Barrierefreiheit und Mobilität: Der Kreistag verabschiedet neuen Integrationsbericht. Die Arbeitsgruppen stellen ihre Ziele vor.

Siegen-Wittgenstein. „Vielfalt ist niemals eine Schwäche, sondern immer eine Bereicherung – für jeden einzelnen, aber auch für eine Gesellschaft insgesamt. Deshalb geht es bei Inklusion auch um viel mehr als ‚nur‘ um die Integration von Menschen mit Behinderung. Es geht darum, unsere Gesellschaft insgesamt zu stärken, menschlicher und lebenswerter für alle zu machen“, machen Landrat Andreas Müller und Helge Klinkert, Dezernentin für Schule, Bildung, Soziales und Jugend, im neuen Inklusionsbericht des Kreises deutlich. Den hat der Kreistag jüngst verabschiedet.

Positive Bilanz

Seit Sommer 2018 haben rund 100 Vertreter unterschiedlichster gesellschaftlicher Gruppen Bilanz gezogen und nach vorne geblickt. Dabei wurden die Ziele aus dem ersten Bericht überprüft und – soweit noch nicht umgesetzt – auf ihre künftige Bedeutung bewertet und gewichtet. In den vergangen Jahren hat sich vieles entwickelt: Etwa im Bereich des ÖPNV. Immer mehr Busse aber auch Haltestellen sind barrierefrei und diese Entwicklung geht weiter. Im Freizeit- und Kulturbereich wurde in einem vom Kreis Siegen-Wittgenstein geförderten Projekt ein Technikpool angeschafft, der es Veranstaltern ermöglicht, ihre Angebote barrierefrei zu gestalten. „Unsere Gesellschaft ist in den letzten Jahren insgesamt für Fragen der Inklusion sensibler geworden“, stellt der Landrat fest.

„Wenn wir aber tatsächlich eine Inklusive Gesellschaft wollen, die möglichst vielen Menschen Teilhabe eröffnet – und das ist und bleibt mein Ziel – dann ist das kein Selbstläufer“. So bleibe es eine Herausforderung, Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Zudem gebe es im öffentlichen Raum nach wie vor zu viele Barrieren: zum Beispiel Stufen, die mit Rollator oder Rollstuhl nicht zu überwinden seien. Oft fehlten auch Informationen in Blindenschrift oder in Leichter Sprache. Und auch Gebärdendolmetscher seinen bei öffentlichen Veranstaltungen immer noch die Ausnahme, resümiert Andreas Müller. Und so finden sich im neuen Inklusionsbericht konkrete Ziele für die kommenden Jahre. Beispiele aus den Arbeitsgruppen:


AG Gesundheit, Pflege und Soziales:
Es soll ein „Wegweiser Sozialamt“ entwickelt werden, um Bürgern Informationen über die Leistungen des Sozialamtes sowie die Zugangs- und Antragsmöglichkeiten in Leichter Sprache zur Verfügung zu stellen. Dazu sollen alle Leistungen des Sozialamtes mit entsprechenden Beschreibungen professionell in Leichter Sprache aufbereitet werden.

AG Arbeit, Soziales und Beschäftigung: Der Darstellung von Positivbeispielen zur gelungenen Integration in den Arbeitsmarkt und den dazu passenden Förderungen sowie deren Ansprechpartnern wird ein hoher Wirkungsgrad zugeschrieben.

AG Bauen und Wohnen: „Barrierefreies Planen und Bauen ist ein Planen und Bauen für alle Menschen, eine Architektur für heute und morgen. Das Engagement der gesamten Gesellschaft ist gefordert, um noch bestehende Barrieren konsequent abzubauen und bei Neubauten eine umfassende Barrierefreiheit im Sinne eines ‚universellen Designs‘ / ‚Designs für Alle‘ zu verwirklichen“, sind die Mitglieder der AG überzeugt. Der AG ist es daher wichtig, mit einer Broschüre für ein barrierefreies, menschengerechtes Planen und Bauen zu werben und gleichzeitig zu informieren, was dabei zu beachten ist.


AG Schule:
Eine adressatenorientierte, gut strukturierte Internetpräsenz könnte Eltern von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf helfen, passgenaue Beschulungsangebote zu finden.


AG Mobilität:
Eine Maßnahme aus dem Ende 2018 beschlossenen klimafreundlichen Mobilitätskonzept ist die Einrichtung von Mobilstationen. Zu den Mindeststandards gehören unter anderem auch die Barrierefreiheit sowie ein Reliefplan für Blinde und sehbehinderte Menschen. Ziele der Mobilstationen sind neben der Vernetzung unterschiedlicher Verkehrsträger, die Förderung der Nutzung von umwelt- und klimafreundlichen Mobilitätsangeboten sowie die Sicherstellung der Mobilität gerade auch für in ihrer Mobilität oder Sensorik eingeschränkte Menschen.