben gewellt.

Wie schaut es mit den aktuellen Trend aus? Ist Balayage immer noch so gefragt?

Merita Quazimi: Ich war erst kürzlich in der Schweiz auf Fortbildung. Dort ging es viel um die Balayage-Technik, die auch heute noch sehr gefragt ist, sowohl bei jüngeren als auch bei reiferen Kunden.

Judith Birkelbach: Meiner Meinung nach die schönste Strähnen-Technik, die entwickelt wurde und auf die wir uns spezialisiert haben.

2020 war ein besonderes Jahr und auch dieses Jahr war nicht einfach – wie blicken Sie auf die Corona-Pandemie zurück?

Judith Birkelbach: Das war für mich die schlimmste Erfahrung, die ich in meinem Beruf bislang machen musste. Dass ich meinen Salon mehrere Wochen schließen musste, obwohl ich nichts dafürkonnte, war schon sehr schwer für mich. Ohne meine Mitarbeiter, die mir auch in dieser Zeit zur Seite gestanden haben, hätte ich das nicht geschafft. Und dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Wir sind ein tolles Team.

25 Jahre Friseur am Schloss – wie blicken Sie in die Zukunft?

Judith Birkelbach: Es wird im Januar 2022 einen Tapetenwechsel hier im Salon geben. Im Volksmund sagt man: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Und dem möchte ich nun folgen, indem ich meiner langjährigen Mitarbeiterin Merita Qazimi die Führung von Friseur am Schloss ab Januar übergeben werde. 2002 begann sie bei mir ihre Ausbildung. Nach ihrer dreijährigen Lehre blieb sie als Gesellin, bis sie in der Zeit von 2015 bis 2017 ihren Meistertitel erwarb.

Wie haben Sie diese Zeit erlebt, Frau Qazimir?

Merita Qazimi: Das war eine anstrengende Zeit. Meine Kinder waren noch sehr jung, aber ich bin froh, diesen Schritt gemacht zu haben.

Sind Sie schon aufgeregt, wenn es in wenigen Wochen dann für Sie als Geschäftsinhaberin losgeht?

Merita Qazimi: Also Angst habe ich nicht, aber natürlich bin ich aufgeregt. Ich habe noch nie zuvor einen Salon geführt. Aber ich freue mich auf die neue Herausforderung. Die ersten Januartage werden wir für Renovierungsarbeiten hier im Salon nutzen. Am 10. Januar feiern wir dann die Wiedereröffnung von Friseur am Schloss.

Wann haben Sie das erste Mal über die Übernahme gesprochen?

Judith Birkelbach: Das ist schon etwas her. Als Merita ihren Meister machte, war für mich klar, dass sie, wenn sie möchte, einmal meine Nachfolgerin wird. Denn sie leistet beste Arbeit. Wie ihre Kolleginnen übrigens auch, die sie selbstverständlich übernimmt. Es macht mich stolz und glücklich, dass auch ich weiterhin Teil von Friseur am Schloss sein werde.

Das heißt, dass Sie auch weiterhin hier im Salon für Ihre Kunden da sein werden?

Judith Birkelbach: Genau, ich ziehe mich nicht zurück, sondern erfinde mich noch einmal neu.

Das heißt?

Judith Birkelbach: Es ergab sich für mich die Chance, mir meinen schon langgehegten Wunsch erfüllen zu können, das Friseurgeschäft in der Odebornklinik in Bad Berleburg zu übernehmen. Dieses möchte ich nun also wiedereröffnen – gemeinsam mit zwei neuen Mitarbeitern, die bereits Klinikerfahrung haben. Dort möchte ich den Klinikbesuchern etwas Gutes tun, was Hairstyling und Kosmetik betrifft. Ich werde also künftig zwischen dem Salon Friseur am Schloss und dem Geschäft in der Klinik pendeln.