Wittgenstein/Bad Laasphe. Der Bad Laaspher will es wissen. Der SPD-Kommunalpolitiker kämpft um die Landtagskandidatur und steht im Interview Rede und Antwort.

Der Bad Laaspher SPD-Kommunalpolitiker Samir Schneider (37) wirft seinen Hut in den Ring und will am 2. Juli auf dem Parteitag als Kandidat für den Landtagswahlkampf 2022 aufgestellt werden. Schneider ist dabei nicht allein. Er tritt gegen den Siegerländer Studenten und Juso Julian Maletz an. Wir haben mit dem Wittgensteiner über seine politischen Ambitionen und Themen gesprochen.

Warum möchten Sie kandidieren?

In den letzten Jahren habe ich viel ehrenamtliche Arbeit in der gesamten Region Siegen-Wittgenstein gemacht, ob das zum Thema Abschaffung der kommunalen Straßenausbaugebühren war oder zum Kinderbildungsgesetz, zur Arbeitsplatzsituation oder kommunale Finanzen, den Transformationsprozessen in Stahlverarbeitenden Industrie oder der Automotiven Branchen. Da habe ich mich stark eingesetzt und wurde dann irgendwann von einigen Genossen angesprochen, ob ich Interesse hätte, mich mit der Unterstützung der Ortsvereine zu bewerben.

Fakten zu Samir Schneider

Samir Schneider ist 37 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Söhne im Alter von sechs Jahren und sechs Monaten.

Er hat Zerspanungsmechaniker gelernt und sich später zum CNC-Programmierer weitergebildet.

Schneider ist seit 16 Jahren in der SPD und aktuell Fraktionsvorsitzender im Stadtrat Bad Laasphe. Außerdem leitet er den Stadtverband der SPD.

Als sein Motto gibt er an: „Mit harter Arbeit kannst Du alles erreichen“.

Sie galten schon lange als kommender Kandidat. Warum bewerben sie sich erst jetzt?

Ich habe damals gesagt, das ist alles noch sehr weit weg. Ich konzentriere mich momentan auf meine Fraktion. Ich bin Fraktionsvorsitzender und wenn ich in so ein Amt gewählt werde, bin ich 100-prozentig, mit viel Engagement und Leidenschaft dabei. Deshalb habe ich meinen Fokus erstmal auf meine Kommune gesetzt. Jetzt, im Frühjahr, wurde ich dann erneut angesprochen. Und da habe ich gesagt, ich bespreche das erstmal mit meiner Familie.

Und was hat Ihre Familie dazu gesagt?

Ich lebe in einer politisch engagierten Familie und deswegen hat man mir immer den Rücken gestärkt. Sie sehen jeden Tag, wie ich mit Ehrgeiz und viel Engagement meine ehrenamtlichen kommunalen Tätigkeiten wahrnehme und finden auch, dass das der richtige Weg für mich ist. Ohne eine starke Familie im Hintergrund, könnte ich das nicht leisten. Ich bin sehr zielstrebig und investiere viel Zeit in meine politische Arbeit für das Gemeinwohl.

Was sagt ihre Frau dazu?

Als unser erster Sohn geboren wurde, bin ich kurze Zeit später 30 Jahre alt geworden und meine Frau sagte mir, Du musst Dich jetzt entscheiden: Entweder Fußball oder Politik? Zu diesem Zeitpunkt habe ich über 20 Jahre Fußball gespielt und bin nach vielen Verletzungen zu dem Entschluss gekommen, intensiver in der Politik mitzuarbeiten. Jetzt, nach sieben Jahren, kann ich sagen, dass das die richtige Entscheidung war.

Was macht ihnen daran Spaß?

In den politischen Gremien, Ideen entwickeln und andere Menschen von unseren Ideen zu überzeugen. Kommunikation ist ein wichtiger Schlüssel dabei. Mit anderen Fraktionen darüber zu sprechen und wenn nötig Kompromisse zu finden. Als Beispiel möchte ich aus Sicht unserer SPD-Fraktion die gute Kommunikation zwischen den Fraktionen im Bad Laaspher Stadtrat hervorheben. Der regelmäßige interkommunale Austausch mit den anderen SPD-Stadtverbänden oder Fraktionen ist für ein Perspektivwechsel sehr wichtig und gibt uns andere Sichtweisen zu den Themen und das macht mir sehr viel Spaß.

Sie müssen noch einen Zwischenschritt machen und sich auf dem Parteitag in Siegen-Wittgenstein einem Mitbewerber stellen - Julian Maletz. Was unterscheidet Sie von Ihrem parteiinternen Mitbewerber?

Durch meine politische Tätigkeit zum Thema Straßenausbaubeiträge habe ich mir über Jahre hinweg einen Namen im gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein und in ganz Nordrhein-Westfalen gemacht. Über mein landes- und bundespolitisches Netzwerk konnte ich wichtige Gesprächspartner in unsere Region einladen, um über Themen wie kommunale Finanzen mit den SPD-Bürgermeistern zu sprechen, mit unserer SPD Wittgenstein und Wolfgang Jörg in Raumland über das vmit dem Kita-Personal sowie mit dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden im Landtag Christian Dahm, den Bürgerinnen und Bürgern über Straßenausbaubeiträge in Bad Laasphe diskutieren. Das sind ein paar Beispiele dafür, dass ich mich schon über mehrere Jahre für unsere Region ehrenamtlich eingesetzt habe.

Für Wittgenstein funktioniert das in der SPD. Das zeigen gemeinsame Statements. Wie sieht es mit den Siegerländer Genossen aus?

Als ich vor einigen Jahren im Unterbezirksausschuss angefangen habe, über Straßenausbaubeiträge zu referieren oder Fahrten für Betroffene und SPD-Mitglieder nach Düsseldorf organisiert habe, war die Resonanz aus gesamt Siegen-Wittgenstein sehr groß. Zum Thema „Transformation der Arbeitswelt“ habe ich nach Absprache mit dem Lüdenscheider Gewerkschaftler Fabian Ferber und Dirk Wiese ein Papier für den Südwestfalenausschuss erarbeitet. Wir haben erklärt, welche Probleme es in Südwestfalen gibt und wir in Siegen-Wittgenstein leben von diesen Stahlverarbeitenden Unternehmen und der Automotive-Branche. Hier müssen wir unsere Strukturen verbessern. Dafür habe ich einen Antrag formuliert, im Südwestfalenausschuss vorgestellt und über den Unterbezirk an den Landesparteitag weitergeleitet. Mit meiner leidenschaftlichen Arbeit möchte ich mich bewerben.

Was heißt das konkret, die Strukturen verbessern, um Arbeitsplätze zu erhalten?

Wir müssen dafür Sorge tragen, dass unsere Unternehmen die infrastrukturellen Voraussetzungen haben, um auf dem Level zu bleiben, für den Südwestfalen steht. Wir sind eine Knowhow-Region. Deshalb muss es unser digitaler Anspruch sein, mehr als eine 100-Mbit-Leitung zu haben, mehr digitale Kompetenzzentren wo man mit verschieden Unternehmen Kräfte bündelt sich weiterbildet und gemeinschaftlich Forschungskapazitäten nutzt. Ein gutes Beispiel ist auch das Digitalum in Wittgenstein.

Datenleitungen sind eins, wie sieht es mit den Straßen aus?

Wir sehen die Unterschiede zwischen Siegen-Wittgenstein und unserem hessischen Nachbarkreis Marburg-Biedenkopf. Der Verkehrspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Sören Bartol (aus dem Wahlkreis Marburg-Biedenkopf/Die Red.) hat eine gewichtige Stimme. Für die Ortsumgehung bis nach Frankenberg werden gerade Erdmassen bewegt. Und bei uns passiert - verhalten formuliert - aktuell sehr wenig. Wir brauchen ein bundes- und landespolitisches Netzwerk, um diese Punkte gemeinsam auszuarbeiten. Netzwerke und einflussreiche Unterstützer sind sehr wichtig.

Mit Blick auf die Umfragewerte in Bund und Land, kann es sei, dass das politische Netzwerk der SPD kleiner wird und politische Arbeit schwerer wird...

Das sind aktuelle Umfragen und bis zur Landtagswahl 2022 dauert es noch eine Weile. Politische Netzwerke sind besonders für unsere ländliche Region enorm wichtig. Durch meine umfangreichen Tätigkeiten habe ich mir ein landes- und bundespolitisches Netzwerk aufgebaut. Für eine nachhaltige Weiterentwicklung unserer Region ist das zwingend notwendig.