Die Stadt Bad Laasphe will behindertengerechter werden und hat dafür eine Umfrage für Betroffene gestartet. Nun liegen die Ergebnisse vor.
Bad Laasphe. Wie ist es um die Inklusionin Bad Laasphe bestellt? Was läuft gut in Sachen Teilhabe und Barrierefreiheit und wo gibt es noch Verbesserungsbedarf? Wie erleben Menschen mit Behinderung die Lahnstadt? Und gibt es Betroffene, die an einer aktiven Gremienarbeit interessiert sind, damit Menschen mit Behinderung in Bad Laasphe mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten erhalten und Projekte zur Überwindung von Hindernissen angestoßen werden können? Diese und weitere Fragen richteten die städtische Behindertenbeauftragte Maike Thielmann, Margit Haars vom Wittgensteiner Psychosozialen Forum (Wips-Forum) und Jan-Frederik Fröhlich von der ergänzenden unabhängigen Teilhabe-Beratung (EUTB) in den vergangenen Monaten gezielt an alle Menschen mit Behinderung, die in Bad Laasphe leben.
Die Eindrücke sind sehr individuell
Das Ziel: die Lahnstadt mithilfe Betroffener langfristig behindertengerechter machen. Um Bedarfe abzuklopfen und engagierte Mitstreiter für ihre Idee zu finden, hatten sie gemeinsam einen Fragebogen entwickelt, über den Menschen mit Behinderung ihrer Stadt ein Feedback geben konnten. Inzwischen ist die Befragung abgeschlossen und die Fragebögen sind ausgewertet. 22 Rückläufer haben die Verwaltung erreicht. „Das ist nicht unbedingt viel, die Resonanz war leider sehr zögerlich. Doch wir danken allen, die mitgemacht und uns ihre Eindrücke geschildert haben“, so Maike Thielmann.
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Und was sind das für Eindrücke? „Sehr individuelle“, fasst es die Behindertenbeauftragte knapp zusammen. Oder anders ausgedrückt: So bunt gemischt wie die Teilnehmenden – quasi jede Altersstufe war vertreten – seien auch die Antworten gewesen. Nichtsdestotrotz konnte Maike Thielmann Themen ausmachen, die viele für wichtig erachteten. Eines davon ist die Personenbeförderung bzw. der ÖNPV: „Hier wird zweifelsohne Verbesserungsbedarf gesehen. Das meldeten vor allem Teilnehmende aus den umliegenden Dörfern.“ Ein anderes seien die Einkaufsmöglichkeiten. „Gerade was Produkte des täglichen Bedarfs angeht, wünschen sich die Personen in den Dörfern und in bestimmten Bereichen in der Kernstadt, zum Beispiel rund um die Altstadt, ein räumlich näheres Angebot“, berichtet die Behindertenbeauftragte.
Grundsätzliche Lebensqualität wird als sehr hoch angesehen
Und auch der Wunsch nach einem behindertengerechteren bzw. barrierefreieren Kulturangebot wurde geäußert. Maike Thielmann: „Hier ging es weniger um bauliche als um zwischenmenschliche Barrieren, wie zum Beispiel dem Fehlen eines Übersetzers für Gebärdensprache bei Vorträgen oder Lesungen. Bauliche Barrieren haben die Teilnehmenden am Wilhelmsplatz und in der Altstadt ausgemacht – Stichwort: Kopfsteinpflaster.“
Doch es gab auch positive Rückmeldungen: „Die Auswertung hat gezeigt, dass die Teilnehmenden die grundsätzliche Lebensqualität von Bad Laasphe als sehr hoch ansehen, gerade was die Kernstadt angeht“, berichtet Maike Thielmann. Und was macht die Stadt nun mit diesen Ergebnissen? „Durch die Rückläufer haben wir schon mal einen ersten Eindruck gewonnen, was bereits gut läuft und wo noch nachgebessert werden dürfte“, so Maike Thielmann. „Nun müssen wir schauen, was davon wie umgesetzt werden könnte.“ Die Hoffnung sei gewesen, durch die Fragebogen-Aktion Betroffene zu finden, die das Interesse haben, an dieser Thematik weiterzuarbeiten und bei der Umsetzung zu unterstützen: „Angedacht war, mit allen Interessierten im Anschluss an diese Umfrage eine Arbeitsgruppe zu bilden, in der dann Projekte entwickelt und Maßnahmen angestoßen werden, die die Abschaffung bzw. Überwindung von Hindernissen und die barriereärmere Gestaltung von Bad Laasphe zum Ziel haben“, sagt Maike Thielmann. „Denn um sicherzugehen, dass das, was wir tun, wirklich sinnvoll ist, benötigen wir die Expertise von Menschen mit Behinderung. Sie können uns aus ihrem Alltag heraus am besten sagen, wo es gerade am meisten hakt und welche Themen zu kurz kommen, denn sie haben die praktische Erfahrung. Es ist wichtig, dass diese Menschen gesehen werden und eine Stimme bekommen. Daher sollen und müssen sie partizipieren können.“
Hoffnung auf Inklusionsarbeitskreis
Leider hätten sich bislang aber nur wenige Interessierte gemeldet, die ihre Bereitschaft zur Mitarbeit erklärt hätten. Doch Maike Thielmann, Margit Haars und Jan-Frederik Fröhlich haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben: „Vielleicht finden wir ja noch Personen, die sich zum Beispiel in einem Inklusions-Arbeitskreis einem Arbeitskreis Barrierefreiheit engagieren möchten. Die Bandbreite an Beteiligungsmöglichkeiten ist groß. Auch weitere Selbsthilfegruppen – auch für Angehörige, inklusive Gesprächskreise oder Trialoge für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sind denkbar. Jeder, der Interesse hat, darf sich gerne melden.“ Ein erstes Online-Treffen aller Interessierten ist für den Nachmittag des 9. Juni angedacht. Anmeldungen dafür nimmt Maike Thielmann entgegen. Maike Thielmann ist unter 02752/909-153 oder per E-Mail an m.thielmann@badlaasphe.de zu erreichen. Die Postadresse lautet: Stadtverwaltung Bad Laasphe, z. Hd. Maike Thielmann, Mühlenstraße 20, 57334 Bad Laasphe.
Die Behindertenbeauftragte betont, dass sie natürlich auch weiterhin für alle Fragen und Anmerkungen rund um das Thema Inklusion und Barrierefreiheit in Bad Laasphe und seinen Dörfern zur Verfügung steht – auch wenn die Fragebogenaktion inzwischen abgeschlossen ist. In diesem Zusammenhang macht sie gemeinsam mit dem Feudinger Hans-Peter Sonneborn vom Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen, Bezirksgruppe Wittgenstein, auf die Aktion „Kontrastreiche Poller“ aufmerksam. Dabei handelt es sich um eine bundesweite Kampagne des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e.V. (DBSV) anlässlich des Sehbehindertentages, der traditionell am 6. Juni begangen wird.
Poller als gefährliches Hindernis
Um darauf aufmerksam zu machen, dass Poller, wie sie oft auf Bürgersteigen zu finden sind, für sehbehinderte Fußgänger ein gefährliches Hindernis darstellen können, sollen in der Zeit vom 1. bis 11. Juni möglichst viele dieser schmalen Barrieren eine rot-weiß gestrickte Mütze erhalten – inklusive Infozettel, mit dem der Sachverhalt erklärt wird. Hans-Peter Sonneborn hofft, auch in Bad Laasphe graue Metallpfosten „bemützen“ zu können, um auf die Problematik aufmerksam zu machen: „Dafür muss ich von Betroffenen allerdings erst mal wissen, welche Poller als Barrieren angesehen werden.“ Der Feudinger möchte möglichst viele Blinde und Sehbehinderte aus dem Stadtgebiet in die Aktion einbinden. „Wer mitmachen möchte, mehr über die Sache erfahren will oder ein Beispiel für einen hinderlichen Poller hat, den bitte ich, sich mit Frau Thielmann oder mit mir in Verbindung zu setzen“, so Hans-Peter Sonneborn. Hans-Peter Sonneborn erreichen Sie unter 02754/212470, 0173/2948876 oder per E-Mail an h-p.sonneborn@t-online.de zu erreichen.
Weitere Informationen zur Aktion „Kontrastreiche Poller“ gibt es hier.