Beddelhausen. Vor zehn Jahren wurde aus der Idee Wirklichkeit: Seitdem gibt es die Braugemeinschaft Edertal. Ein Gespräch über Biersorten, Streichelzoo und Co.

„Ach tut das gut. Endlich wieder ein kühles Bier in der Sonne genießen“, sagt ein Radfahrer, der sich so eben auf einer der Holzbänke im Biergarten der Braugemeinschaft Edertal in Bedddelhausen setzt. Ein kühles Getränk – bei den heißen Temperaturen eine echte Wohltat. Die Gläser noch leicht beschlagen, die Schaumkrone bis an den Rand. Pils, Märzen, Maibock – für jeden Gast ist etwas dabei – auch alkoholfreie Getränke. Vor zehn Jahren ist aus einer Idee Wirklichkeit geworden. Seitdem wird in Beddelhausen Bier gebraut. Die Lokalredaktion hat Gesellschafter Mario Möldner und Karina Schulze – von allen liebevoll Mutti genannt – im Biergarten besucht.

10 Jahre Braukunst

Angefangen hat die Braugemeinschaft zu viert in der ehemaligen Ledermanufaktur. Seit 2015 sind sie am heutigen Standort. Die Idee eigenes Bier zu brauen, wurde wahrscheinlich aus einer Bierlaune heraus von Steffen Gerhard und Mario Möldner auf die Welt gebracht. Später dann lernten sie den Diplombraumeister Ingo Saßmannshausen kennen. Heute stemmen Sassmannshausen und Möldner zu zweit die Braugemeinschaft Edertal. Karina Schulze ist seit 2019 im Team und das mit vollem Herzen. „Es ist egal, wie stressig die Woche auch ist. Sobald ich hier im Biergarten bin, ist alles wieder gut.“ Verändert haben sich in den zehn Jahren vor allem die rechtlichen Grundlagen.

Biergarten und Pizzen

Seit vergangenem Jahr gibt es sogar einen Biergarten in Beddelhausen. „Jede Krise birgt auch irgendwo eine Chance“, sagt Mario Möldner, der hauptberuflich als Maschinenbauingenieur arbeitet. „Wir haben lange Zeit überlegt nach dem ersten Lockdown, ob wir aufmachen oder nicht. Aber wir wären ja blöd, wenn wir den Platz nicht nutzen.“ Und der Biergarten kommt bei den Besuchern sehr gut an. „Da steckt einfach sehr viel Potenzial drin.“ Die Öffnungszeiten sollen flexibel bleiben – „das ist immer unterschiedlich, wer gerade da ist.“ So kann ein Tag schon mal sehr lange dauern, denn die Gastgeber verbringen auch immer gerne Zeit mit ihren Gästen. „Das Familiäre, das Freundschaftliche daran gehört für uns einfach mit dazu. Hier wird eben nicht einfach nur das Getränk abgestellt und wieder gegangen – wir unterhalten uns auch mit unseren Gästen. Das wird sehr geschätzt“, so Schulze.

Ab Juli dann gibt es neben dem frischgezapften Bier auch hausgemachte Pizza und Flammkuchen. Die Zutaten kommen aus der Region. „Regionalität und Qualität sind uns extrem wichtig“, so Möldner. Daher wird es in den nächsten Tagen für ihn und seine Partnerin Karina die ein oder andere Pizza geben. „Wir testen in den nächsten Tagen unseren neuen Pizzaofen aus – unter anderem mit Stammgästen – um zu sehen, wie die Pizzen schmecken.“ Dabei wollen sie – wie auch das Brauen – das Kochen nicht aus der Hand geben und probieren so selbst die Rezepte aus.

Und noch etwas ist seid 2020 neu: Der Brauer-Streichelzoo mit zwei Ziegenböcken und Schafen. „Mein Sohn hat sich die so sehr gewünscht“, sagt Karina. „Der Zoo kommt besonders bei den kleinen Gästen gut an. Mama und Papa können ihr Bier genießen und die Kinder haben ihren Spaß.“

Tolle Menschen

Karina Schulze und Mario Möldner habe mittlerweile auch einen Streichelzoo, von dem besonders die kleinen Gäste begeistert sind.
Karina Schulze und Mario Möldner habe mittlerweile auch einen Streichelzoo, von dem besonders die kleinen Gäste begeistert sind. © Lisa Klaus

„Viele Gäste waren den Tränen nah“, erinnert sich Karina Schulze an die ersten Tage nach dem Lockdown. Überhaupt sind es die Menschen, die vielen verschiedenen Charaktere, die die Brauerei und den Biergarten zu etwas Besonderem machen – hat das Ganze doch schon so angefangen. „Es ging los mit einer Wandergruppe aus Battenberg, da hatten wir noch gar keine Bewirtung. Die hatten einen Rollstuhlfahrer dabei und wir waren so begeistert davon, wie sie sich um ihn gekümmert hatten, dass wir sie auf ein Bier eingeladen hatten“, so Möldner.

Dass es in Beddelhausen Bier gibt, sprach sich danach schnell herum. „Die Leute wollten mehr“, erinnert sich Möldner. Mit ihren Stammgästen sind Möldner und Schulze längst per du. „Die brauchen sich nur vorne auf den Platz stellen und laut ,Mutti’ rufen, dann stelle ich ihnen hinten im Biergarten schon ihr Bier auf den Tisch“, sagt Schulze lachend. Auch für Rad- und Motorradfahrer ist das Brauhaus immer ein Ziel – so unter anderem für eine Gruppe Motorradfahrer aus Aachen. Zuerst kamen sie nur zufällig am Brauhaus vorbei und stoppten dort für eine Bier-Pause. „Mittlerweile haben sie uns in ihre Deutschland-Tour fest mit aufgenommen“, so Möldner. „Die vielen Menschen, die wir auf diese Weise schon kennen gelernt haben, sind einfach eine Bereicherung. Sie geben einem unfassbar viel zurück“, ist Schulze dankbar.

Das Bier

Ein Aromahopfen altdeutscher Sorte und hervorragendes Malz – die Zutaten für die Biere sind handverlesen, es wird bewusst auf Qualität geachtet. „Die Qualität steht für uns über allem“, betont Möldner. „Wir kaufen die besten Zutaten, die wir bekommen können.“ Der Geschmack spricht für sich: Die fünf Biersorten, die die Braugemeinschaft im festen Sortiment hat, sind allesamt beliebt. So ist das Pils mit einem Alkoholgehalt von 4,7 Volumenprozent trotz des klassisch herben Pils-Geschmackes angenehm mild und süffig. Das Märzenbier hingegen, was laut Karina Schulze vor allem bei den Frauen sehr beliebt ist, zeichnet sich durch einen sanften, malzigen Geschmack aus, schlägt mit 5,6 Volumenprozent Alkohol zu Buche und erinnert ein bisschen an Mittelaltermarkt. Ebenfalls im Sortiment: Maibock, Weizen und Weizenbock. In Flaschen soll das Bier übrigens nicht verkauft werden.