Elsoff. Doch diese Erfolgsbilanz ist kein Selbstläufer. Es braucht professionelle Ausrüstung und viele Unterstützer. Das berichten die Kitzretter.

„Wir stehen oft um 4 Uhr auf. Das ist die beste Zeit“, sagt Nina Mareen Grenz. Stunden um Stunden haben Landwirtin und die anderen ehrenamtliche Kitzretter aus Elsoff in diesem Frühjahr auf Wiesen rund um das Dorf verbracht, um junge Rehe vor dem Tod im Mähwerk zu bewahren. „45 haben wir rund um Elsoff schon gerettet“, freut sich Nina Mareen Grenz. Die Ortsvorsteherin hat zusammen mit Jägern und Landwirten die Kitzretter gegründet.

Kein Selbstläufer

Doch diese Erfolgsbilanz ist kein Selbstläufer. Es braucht professionelle Ausrüstung und viele Unterstützer. Ohne eine Drohne mit Wärmebildkamera würde die Suche nach den hellbraunen kleinen Rehen im dichten und hohen Gras nicht funktionieren. „Die Kitze können einen Meter neben dir liegen und du siehst sie nicht“, beschreibt Niclas Braun die Schwierigkeit. Braun fliegt die programmierbare Drohne und trägt damit viel Verantwortung. „6500 Euro kostet die“, berichtet er. Allerdings muss er das Gerät nicht dauerhaft steuern. „Auf dem Display kann man eine Karte sehen und dann den Bereich festlegen, denn sie abfliegen soll.“ Nach dem Start schaut Braun auf das Display. Winzige kleine schwarze Punkte stechen heraus. Das ist die Wärmesignatur eines Kitzes.

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Wärmesignatur des Tieres hilft

Die Kitzretter aus Elsoff verfolgen gebannt, ob die Wärmebildkamera der Drohne ein junges Reh aufspürt. So können sie das Kitz vor dem Tod im Mähwerk retten. Auf dem Bild von links Nina Mareen Grenz, Carsten Grauel, Max Weber, Niclas Braun und Jonas Winnebald.
Die Kitzretter aus Elsoff verfolgen gebannt, ob die Wärmebildkamera der Drohne ein junges Reh aufspürt. So können sie das Kitz vor dem Tod im Mähwerk retten. Auf dem Bild von links Nina Mareen Grenz, Carsten Grauel, Max Weber, Niclas Braun und Jonas Winnebald. © WP | Lars-Peter Dickel

Die Drohne zeigt an, wo das Kitz zu finden ist. Suchen müssen es die Kitzrettern aber zu Fuß und mit Vorsicht, immer durch Funkgeräte dirigiert. „Die Drohne schwebt 60 Meter hoch“, erläutert Jonas Winnebald. So lassen sich große Bereiche eines Feldes schnell und sicher Absuchen. „Wir schaffen 25 Minuten mit einem Akku. Das reicht für 15 Hektar“, ergänzt Braun. Der Faktor Zeit ist wichtig, denn gerade jetzt, etwas später im Jahr, beginnt die Mähsaison und überschneidet sich so stärker mit der Setzzeit der Rehe, weiß Carsten Grauel. Er hat sich auch um die Walkie-Talkies bemüht, die die Firma „Frank Walz und Schmiedetechnik“ gesponsert hat. Überhaupt ist ohne Sponsoring keine Kitzrettung möglich.

Viele Unterstützer notwendig

Der Verein hat die Drohne mit Unterstützung der drei Jagdrevierpächter des Dorfes, Unterstützung des Heimatvereins, Geldern aus dem Nachhaltigkeitspreis der Stadt sowie von Sparkasse Wittgenstein, Volksbank Wittgenstein und der LVM Niederlassung Geier von Salisch finanziert. Von dem ehrenamtlichen Stunden - 40 bis 50 sind es im Regelfall pro Helfer in der Wochen - haben aber auch die Jäger und Landwirte etwas. Es geht nicht nur um das gute Gefühl, die Tiere vor einem grausamen Tod gerettet zu haben. Wer vorsätzlich - also ohne die Wiese abzusuchen - ein Kitz mäht, riskiert mindestens eine Geldstrafe von 3000 Euro pro Tier. Im schlimmsten Fall droht auch eine Haftstrafe wegen Wilderei und Tierquälerei. In den kommenden Tagen werden die Elsoffer noch öfter früh aufstehen. Die Zahl von 45 sei schon gut, aber diese wollen die Kitzretter in Elsoff übertreffen. Das gute Gefühl entschädigt dann fürs frühe Aufstehen - vor der Arbeit.

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Kitze nie mit der Hand anfassen

Wichtig: Wer ein Rehkitz findet, darf es nie mit bloßen Händen anfassen. Dann nehmen es die Mütter wegen des veränderten Geruchs nicht mehr an.

Die Elsoffer Kitzretter stülpen in der Regel Brotkisten der Bäckerei Schwan aus Diedenshausen über die Tiere. Dann erst tragen sie sie mit Handschuhen oder Grasbüscheln in den Händen an den Rand der Wiese.

Dort werden die Jungtiere dann abends von den Ricken abgeholt.