Erndtebrück. Was passiert, wenn in Erndtebrück extremes Hochwasser auftritt? Wie wird die Bevölkerung geschützt? Im Ausschuss gab es Antworten au diese Fragen.

Die Bilder der Hochwasserkatastrophe im Sommer haben wohl alle noch sehr präsent im Gedächtnis. Die Katastrophe in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben mit ihrer Schlagkraft andere Kommunen dazu gebracht, auch im Angesicht eines augenscheinlich eher geringen Risikos die Hochwassergefahr vor Ort zu analysieren. So hat jetzt im Erndtebrücker Ausschuss für Feuer-, Katastrophen- und Bevölkerungsschutz Björn Fuhrmann, Fachbereichsleiter Bauen und Gemeindeentwicklung, die Gefahren- und Risikokarten des Umweltministeriums genau unter die Lupe genommen.

Klar ist: Erndtebrück ist kein eindeutiges Risikogebiet. Aber, wie es auch einige Politiker im Ausschuss mehrfach anmerkten: Genauso wenig hatte man auch im Ahrtal damit gerechnet, dass dort ein Hochwasser eine derartige Zerstörung anrichten könnte.

Für den Ernstfall sollte man in jedem Fall vorbereitet sein, machte Steffen Haschke (CDU) deutlich: „Es ist wie bei einer Versicherung: Besser man hat eine und baucht sie nicht, als anders herum“, betonte er mit Blick auf Fördermaßnahmen zum Schutz vor Hochwasserschäden. Die Risikokarten für Erndtebrück nehmen die Eder und die Benfe in den Fokus. Kleinere Bäche wie die Schameder wurden bei der Risikobetrachtung vom Ministerium nicht bedacht.

Drei verschiedene Szenarien

Drei Szenarien wurden dabei simuliert: HQ 10 (ein Hochwasser, das alle zehn Jahre auftreten kann), HQ 100 (ein Hochwasser das alle 100 Jahre auftreten kann) und ein Extremhochwasser.

Sowohl bei HQ 10 als auch bei HQ 100 seien laut Karte dabei kaum Flächen betroffen, die am Boden bebaut sind und auch im Kernort nicht mehr als 180 Bürger betreffen würden – und dann auch nur in eher geringem Maße.

Die Industrie Erndtebrücks, die auch an der Eder liegt und deren Flächen teilweise von einem möglichen Hochwasser betroffen wäre, hat bereits Maßnahmen zum Schutz getroffen (wir berichteten) – so ist auch sichergestellt, dass mögliche Schad- und Gefahrenstoffe nicht ins Wasser gelangen. So hat die TG Kunststoffverarbeitung GmbH an der Industriestraße Vorrichtungen installiert, die die Hallen auf dem Betriebsgelände von der Uferzone abschotten können.

Kahle Flächen können Gefahr verstärken

„Positiv fanden wir in der Betrachtung der Karte, dass es aufgrund der Struktur im Benfetal vor dem Ortskern viel Fläche gibt, auf der sich das Wasser verteilen könnte“, bewertete Bürgermeister Henning Gronau die Analyse.

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Doch: Es viele Dinge, die das Fass zum Überlaufen bringen. So verwies Feuerwehr-Chef Karl-Friedrich Müller darauf, dass durch den Wegfall vieler Bäume kahle Flächen entstehen und so Äste und Ähnliches vom Wasser in Flussbetten gespült werden kann: „So entsteht schnell ein Damm, der auch schnell brechen kann. Und so entstehen dann Flutwellen, wie es im Sommer geschehen ist.“ Heiko Grebe (SPD) verwies auf durch Erde verengte Führungen unter einigen Brücken, die mit Baggern wieder freigelegt werden müssten. Wie man die Gemeinde weiterhin vor Schäden schützen kann, wollen die Politiker im nächsten Fachausschuss weiter vertiefen.

Kommt es doch zum Katastrophenfall, ist die Feuerwehr am Zug, erklärte Karl-Friedrich Müller. Dann werde schnell ein Stab gegründet, der analysiert, wer unmittelbar betroffen ist und wer evakuiert werden muss. Die Evakuierung der schwächeren, vor allem älteren Menschen, sei oberstes Ziel.