Schwarzenau/Mayschoß. Sie haben nicht nur mit angepackt, sondern die Betroffenen mit Mittelaltermusik von ihrem Unglück abgelenkt: Galensång waren im Ahrtal vor Ort.

Haufen voller Bauschutt liegt vor den Häusern und dem, was einst Wohnhäuser waren. Der Schlamm ist weitestgehend entfernt, nun geht es an die Entkernung der Gebäude in Mayschoß im Ahrtal. Dort, wo vor Kurzem einige Jungs der Band Galensång vor Ort waren.

„Es war total surreal – auf der einen Seite die Weinberge und dann unten im Ort sieht es aus, wie nach einem Krieg“, sagt Passi. Gemeinsam sind sie ins Ahrtal gefahren, um den Menschen vor Ort zu helfen. Doch nicht nur das: Sie hatten auch eine Überraschung für die Anwohner und Helfer parat. „Wir wollten den Menschen dort eine Freude machen, ihnen Kraft geben und sie auf andere Gedanken bringen“, erzählt uns Paul.

Das Konzert

Vor Ort angekommen, teilten sie sich auf, nachdem sie die Adressen bekamen, wo genau gerade Hilfe benötigt wird. „Dort gibt es eine Art Info-Point, wo man alle nötigen Informationen bekommt“, berichtet Paul. Nachdem sie den ganzen Tag dort gearbeitet hatten, traf sich die Band bei der Kirche. Dort ging es dann um 20.30 Uhr mit dem Konzert los: Sie schnappten sich ihre Instrumente und spielten einige Lieder – bis kurz nach 22 Uhr.

Paul ist bereits zum zweiten Mal in Mayschoß – dieses Mal hat er auch seinen Dudelsack  dabei.
Paul ist bereits zum zweiten Mal in Mayschoß – dieses Mal hat er auch seinen Dudelsack dabei. © Privat | Privat

„Wir haben bewusst nicht bis tief in die Nacht gespielt. Die Menschen haben den ganzen Tag lang hart gearbeitet und werden es am nächsten Tag sicher wieder tun“, so Manu. Die Ansagen während des Konzertes übernahm an diesem Abend Passi. „Ich war schon etwas angespannt. Wir haben versucht, es so angemessen wie möglich zu machen“, so Passi. „Wir wollten sie zumindest ein paar Stunden auf andere Gedanken bringen.“

Und es dauerte nicht lange, bis die Menschen zu ihnen kamen, die Fenster öffneten oder aber auf den Balkonen der Musik lauschten. „Es war total ergreifend, als nach dem Konzert ein Mann zu uns kam und sagte: Da war ein Mann, der seine Häuser hier verloren hat. Und plötzlich hat er wieder gelacht und getanzt. Genau das wollten wir mit unserer Musik erreichen. Die Menschen dort denken noch oft genug an das Hochwasser. Sie haben noch einige Zeit damit zu kämpfen“, sagt Chrischan.

Die Idee

Entstanden war die Idee vom Konzert, nachdem Paul aus Mayschoß wiederkam. Vor einigen Wochen war er zum ersten Mal mit einem Helferteam vor Ort. „Er fragte, ob wir nicht auch mal als Band dorthin fahren möchten“, berichtet die Band. Und die Antwort war für alle klar: sie wollen. „Ich hab einen direkten Kontakt zum Krisenstab. Dort haben wir dann angefragt, ob das überhaupt okay ist.“ Und auch diese Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Sie riefen an und sagten es sei okay und sogar erwünscht“, sagt Passi.

Mit einem Laster – voll gepackt mit den Instrumenten und 94 Kisten Bier (2 Paletten) ging es also los in Richtung Ahrtal. „Das Bier haben wir gespendet, um den Menschen vor Ort ein komplettes Rundum-Paket zu bieten“, sagt Manu. Geschlafen haben sie in der Kita vor Ort. Am Sonntagmorgen ging es dann zurück nach Wittgenstein. Dass die Band noch einmal in das Hochwassergebiet fährt, steht bereits fest. Nun geht es nur noch um das genaue Datum.

Gemeinsam packen die Musiker im Hochwassergebiet mit an und helfen den Anwohnern bei der Entkernung ihrer Gebäude.
Gemeinsam packen die Musiker im Hochwassergebiet mit an und helfen den Anwohnern bei der Entkernung ihrer Gebäude. © Privat | Privat

„Wir haben Mayschoß in unser Herz geschlossen. Daher geht unsere Reise erneut in den Ort, um auch anderen Anwohnern dort zu helfen.“ Und auch auf ein Konzert dürften sich die Bewohner dann wieder freuen.

Wichtig ist den Musikern aber vor allem eins: „Die Hilfe darf nicht abreißen. Jeder kann dort helfen. Aber wichtig ist, dass man sich bei den offiziellen Stellen meldet, damit es koordiniert abläuft“, sagt Chrischan. „Arbeit gibt es dort genug und die Menschen sind dankbar für jede Hilfe.“